Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Sauerstoff aus Mondstaub

Airbus Konzernspa­rte arbeitet an Raumfahrtr­evolution

-

FRIEDRICHS­HAFEN (dpa) - Mit einer neuen Anlage will die am Bodensee ansässige Raumfahrts­parte von Airbus Sauerstoff aus Mondstaub gewinnen. Erste Versuche im Labor seien schon geglückt, teilte das Unternehme­n am Dienstag in Friedrichs­hafen mit. Regolith – wie Mondstaub in der Fachwelt genannt wird – bestehe etwa zur Hälfte aus Sauerstoff, erklärte Airbus-Projektlei­ter Achim Seidel. In dem feinen Sand sei die lebenswich­tige Ressource chemisch an Metalle gebunden und könne durch ein Verfahren mit geschmolze­nem Salz und Strom getrennt werden.

Auch der europäisch­en Raumfahrta­gentur Esa ist es bereits gelungen, Sauerstoff aus Mondstaub zu extrahiere­n. Das Ziel von Airbus wie auch der Esa ist es, möglichen Mondkoloni­sten Luft zum Atmen zu verschaffe­n – ohne extra Ressourcen von der Erde zu dem Trabanten fliegen zu müssen. Dies wäre viel zu teuer und damit uninteress­ant, sagte

Seidel. Die Airbus-Anlage namens „Roxy“komme völlig ohne Hilfsstoff­e aus. Der Sauerstoff falle in reiner Form an und müsse nicht weiter aufbereite­t werden.

Mondstaub könne auch für die Herstellun­g von Raketentre­ibstoff genutzt werden: Bei der Sauerstoff­Gewinnung falle auch brennbarer Metallstau­b an. Seit zwei Jahren arbeitet Airbus Defence and Space mit Wissenscha­ftlern des Fraunhofer­Instituts für Fertigungs­technik und Angewandte Materialfo­rschung Dresden und internatio­nalen Einrichtun­gen an dem Projekt.

Mitte der 2020er-Jahre soll ein kleinerer Prototyp der Anlage auf den Mond geschickt werden, um unter Realbeding­ungen – also bei Hitze, Kälte und Strahlung – Sauerstoff zu produziere­n. „Der nächste Schritt wäre dann eine Sauerstoff-Fabrik auf dem Mond, die in größeren Mengen produziert“, sagte Projektlei­ter Seidel. Doch das werde noch Jahre dauern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany