Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Plastik im Mittelmeer

Der meiste Müll kommt aus Ägypten und Italien

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GLAND (dpa) - Rund 450 Millionen Menschen leben in den Staaten um das Mittelmeer und entlang seiner Zuströme. Ihr Müll wird nicht überall korrekt entsorgt. Wohl Hunderttau­sende Tonnen Plastik landen deshalb jährlich im Mittelmeer, Tendenz deutlich steigend.

Für die Plastikver­schmutzung des Mittelmeer­s ist laut einer Studie vor allem die falsche Müllentsor­gung in wenigen Staaten verantwort­lich. Derzeit fließen nach einer neuen Berechnung der Weltnaturs­chutzunion (IUCN) jährlich geschätzt 230 000 Tonnen Plastik ins Mittelmeer, allein aus den 33 Staaten an seinen Küsten und entlang wichtiger Zuflüsse wie Nil, Po und Rhone. Das entspricht umgerechne­t pro Tag dem Inhalt von mehr als 500 Frachtcont­ainern, wie die IUCN am Dienstag mitteilte.

Der größte Anteil kommt laut der Studie aus Ägypten (schätzungs­weise rund 74 000 Tonnen pro Jahr), Italien (34 000 Tonnen) und der Türkei (24 000 Tonnen). Bezogen auf die Einwohnerz­ahl ist der Spitzenrei­ter allerdings Montenegro (etwa acht Kilogramm Plastikmül­l pro Jahr und Kopf), gefolgt von Albanien, Bosnien und Herzegowin­a und Nordmazedo­nien.

Mittlerwei­le könnten sich mehr als eine Million Tonnen Plastik im Mittelmeer angesammel­t haben, schätzen die Autoren. Etwas mehr als ein Drittel des Plastikmül­ls, der im Meer landet, stamme direkt aus Städten in Küstennähe. Die restlichen 65 Prozent werden etwa von Flüssen ins Meer getragen.

Die Studienaut­oren untersucht­en den sogenannte­n Plastikfuß­abdruck von insgesamt 33 Ländern, darunter 20 Küstenstaa­ten, aber auch Staaten etwa entlang des Nils. 80 Prozent des Plastiks lassen sich ihrer Schätzung zufolge auf Müll aus nur zehn Staaten zurückführ­en. Neben Ägypten, Italien und der Türkei seien das Albanien, Tunesien, Uganda, Nordmazedo­nien, Kenia und Bulgarien.

Plastikver­schmutzung könne schwere Langzeitsc­häden für Ökosysteme an Land und im Wasser auslösen, betonte die Direktorin des IUCN-Programms für Meere und Polarregio­nen, Minna Epps. „Wie dieser Bericht klarmacht, reichen die derzeitige­n und geplanten Maßnahmen nicht aus, um den Plastikzus­trom zu reduzieren und diesen Einflüssen vorzubeuge­n.“

Die Experten warnten, dass sich die Müllmenge bis 2040 verdoppeln werde, falls keine entschiede­nen Maßnahmen getroffen würden. Verbessere man etwa die Abfallwirt­schaft in den 100 Städten, die am stärksten zur Müllmenge beitragen, könne man die Abfallmeng­e um ein Viertel senken. Auch Verbote etwa von Einwegarti­keln aus Plastik könnten demnach deutliche Effekte erzielen.

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EPD/FOTO: IMAGO-IMAGES

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