Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Wählen im Stadion

Viele Mannschaft­en aus den großen US-Sportligen sorgen für riesige Wahllokale – James als Vorreiter

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LOS ANGELES (dpa) - Bis die Footballfa­ns der Los Angeles Rams das erste Mal ins milliarden­teure neue SoFi Stadium dürfen, dauert es wegen der Corona-Pandemie womöglich noch Monate. Die futuristis­che Anlage kennen sie bislang überwiegen­d nur aus dem Fernsehen. Die Präsidente­nwahl in den USA bietet nun nicht nur den Rams-Anhängern die Chance, sich zumindest auf dem Gelände des Hollywood Park schon einmal umzusehen. Denn wie viele andere der riesigen Stadien und Sporthalle­n im US-Profisport ist auch der Komplex in Inglewood bei dieser so aufgeheizt­en Wahl zwischen Amtsinhabe­r Donald Trump und seinem Herausford­erer Joe Biden erstmals ein Wahllokal.

Ausgelöst haben diese bemerkensw­erte Entwicklun­g die Basketball-Profis der NBA. Seit dem durch Polizisten verursacht­en Tod des Afroamerik­aners George Floyd und den folgenden landesweit­en Protesten gegen Rassismus und Polizeigew­alt gegen Schwarze haben sich vor allem die Frauen und Männer aus dieser Sportart dafür eingesetzt, dass die Infrastruk­tur ihrer Mannschaft­en für die Wahl genutzt wird. Weil sie verhindern wollen, dass Menschen ihre Stimme nicht abgeben – weil Warteschla­ngen zu lang sind, die Sorge vor dem Coronaviru­s in kleinen Wahllokale­n wie Schulen oder Büchereien zu groß ist oder sie sich schlicht nicht erwünscht und schikanier­t fühlen.

Der NBA-Superstar und erklärte Trump-Gegner LeBron James hat zudem die Initiative „More than a vote“ins Leben gerufen und will damit vor allem Schwarze dazu animieren, ihre Stimme auch wirklich abzugeben. Mit seinen Millionen Fans in den sozialen Netzwerken hat der Profi von Meister Los Angeles Lakers eine enorme Reichweite. Auf vielen Trikots der NBA-Spieler stand bis zum Saisonende zudem „Vote“(wähle), in Interviews haben die Profis wieder und wieder auf die Notwendigk­eit hingewiese­n, abstimmen zu gehen. Die National Football League schaltet Spots zur besten Sendezeit während der NFL-Spiele und ruft zur Wahl auf.

Die Dallas Mavericks, die Los Angeles Lakers, die Sacramento Kings – 20 NBA-Teams stellen Einrichtun­gen zur Verfügung. 16 Football-Teams wollen nach Angaben der NFL ihre Arenen in irgendeine­r Form für die Wahl nutzbar machen. Nicht überall kann in vollem Umfang gewählt werden, an manchen Orten können sich Bürger nur registrier­en oder ihre bereits ausgefüllt­en Wahlzettel abgeben. Aber auch damit soll die Wahlbeteil­igung nach oben getrieben werden. Die Heimspiels­tätte der Atlanta Hawks in Geogia zählt zu den bereits geöffneten Wahllokale­n: 19 Tage lang können Amerikaner dort ihre Stimme abgeben. Bei laut „USA Today“302 Wahlmaschi­nen kommen da theoretisc­h einige Zehntausen­d Stimmen zusammen – in einem Bundesstaa­t, den der Republikan­er Trump vor vier Jahren gewann, der nun aber umkämpft ist und an Biden gehen könnte.

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FOTO: KEVORK DJANSEZIAN/AFP Die Los Angeles Rams rufen nicht nur zur Wahl auf – sie machen aus ihrem riesigen Stadion auch ein Wahllokal.

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