Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Bücherstapel so hoch wie das Wassertor
Wie Isnyer Schulen bei den Landesliteraturtagen Kindern die Lust am Lesen vermitteln
ISNY - Gelingt es Isnyer Kindern, in den nächsten Monaten so viele Bücher zu lesen oder vorgelesen zu bekommen, dass sie aufeinandergestapelt – zumindest rechnerisch – die Höhe des Wassertors übertreffen? Das wären immerhin 29,5 Meter; und ist Ziel der Aktion „Bücherturm“(www.buechertuerme.de), an der sich die Grundschule am Rain aktuell beteiligt.
Initiiert wurde eigens auch eine Crowdfunding-Aktion über die Volksbank Allgäu-Oberschwaben, um die Aktivitäten zu finanzieren. Etwa das Honorar für Kinderbuchautorin Sabine Ludwig, die am 22. Oktober für drei Lesungen nach Isny kam. Oder Sponsoren für Preise zu finden als Anreiz für den Bücherturm. Wer die Isnyer Grundschule unterstützen möchte, hat dafür noch Zeit bis zum 1. November (InternetLink siehe Kasten).
Was an der Grundschule läuft, ist nur ein Beispiel dafür, wie die hiesigen Bildungseinrichtungen die Wochen der Baden-Württembergischen Literaturtage (BWLT) bis zum 14. November intensiv nutzen, um Kinder fürs Lesen zu begeistern. Vergleichbares kam in den Partnerausrichterstädten Leutkirch und Wangen übrigens nicht zustande.
In Isny engagieren sich Lehrerinnen und Lehrer von Gymnasium, Verbundschule und Grundschulen zusammen mit Annette Schmid, der Leiterin der Stadtbücherei. Bedauerlicherweise mussten wegen der Corona-Krise die Öffentlichkeit großteils ausgeschlossen und viele Veranstaltungen umorganisiert oder gar abgesagt werden.
Die Fäden rund um Projekte wie Lesungen, Theater, Ausstellungen und Präsentationen laufen schon seit vielen Monaten zusammen bei Nadine Heindl vom Büro für Kultur, die die „Schul-AG“unterstützt und koordiniert: „Wir bemühen uns seit Jahren, auf die Schulen einzugehen, das funktioniert beim Theater inzwischen schon gut, vom Kindergartenkind bis zu den Zwölftklässlern, zum Beispiel wenn wir die Stücke für die Reihe ,Zwischentöne’ auswählen.“
Nun sollte die Literatur folgen: „Es wäre ganz viel in der Pipeline, und wir versuchen, dass wir alles, was nach den Herbstferien laufen soll, auch durchführen können, aber aktuell ist alles sehr in Bewegung“, erklärt Heindl am Mittwoch den ungewissen Stand der Dinge angesichts der Pandemie-Entscheidungen, die in Berlin anstanden.
Die städtische Kulturarbeit habe auch die BWLT „nicht an der Zielgruppe vorbei“planen wollen und die Schulen in der Vorplanungsphase angeschrieben. „Daraus hat sich die Schul-AG ergeben, sie hat viele Ideen entwickelt, woraus ein spannendes Programm entstanden ist, besonders für die jüngeren Schüler“, erklärt Heindl.
Zur Projektgruppe gehören von der Grundschule Kirsten Skowronek, „von Anfang an im Team, weil das eine großartige Gelegenheit ist“, und Lisa-Marie Gaile, erst seit diesem Schuljahr in Isny, die „das Projekt spannend“findet. Fürs Gymnasium engagieren sich ebenfalls seit Beginn der BWLT-Planungsphase Ann-Katrin Lenke, Lehrerin für Deutsch und Kunst, Thomas Stalder, Leiter der Fachschaft Deutsch, und Isabell Dinser, die seitens der Schulbibliothek Lesungen möglich zu machen versucht. Renate König und Miriam Mayer sind die treibenden Lehrkräfte an der Verbundschule, die angesichts der steigenden Corona-Infektionszahlen ihr Programm allerdings drastisch reduzierte.
Umso begeisterter war Skowronek, dass drei vom Kinderschutzbund mit unterstützte Lesungen mit Sabine Ludwig in der Turnhalle auf dem Siloah-Gelände stattfinden konnten. Die Grundschullehrerin hatte die Kinderbuch-Bestseller-Autorin und „Lesekünstlerin“aus Berlin im Frühjahr im Namen der SchulAG angeschrieben und eingeladen. Ludwig sagte zu und habe nun „großartig unter Corona-Bedingungen“vor insgesamt sechs Klassen der Klassenstufen 3 und 4 aus ihren „Miss Braitwhistle“-Büchern gelesenen, Episoden aus dem Schulleben der beiden Viertklässler Franz und Aki, die mit ihrer „fabelhaften“Englischlehrerin allerhand Kurioses erleben.
Außerdem habe Ludwig „spannend und unterhaltsam auch aus ihrem Leben und von ihrer Arbeit als Schriftstellerin“erzählt. Groß sei die Freude unter den Kindern laut Skowronek auch gewesen über Autogrammkarten und als die Autorin persönliche Widmungen in von den Kindern mitgebrachte Bücher schrieb.
Nadine Heindl vom Büro für Kultur und die mit den BWLT befassten Lehrkräfte hoffen, dass trotz CoronaEinschränkungen nach den Herbstferien weitere Veranstaltungen möglich sind. Die Grundschule will an ihrer Projektwoche vom 2. bis 6. November festhalten, der „Tag der offenen Tür“am 12. November ist indes jetzt schon abgesagt. Am Gymnasium wird überlegt, wie und wann der Diskussionsabend mit InvestigativJournalist Hannes Munzinger nachgeholt werden kann.