Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Kein Verfahren gegen Moll
Staatsanwaltschaft sieht den Tatbestand der Untreue nicht gegeben
[…] und die menschliche Sprache gleicht einem zersprungenen Kessel, auf den wir krude Rhythmen wie für Tanzbären trommeln, während wir uns danach sehnen, eine Musik zu machen, bei der die Sterne schmelzen. (Gustave Flaubert, 1821 bis 1880, französischer Erzähler und Novellist)
Rühre die Laute nicht, wenn ringsum Trommeln erschallen; führen Narren das Wort, schweiget der Weise still. (Johann Gottfried von Herder, 1744 bis 1803, Kulturphilosoph, Dichter und Übersetzer)
Schulterklopfer sind getarnte Schläger. (Professor Querulix, *1946, deutscher Aphoristiker und Satiriker)
Da sind Leier und Harfe, Trommel und Flöte und Wein bei ihren Trinkgelagen, aber auf das Tun des Herrn blicken sie nicht und das Werk seiner Hände haben sie nicht gesehen. (Jes 5,12) Melinda, Margarete
John Glenn fliegt 77-jährig mit der Raumfähre Discovery zum zweiten Mal ins All. Weltraummediziner erwarten sich von der Mission STS-95 Aufschlüsse über das Altern.
AMTZELL - Amtzells Bürgermeister Clemens Moll kann aufatmen. Wie die Staatsanwaltschaft Ravensburg auf Nachfrage der Schwäbischen Zeitung am Mittwoch erklärt, wird gegen das Gemeindeoberhaupt kein Ermittlungsverfahren wegen Untreue eingeleitet. Die Prüfung des Sachverhalts habe ergeben, dass die Vorgehensweise in Ordnung gewesen sei, erklärte die mit der Prüfung beauftragte Oberstaatsanwältin Christine Weiss. Aus Rechtsgründen sei der Vorwurf nicht haltbar und erfülle nicht den Tatbestand der Untreue.
Für Clemens Moll ist die Nachricht sowohl eine Bestätigung der Richtigkeit seines Handelns und der des Gemeinderats, als auch eine persönliche Erleichterung. „Gerade die Tatsache, dass wir an den Verein Orienthelfer spenden wollten, hat mir immer die Sicherheit gegeben, das Richtige getan zu haben.“Trotzdem sei ihm ein „sehr großer Stein vom Herzen gefallen“, als er jetzt die Benachrichtigung bekommen habe.
Neben der Gewissheit, dass kein Ermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet wird, sei natürlich die Tatsache, dass die Amtzeller Bürger innerhalb weniger Tage die zugesagten 5000 Euro gespendet haben, der größte Erfolg. Dadurch seien in erster Linie die notleidenden Menschen im Libanon die Gewinner dieser Situation. Der Versuch, diesen Menschen zu helfen, habe schließlich immer im Vordergrund gestanden, so Moll. Die in der Gemeinde vorhandene Spenden- und Hilfsbereitschaft habe ihn begeistert und sehr beeindruckt, so der Bürgermeister weiter. Täglich seien Spenden eingegangen und zum Teil sogar in Form von Bargeld direkt in seinem Büro abgegeben worden.
Dabei habe er auch sehr viel Zuspruch und Aufmunterung erfahren. Die vielen Solidaritätsbekundungen von Kollegen und Bürgern, sowohl für ihn, als auch für die Hilfsaktion hätten ihn schlichtweg begeistert. „Vereinzelt haben mir sogar Leute beim Joggen zugerufen, dass ich nichts falsch gemacht habe.“Für diese mentale Unterstützung wolle er sich hier noch einmal explizit bedanken.
Eine direkte Wiederaufnahme der „Ein-Euro-pro-Einwohner-Spende“strebt die Gemeinde trotz der Entscheidung des Staatsanwaltschaft erst einmal nicht an. Man wolle jetzt die offizielle Begründung abwarten. Aber „selbstverständlich behalten wir es uns vor, wieder einmal Beschlüsse in diese Richtung zu fassen, wenn wir wieder einmal in seine solche Situation kommen.“Schließlich blieben die Verbindungen der Gemeinde in den Libanon auch weiterhin bestehen.
Er selber habe aber bereits jetzt viel aus den zurückliegenden Tagen gelernt. Die Erfahrung, wegen eines Beschlusses im Gemeinderat persönlich angezeigt zu werden, sei auch für ihn gänzlich neu gewesen. Künftig werde er möglicherweise kritische Aspekte noch intensiver überprüfen, allerdings wolle er aufgrund eines solchen Einzelfalls jetzt nicht sein komplettes Handeln in Frage stellen. „Es wird im Hinterkopf bleiben, aber wir werden unser Handeln bei künftigen Entscheidungen davon nicht beeinflussen lassen.“
Besonders die Reaktion der Bevölkerung habe ihm demonstriert, dass die Aktion der Gemeinde, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und anderen zu helfen, von vielen Bürgern begrüßt und für gut befunden wurde.