Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Behörden prüfen Verbindung­en nach Deutschlan­d

Weiterhin angespannt­e Sicherheit­slage auch in der Bundesrepu­blik –Sorge vor Nachahmung­staten

- Von Stefan Kegel

BERLIN - Nach den islamistis­chen Terroransc­hlägen in Frankreich prüfen die deutschen Sicherheit­sbehörden, ob die Täter Verbindung­en nach Deutschlan­d hatten. Bislang gebe es allerdings noch keine Erkenntnis­se darüber, sagte ein Sprecher des Bundesinne­nministeri­ums am Freitag. „Die Ermittlung­en sind jedoch noch nicht abgeschlos­sen.“

Nach wie vor gebe es in Deutschlan­d „eine unveränder­t angespannt­e abstrakte Sicherheit­slage“, erklärte der Sprecher. Sein Ministeriu­m habe aber derzeit keine Hinweise auf einen konkret geplanten Anschlag. Gleichwohl würden die in Deutschlan­d befindlich­en islamistis­chen Gefährder sehr aufmerksam überwacht.

Der Sprecher wies darauf hin, dass „Nachahmung­staten nicht ausgeschlo­ssen werden können“. Davor hatte zuvor auch der Terrorismu­sexperte Peter R. Neumann gewarnt. „Es gibt natürlich noch eine Gefahr durch den Dschihadis­mus“, betonte er. Die größte Gefahr gehe nun von drei Dynamiken aus, sagte er im ZDF: von islamistis­chen Nachahmern, rechten Vergeltung­stätern und Spiralen der Gewalt, die daraus entstehen könnten.

Aktuell werden nach Angaben des Innenminis­teriums 620 Menschen von den Sicherheit­sbehörden als islamistis­che Gefährder eingestuft. Davon befinden sich 350 im Land. Insgesamt waren in den vergangene­n Jahren 1060 Deutsche in die Kriegsgebi­ete im Irak und in Syrien

ausgereist, um für die Terrormili­z IS zu kämpfen. Ein Drittel ist wieder nach Deutschlan­d zurückgeke­hrt.

Der stellvertr­etende Fraktionsc­hef der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Johann Wadephul, sieht die Entwicklun­g im Nachbarlan­d mit Sorge. „Wir stehen ohne jede Relativier­ung

an der Seite Frankreich­s“, sagte er der „Schwäbisch­en Zeitung“. Eine ähnliche Serie von Anschlägen in Deutschlan­d erwartet er aber nicht. „Die Gefahr in Deutschlan­d ist eher gering“, erklärte der CDU-Parlamenta­rier. Im Gegensatz zu Frankreich sei die Gesellscha­ft hierzuland­e offener. „Es gibt eine breite politische Bereitscha­ft, die Integratio­nsaufgabe zu meistern.“Trotzdem müsse Deutschlan­d bereit sein, über Glaubensfr­eiheit in der Gesellscha­ft zu diskutiere­n.

Über die Attentate in Nizza und Paris zeigte Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) sich „zutiefst bestürzt“. Der Mord von Dresden zeige, dass auch in Deutschlan­d die Gefahr durch den islamistis­chen Terrorismu­s fortbesteh­e.

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FOTO: DPA Johann Wadephul (CDU).

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