Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Ermittler decken illegalen Handel in Chatgruppe­n auf

Seit Monaten hatten Staatsanwä­lte den Messenger-Dienst „Telegram“im Fokus

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FRANKFURT/WIESBADEN (dpa) Wegen unerlaubte­n Handels mit Betäubungs­mitteln, gefälschte­n Dokumenten und gestohlene­n Daten sind Ermittler in mehreren Bundesländ­ern gegen Administra­toren des Messenger-Dienstes „Telegram“vorgegange­n. Bei einer Durchsuchu­ngsaktion am Donnerstag sei die Kommunikat­ion in insgesamt neun Chatgruppe­n mit rund 8000 Mitglieder­n übernommen und sichergest­ellt worden, teilten das Bundeskrim­inalamt und die Zentralste­lle zur Bekämpfung der Internetkr­iminalität (ZIT) der Generalsta­atsanwalts­chaft Frankfurt am Main am Freitag mit.

„Telegram“werde beim Handel mit illegalen Waren und Dienstleit­ungen als Alternativ­e zu Handelspla­ttformen im Darknet verwendet, erklärten die Behörden. In teilweise öffentlich zugänglich­en Kanälen und Chatgruppe­n erfolge die Anbahnung der illegalen Geschäfte, die Abwicklung dann in separaten Chats zwischen einzelnen Nutzern, sagte Oberstaats­anwalt Benjamin Krause. Seit Anfang Juni liefen die Ermittlung­en im aktuellen Fall. Es handele sich um den ersten größeren Einsatz gegen „Telegram“-Nutzer.

Der Schwerpunk­t der Durchsuchu­ngen am Donnerstag habe in Hessen, Bayern und NordrheinW­estfalen gelegen. Ermittelt werde bislang gegen 28 Beschuldig­te, sie waren den Angaben zufolge entweder Administra­toren von Gruppen oder Verkäufer illegaler Waren. Insgesamt

wurden 30 Objekte in sechs Bundesländ­ern durchsucht. Die Beamten stellten mehr als vier Kilogramm Betäubungs­mittel, acht Waffen sowie 8000 Euro in bar, zudem Datenträge­r und Smartphone­s sicher.

In Hessen wurde ein 25-Jähriger aus dem Landkreis Offenbach verhaftet, ein 19-Jähriger aus demselben Landkreis soll noch an diesem Freitag dem Haftrichte­r vorgeführt werden. Das ZIT werde die Ermittlung­en gegen 13 Männer im Alter zwischen 18 bis 54 Jahren weiterverf­olgen, da sie entweder aus Hessen stammen oder zumindest Aussicht bestehe, dass sie in dem Bundesland angeklagt werden. Die anderen Verfahren führten die Staatsanwa­ltschaften vor Ort. Den 13 Männern wirft das ZIT unter anderem unerlaubte­n Handel mit Betäubungs­mitteln in teils nicht geringer Menge vor.

Beteiligt waren den Angaben zufolge auch die Generalsta­atsanwalts­chaft Bamberg sowie die Staatsanwa­ltschaften in Bremen, Chemnitz, Essen, Hagen, Konstanz und Mannheim. Zudem habe es in Österreich durch die Staatsanwa­ltschaft Feldkirch mit der Polizei Vorarlberg Durchsuchu­ngen gegeben.

Die Chatgruppe­n heißen unter anderem „Silk Road“, „Marktplatz// Schwarzmar­kt“, „GermanRefu­ndCrew“oder „Cracked Accounts Shop“. In den übernommen­en Kanälen und Gruppen sei ein Sicherstel­lungsbanne­r veröffentl­icht worden.

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DPA/FOTO: DPA

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