Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Ein neues Ausflugsziel für die ganze Familie
Die Wasserbüffelherde beim Leutkircher Stadtweiher hat bereits Nachwuchs bekommen
LEUTKIRCH - Vor allem für Familien sind sie ein attraktives Ziel für den Spaziergang mit den Kindern – die Wasserbüffel im Naturschutzgebiet Moosmühle, östlich des Leutkircher Stadtweihers. Die Herde mit ursprünglich 13 Tieren, die dort seit Mitte Juni auf der Weide stehen, hat inzwischen sogar schon Nachwuchs bekommen. Wie gut das Naturschutzprojekt angelaufen ist, erzählen die Landwirte der Wielazhofer Wasserbüffelgemeinschaft bei einem Besuch vor Ort.
Vom östlichen Ende des Stadtweihers bis zur Weide der Wasserbüffel sind es nur rund 100 Meter. Der Spazierweg am Wald entlang Richtung Wielazhofen führt direkt an der Fläche vorbei. Matthias Brauchle und Stefan Rottmar stehen am Elektrozaun und versuchen, die Büffel, die zu diesem Zeitpunkt noch weit weg vom Weg weiden, mit Rufen und grünem Gras anzulocken. Lucy reagiert als erstes, kommt bedächtig immer näher an den Zaun heran. Als Leitkuh der Herde prüft sie die Lage. Offenbar fällt die Prüfung zu ihrer Zufriedenheit aus. Am Zaun angekommen, frisst Lucy das Gras aus der Hand und lässt sich sogar von Brauchle am Kopf streicheln.
Wenn die Büffel es wollen, kommen sie auch zu fremden Menschen an den Zaun und lassen sich streicheln, erzählt Brauchle. Und offenbar sind die Tiere bei den Leutkirchern sehr beliebt. Vor allem an den Wochenenden würden immer wieder zahlreiche Menschen den Ausflug zu den Büffeln für einen kleinen
Spaziergang nutzen. Und auch während des Besuchs der „Schwäbischen Zeitung“geht kein einziger Spaziergänger achtlos an den stattlichen Tieren vorbei, jeder schaut interessiert.
Die Wasserbüffel mit etwas Gras vom Wegrand aus zu füttern, sei vollkommen in Ordnung, sagt Brauchle. Nur andere Sachen sollte man ihnen keinesfalls füttern, nicht über den Elektrozaun klettern und auch Hunde keinesfalls auf die Weide lassen.
Zusammen mit Rottmar, Anton Spieß, Hermann Boscher und Timo Schorer, allesamt Landwirte aus Wielazhofen, hat Brauchle die Wielazhofer
Wasserbüffelgemeinschaft gegründet, die die Tiere gekauft hat und die Fläche bewirtschaftet. Ziel der Maßnahme, die von der HeinzSielmann-Stiftung und der Stadt Leutkirch, die die Fläche kostenfrei zur Verfügung stellt, unterstützt wird, ist es, durch die schonende Beweidung mit den Büffeln das brachliegende Gebiet dauerhaft offen zu halten, um die Artenvielfalt zu fördern.
Dass zumindest erste Effekte schon jetzt erkennbar seien, erklärt Michael Krumböck von der Leutkircher Stadtverwaltung. Wo früher ausschließlich eine Schilf-Monokultur war, haben die Wasserbüffel teilweise schon eine offenere Landschaft geschaffen, von der auch andere Arten profitieren können.
Die Landwirte der neugegründeten Gemeinschaft berichten auch noch von einem anderen positiven Effekt: Wenn sie nach ihren Tieren schauen, würden sie immer wieder ins Gespräch mit Spaziergängern kommen, die bei den Wasserbüffeln eine kleine Pause einlegen, um diese zu beobachten. Für sie als Vertreter der Landwirtschaft sei das immer wieder ein sehr gute Möglichkeit, mit Bürgern aus der Stadt ins Gespräch zu kommen und dadurch ein Bewusstsein für die einheimische Landwirtschaft zu schaffen.
ANZEIGE
Die Idee, bei diesem Projekt mitzuarbeiten, ist den Landwirten im November letzten Jahres nach einer entsprechenden Infoveranstaltung der Stadt und der Stiftung gekommen, erzählen sie. Sie verbindet miteinander, dass sie alle Bewirtschafter der an das Gebiet angrenzenden Wiesen sind. Um eine klare Trennung zu ihren jeweiligen eigenen Höfen zu schaffen, haben sie sich für die Gründung einer GmbH entschlossen. Nachdem dieser Schritt im Mai diesen Jahres vollzogen worden ist, sind bereits Mitte Juni die von ihnen gekauften Büffel angekommen.
Die 13 Tiere stammen aus einer bestehenden Herde aus der Nähe von Owingen-Billafingen. Ein Projekt, das ebenfalls von der HeinzSielmann-Stiftung initiiert worden ist. Dadurch, dass die Wasserbüffel Teil einer bestehenden Herde waren, seien die Tiere von Anfang an in ihrer neuen Heimat viel ruhiger gewesen, als wenn die Gruppe neu zusammengewürfelt worden wäre, sagt Brauchle. Seit Juli arbeiten die Landwirte nun in Eigenregie an einem windgeschützten und trockenen Unterstand für die Tiere, der demnächst fertig werden soll. Die erste Vermarktung des Fleisches soll im Winter starten. Eine goldene Nase verdienen sie sich damit aber nicht, betonen die Landwirte. Das Projekt lebe vor allem vom Idealismus.