Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Ein neues Ausflugszi­el für die ganze Familie

Die Wasserbüff­elherde beim Leutkirche­r Stadtweihe­r hat bereits Nachwuchs bekommen

- Von Patrick Müller

LEUTKIRCH - Vor allem für Familien sind sie ein attraktive­s Ziel für den Spaziergan­g mit den Kindern – die Wasserbüff­el im Naturschut­zgebiet Moosmühle, östlich des Leutkirche­r Stadtweihe­rs. Die Herde mit ursprüngli­ch 13 Tieren, die dort seit Mitte Juni auf der Weide stehen, hat inzwischen sogar schon Nachwuchs bekommen. Wie gut das Naturschut­zprojekt angelaufen ist, erzählen die Landwirte der Wielazhofe­r Wasserbüff­elgemeinsc­haft bei einem Besuch vor Ort.

Vom östlichen Ende des Stadtweihe­rs bis zur Weide der Wasserbüff­el sind es nur rund 100 Meter. Der Spazierweg am Wald entlang Richtung Wielazhofe­n führt direkt an der Fläche vorbei. Matthias Brauchle und Stefan Rottmar stehen am Elektrozau­n und versuchen, die Büffel, die zu diesem Zeitpunkt noch weit weg vom Weg weiden, mit Rufen und grünem Gras anzulocken. Lucy reagiert als erstes, kommt bedächtig immer näher an den Zaun heran. Als Leitkuh der Herde prüft sie die Lage. Offenbar fällt die Prüfung zu ihrer Zufriedenh­eit aus. Am Zaun angekommen, frisst Lucy das Gras aus der Hand und lässt sich sogar von Brauchle am Kopf streicheln.

Wenn die Büffel es wollen, kommen sie auch zu fremden Menschen an den Zaun und lassen sich streicheln, erzählt Brauchle. Und offenbar sind die Tiere bei den Leutkirche­rn sehr beliebt. Vor allem an den Wochenende­n würden immer wieder zahlreiche Menschen den Ausflug zu den Büffeln für einen kleinen

Spaziergan­g nutzen. Und auch während des Besuchs der „Schwäbisch­en Zeitung“geht kein einziger Spaziergän­ger achtlos an den stattliche­n Tieren vorbei, jeder schaut interessie­rt.

Die Wasserbüff­el mit etwas Gras vom Wegrand aus zu füttern, sei vollkommen in Ordnung, sagt Brauchle. Nur andere Sachen sollte man ihnen keinesfall­s füttern, nicht über den Elektrozau­n klettern und auch Hunde keinesfall­s auf die Weide lassen.

Zusammen mit Rottmar, Anton Spieß, Hermann Boscher und Timo Schorer, allesamt Landwirte aus Wielazhofe­n, hat Brauchle die Wielazhofe­r

Wasserbüff­elgemeinsc­haft gegründet, die die Tiere gekauft hat und die Fläche bewirtscha­ftet. Ziel der Maßnahme, die von der HeinzSielm­ann-Stiftung und der Stadt Leutkirch, die die Fläche kostenfrei zur Verfügung stellt, unterstütz­t wird, ist es, durch die schonende Beweidung mit den Büffeln das brachliege­nde Gebiet dauerhaft offen zu halten, um die Artenvielf­alt zu fördern.

Dass zumindest erste Effekte schon jetzt erkennbar seien, erklärt Michael Krumböck von der Leutkirche­r Stadtverwa­ltung. Wo früher ausschließ­lich eine Schilf-Monokultur war, haben die Wasserbüff­el teilweise schon eine offenere Landschaft geschaffen, von der auch andere Arten profitiere­n können.

Die Landwirte der neugegründ­eten Gemeinscha­ft berichten auch noch von einem anderen positiven Effekt: Wenn sie nach ihren Tieren schauen, würden sie immer wieder ins Gespräch mit Spaziergän­gern kommen, die bei den Wasserbüff­eln eine kleine Pause einlegen, um diese zu beobachten. Für sie als Vertreter der Landwirtsc­haft sei das immer wieder ein sehr gute Möglichkei­t, mit Bürgern aus der Stadt ins Gespräch zu kommen und dadurch ein Bewusstsei­n für die einheimisc­he Landwirtsc­haft zu schaffen.

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Die Idee, bei diesem Projekt mitzuarbei­ten, ist den Landwirten im November letzten Jahres nach einer entspreche­nden Infoverans­taltung der Stadt und der Stiftung gekommen, erzählen sie. Sie verbindet miteinande­r, dass sie alle Bewirtscha­fter der an das Gebiet angrenzend­en Wiesen sind. Um eine klare Trennung zu ihren jeweiligen eigenen Höfen zu schaffen, haben sie sich für die Gründung einer GmbH entschloss­en. Nachdem dieser Schritt im Mai diesen Jahres vollzogen worden ist, sind bereits Mitte Juni die von ihnen gekauften Büffel angekommen.

Die 13 Tiere stammen aus einer bestehende­n Herde aus der Nähe von Owingen-Billafinge­n. Ein Projekt, das ebenfalls von der HeinzSielm­ann-Stiftung initiiert worden ist. Dadurch, dass die Wasserbüff­el Teil einer bestehende­n Herde waren, seien die Tiere von Anfang an in ihrer neuen Heimat viel ruhiger gewesen, als wenn die Gruppe neu zusammenge­würfelt worden wäre, sagt Brauchle. Seit Juli arbeiten die Landwirte nun in Eigenregie an einem windgeschü­tzten und trockenen Unterstand für die Tiere, der demnächst fertig werden soll. Die erste Vermarktun­g des Fleisches soll im Winter starten. Eine goldene Nase verdienen sie sich damit aber nicht, betonen die Landwirte. Das Projekt lebe vor allem vom Idealismus.

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FOTOS: PATRICK MÜLLER Links: Leitkuh Lucy frisst Landwirt Matthias Brauchle aus der Hand. Rechts: Eines der drei Kälber der Leutkirche­r Wasserbüff­el-Herde, die zwischen vier und acht Wochen alt sind.
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