Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Kaum eröffnet kommt Zwangsschließung
Kurhotel treffen Corona-Beschlüsse „mit voller Härte“– Was jetzt noch geht und was nicht
BAD WURZACH - Die Geschäfte dürfen öffnen, Schulen und Kindergärten besucht werden. Das ist die gute Nachricht. Doch ansonsten wird das öffentliche Leben im November aufgrund der jüngsten Corona-Verordnungen wieder weitgehend heruntergefahren. Was stattfindet und was geschlossen wird.
Am schmerzhaftesten sind zweifelsohne die geschlossenen Gaststätten. Auswärts lecker essen gehen, das ist ab Montag in den kommenden Wochen nicht mehr möglich. Viele Wirte werden nun wieder einen Abholund Lieferservice anbieten – in der Hoffnung, dass dies von den Menschen gut angenommen wird.
„Leider war die Freude der Neueröffnung unseres feelMOOR Gesundresort von kurzer Dauer. Der Lockdown trifft auch uns mit voller Härte und somit schließen wir ab 2. November unser Resort.“So heißt es auf der Homepage des städtischen Kurbetriebs. „Es ist tragisch“, kommentiert dies ein hörbar niedergeschlagener Geschäftsführer Markus Beck. „Wir hatten nach der Wiedereröffnung so viel Rückenwind und so einen Lauf mit einer Belegung von zeitweise mehr als 90 Prozent. Zuletzt konnten wir auch den Westflügel wieder öffnen, da die letzten Bauarbeiten im Treppenhaus abgeschlossen waren.“
Einige Rehagäste würden nun noch bis Mittwoch im Hause sein, um ihre medizinisch notwendigen Behandlungen abzuschließen, „dann fahren wir alles runter, inklusive Vitalium und Fitnessstudio“, so Beck. Zwar dürften auch im November Geschäftsreisende aufgenommen werden, „aber unter einer gewissen Anzahl Gäste macht ein Betrieb wirtschaftlich keinen Sinn“. Weiterhin angeboten werden lediglich ambulante Behandlungen auf Rezept wie Physiotherapie und Massagen.
Für das Personal werde der Kurbetrieb wie schon im Frühjahr Kurzarbeit
anmelden. „Wir versuchen aber, die Zeit so weit wie möglich mit dem Abbau von Überstunden und Urlaubstagen zu überbrücken“, berichtet Beck aus einer Sitzung mit dem Personalrat vom Freitag.
„Doppelt weh“tue die verordnete Schließung, weil es im Gesundheitsresort nach Becks Worten „keinen einzigen Coronafall“gegeben hat. „Vielmehr haben wir viel Geld und Personal investiert, um alle Vorgaben zu erfüllen. Dementsprechend ist die neue Verordnung jetzt auch dem Personal ganz schlecht zu vermitteln.“
Alle Hoffnung setzt Markus Beck nun darauf, dass die Maßnahme Wirkung zeigt und die Infektionszahlen tatsächlich stark zurückgehen. Und dies dauerhaft, um nicht im kommenden Jahr wieder für Wochen schließen zu müssen.
Dass sich das Kurhotel dabei noch in einer vergleichsweise komfortablen Situation befindet, ist Markus Beck bewusst. Im Gegensatz zu all den privat geführten Hotels und Gaststätten hat der Kurbetrieb die Stadt im Rücken, die Verluste ausgleichen wird. Die Schließung des Gesundheitsresorts belastet freilich dementsprechend nun die Stadtkasse noch mehr als bisher.
Geschlossen sind im November nach Auskunft von Frank Högerle alle Museen und Ausstellungen. Dies betrifft das Oberschwäbische Torfmuseum, das Leprosenhaus, die Sonderausstellung des Naturschutzzentrums und die Erlebnisausstellung Moor Extrem.
Nichts geht mehr ab Montag auch im Hallenbad am Ried und in den Sporthallen der Stadt. „Ob der Schulsport stattfinden kann, muss noch geklärt werden“, so Högerle. Ebenso stehen am Freitagmittag noch Fragezeichen hinter der Stadtbibliothek in Maria Rosengarten, hinter der Volkshochschule und der Jugendmusikschule.
Noch nicht geklärt war am Mittag auch, ob die mobile Verkaufsstelle, der Markt am Donnerstag auf dem Klosterplatz, abgehalten werden darf. Stattfinden wird dagegen definitiv der Wochenmarkt an den Donnerstagen. Dort gilt aber Maskenpflicht.
Tagen werden in den kommenden Wochen nach Stand der Dinge der Gemeinderat, seine Ausschüsse und die Ortschaftsräte. Deren Hygienemaßnahmen haben sich bereits bewährt, musste doch trotz einer – zu diesem Zeitpunkt unwissentlich – infizierten Person bei der jüngsten Gemeinderatssitzung kein anderer Anwesender in Quarantäne.
Persönliche Besuche im Rathaus sind in den kommenden Wochen wohl wieder nur nach Anmeldung möglich. Geöffnet bleibt aller Voraussicht nach auch die Bad Wurzach Info.
Glück gehabt hat die Stadt mit ihrer Erlebniswoche „70 Jahre Bad“. Sie wird an diesem Samstag mit einer bereits ausgebuchten Führung ins Ried zu Ende gehen. Am Freitagabend fand der Festvortrag von Stadtarchivar Michael Wild mit einem Grußwort von Bürgermeisterin Alexandra Scherer ebenfalls statt. Allerdings wurde er kurzfristig vom Sitzungssaal in Maria Rosengarten aus Sicherheitsgründen in den wesentlich größeren Kursaal verlegt.