Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Fische aus dem Altdorfer Wald
Teich- und Seenfischerei Jung in Wolfegg ist flächenmäßig der größte Fischzuchtbetrieb in Baden-Württemberg
WOLFEGG Der Altdorfer Wald, das größte zusammenhängende Waldgebiet in Oberschwaben, birgt viele Besonderheiten und Überraschungen. Da darf auch das Thema Fische nicht fehlen. Die schöne Naturlandschaft ist durch zahlreiche Quellen, Fließund Stillgewässer geprägt. Und seit Jahrzehnten spielt die Fischzucht im Altdorfer Wald eine wichtige Rolle.
Entlang der Wolfegger Ach gibt es vier Betriebe, die Fische halten und verkaufen, sowie eine Vielzahl an kleinen Hobby-Weiherbewirtschaftern. Mit der „Teich- und Seenfischerei Jung“in Wolfegg beherbergt der Altdorfer Wald zudem die mit rund 160 Hektar flächenmäßig größte Fischzucht in Baden-Württemberg. „Wir züchten Fische von A bis Z – jede Gattung in eigener Züchtung“, berichtet Anton Jung. 1975 begründete er sein Unternehmen aus der ehemaligen Fürstlichen Hoffischerei in Wolfegg.
Diese betrieb auf circa 120 Hektar eine Karpfen- und Forellenzucht, die in den Jahren 1965 bis 1967 nach und nach aufgelöst wurde. Jung, der bei der Fürstlichen Hoffischerei eine Lehre als Fischer absolviert hatte, konnte zunächst deren Naturteiche am heutigen Bauernhausmuseum Wolfegg pachten, die als Hälterteiche und als Aufzuchtteiche für Bachforellen und Saiblinge dienten. Durch Kauf und Verkauf baute er sich einen kleinen Kundenstamm auf, der nach und nach größer wurde.
In den Folgejahren wurden vom Staatlichen Forstamt und dem Haus Waldburg-Wolfegg weitere Seen und Weiher im Altdorfer Wald dazu gepachtet – darunter der Rohrsee, der Stockweiher, der Bunkhoferweiher oder auch der Häcklerweiher. „Wir hatten das Glück, zudem das Teichgut Salem pachten zu können“, so Anton Jung. Dort werden hauptsächlich Forellen und Zander gehalten. Heute bewirtschaftet die Teich- und Seenfischerei Jung 14 größere ablassbare Weiher, einen 60 Hektar großen nicht ablassbaren See und zwei Forellenzuchtbetriebe.
Eine naturnahe und schonende Bewirtschaftung der genutzten Gewässer sowie eine robuste Kondition und gute Gesundheit der gezüchteten Fische nennt Jung als seine wichtigsten Ziele. „Unsere Fische werden ausschließlich in extensiver Bewirtschaftung gezogen und hauptsächlich als Besatzfische verkauft“, berichtet er. In kleinen Weihern mit einer Größe bis zu einem Hektar züchtet Jung nur kleinere Fische. „Die größeren brauchen deutlich mehr Platz.“
Ideale Weihertiefe für wärmeliebende Fische wie Karpfen, Schleien und andere sei 60 Zentimeter bis einen Meter, so der 74-Jährige, dem vor allem auch die Kundenzufriedenheit am Herzen liegt. Zu Jungs Kunden zählen Fischzüchter, Fischereivereine und Staatsbetriebe im süddeutschen Raum und im nahen Grenzgebiet der Nachbarländer Österreich und Schweiz sowie in Frankreich.
Gerade jetzt herrscht bei dem Wolfegger Fischzucht-Unternehmen Hochbetrieb. „Unsere Weiher werden jedes Jahr im Herbst abgefischt und abgelassen, um eine sukzessive Verlandung durch Laub oder
Schlammbildung zu verhindern“, berichtet Jung. Das Ablassen und Abfischen von Weihern mit anschließender Winterung sei für die Reduzierung der Nährstoffbelastung ein wichtiger Baustein in der Bewirtschaftung und Unterhaltung von Weihern.
Hierbei werden die überzähligen oder nicht gewünschten Fische entnommen, die übrigen werden gehältert und nach der natürlichen Wiederbespannung im März/April wieder ausgesetzt. „Um eine gute Wasserchemie zu garantieren, werden regelmäßig Wasserproben entnommen“, berichtet Jung. Die Fischzucht beschäftigt ihn das ganze Jahr über und bei jedem Wetter. So schaut er mindestens einmal pro Woche an allen gepachteten Seen und Weihern nach dem Rechten und kümmert sich ganzjährig um Landschafts- und Naturpflege. „Wenn unsere Gewässer dann im Herbst abgefischt und abgelassen sind, gibt es ein großes Fest für alle Mitarbeiter und Helfer“, erzählt Jung. Als Meisterbetrieb bietet die Teich- und Seenfischerei Jung auch die Ausbildung zum Fischwirt an.
„Rund 20 Auszubildende hatten wir schon in den vergangenen Jahren“, erinnert sich Jung. Sein 22-jähriger Enkel Maximilian hat diese Ausbildung bereits durchlaufen und macht gerade seinen Fischwirtschaftsmeister. „Er hat meine Liebe zu den Fischen von klein an geteilt und tritt in meine Fußstapfen.“
Apropos Liebe zu den Fischen: Natürlich wird im Hause Jung auch gerne Fisch gegessen. „Meine Frau hatte früher eine Gastwirtschaft und kocht die abwechslungsreichsten Fischgerichte“, schwärmt Anton Jung, zu dessen Lieblingsfischen die Saiblinge gehören. Sein Tipp für alle Fischgourmets: „Der Fisch muss frisch sein und aus gutem Wasser – dann passt alles.“
Weitere Texte der Serie zum Altdorfer Wald gibt es in einem Dossier online unter www.schwäbische.de/ altdorferwald