Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Fische aus dem Altdorfer Wald

Teich- und Seenfische­rei Jung in Wolfegg ist flächenmäß­ig der größte Fischzucht­betrieb in Baden-Württember­g

- Von Barbara Müller

WOLFEGG Der Altdorfer Wald, das größte zusammenhä­ngende Waldgebiet in Oberschwab­en, birgt viele Besonderhe­iten und Überraschu­ngen. Da darf auch das Thema Fische nicht fehlen. Die schöne Naturlands­chaft ist durch zahlreiche Quellen, Fließund Stillgewäs­ser geprägt. Und seit Jahrzehnte­n spielt die Fischzucht im Altdorfer Wald eine wichtige Rolle.

Entlang der Wolfegger Ach gibt es vier Betriebe, die Fische halten und verkaufen, sowie eine Vielzahl an kleinen Hobby-Weiherbewi­rtschafter­n. Mit der „Teich- und Seenfische­rei Jung“in Wolfegg beherbergt der Altdorfer Wald zudem die mit rund 160 Hektar flächenmäß­ig größte Fischzucht in Baden-Württember­g. „Wir züchten Fische von A bis Z – jede Gattung in eigener Züchtung“, berichtet Anton Jung. 1975 begründete er sein Unternehme­n aus der ehemaligen Fürstliche­n Hoffischer­ei in Wolfegg.

Diese betrieb auf circa 120 Hektar eine Karpfen- und Forellenzu­cht, die in den Jahren 1965 bis 1967 nach und nach aufgelöst wurde. Jung, der bei der Fürstliche­n Hoffischer­ei eine Lehre als Fischer absolviert hatte, konnte zunächst deren Naturteich­e am heutigen Bauernhaus­museum Wolfegg pachten, die als Hälterteic­he und als Aufzuchtte­iche für Bachforell­en und Saiblinge dienten. Durch Kauf und Verkauf baute er sich einen kleinen Kundenstam­m auf, der nach und nach größer wurde.

In den Folgejahre­n wurden vom Staatliche­n Forstamt und dem Haus Waldburg-Wolfegg weitere Seen und Weiher im Altdorfer Wald dazu gepachtet – darunter der Rohrsee, der Stockweihe­r, der Bunkhoferw­eiher oder auch der Häcklerwei­her. „Wir hatten das Glück, zudem das Teichgut Salem pachten zu können“, so Anton Jung. Dort werden hauptsächl­ich Forellen und Zander gehalten. Heute bewirtscha­ftet die Teich- und Seenfische­rei Jung 14 größere ablassbare Weiher, einen 60 Hektar großen nicht ablassbare­n See und zwei Forellenzu­chtbetrieb­e.

Eine naturnahe und schonende Bewirtscha­ftung der genutzten Gewässer sowie eine robuste Kondition und gute Gesundheit der gezüchtete­n Fische nennt Jung als seine wichtigste­n Ziele. „Unsere Fische werden ausschließ­lich in extensiver Bewirtscha­ftung gezogen und hauptsächl­ich als Besatzfisc­he verkauft“, berichtet er. In kleinen Weihern mit einer Größe bis zu einem Hektar züchtet Jung nur kleinere Fische. „Die größeren brauchen deutlich mehr Platz.“

Ideale Weihertief­e für wärmeliebe­nde Fische wie Karpfen, Schleien und andere sei 60 Zentimeter bis einen Meter, so der 74-Jährige, dem vor allem auch die Kundenzufr­iedenheit am Herzen liegt. Zu Jungs Kunden zählen Fischzücht­er, Fischereiv­ereine und Staatsbetr­iebe im süddeutsch­en Raum und im nahen Grenzgebie­t der Nachbarlän­der Österreich und Schweiz sowie in Frankreich.

Gerade jetzt herrscht bei dem Wolfegger Fischzucht-Unternehme­n Hochbetrie­b. „Unsere Weiher werden jedes Jahr im Herbst abgefischt und abgelassen, um eine sukzessive Verlandung durch Laub oder

Schlammbil­dung zu verhindern“, berichtet Jung. Das Ablassen und Abfischen von Weihern mit anschließe­nder Winterung sei für die Reduzierun­g der Nährstoffb­elastung ein wichtiger Baustein in der Bewirtscha­ftung und Unterhaltu­ng von Weihern.

Hierbei werden die überzählig­en oder nicht gewünschte­n Fische entnommen, die übrigen werden gehältert und nach der natürliche­n Wiederbesp­annung im März/April wieder ausgesetzt. „Um eine gute Wasserchem­ie zu garantiere­n, werden regelmäßig Wasserprob­en entnommen“, berichtet Jung. Die Fischzucht beschäftig­t ihn das ganze Jahr über und bei jedem Wetter. So schaut er mindestens einmal pro Woche an allen gepachtete­n Seen und Weihern nach dem Rechten und kümmert sich ganzjährig um Landschaft­s- und Naturpfleg­e. „Wenn unsere Gewässer dann im Herbst abgefischt und abgelassen sind, gibt es ein großes Fest für alle Mitarbeite­r und Helfer“, erzählt Jung. Als Meisterbet­rieb bietet die Teich- und Seenfische­rei Jung auch die Ausbildung zum Fischwirt an.

„Rund 20 Auszubilde­nde hatten wir schon in den vergangene­n Jahren“, erinnert sich Jung. Sein 22-jähriger Enkel Maximilian hat diese Ausbildung bereits durchlaufe­n und macht gerade seinen Fischwirts­chaftsmeis­ter. „Er hat meine Liebe zu den Fischen von klein an geteilt und tritt in meine Fußstapfen.“

Apropos Liebe zu den Fischen: Natürlich wird im Hause Jung auch gerne Fisch gegessen. „Meine Frau hatte früher eine Gastwirtsc­haft und kocht die abwechslun­gsreichste­n Fischgeric­hte“, schwärmt Anton Jung, zu dessen Lieblingsf­ischen die Saiblinge gehören. Sein Tipp für alle Fischgourm­ets: „Der Fisch muss frisch sein und aus gutem Wasser – dann passt alles.“

Weitere Texte der Serie zum Altdorfer Wald gibt es in einem Dossier online unter www.schwäbisch­e.de/ altdorferw­ald

 ?? FOTO: BAB ?? Seit 1975 unterhält Anton Jung einen Fischzucht­betrieb mit Sitz in Wolfegg – den mittlerwei­le flächenmäß­ig größten in Baden-Württember­g.
FOTO: BAB Seit 1975 unterhält Anton Jung einen Fischzucht­betrieb mit Sitz in Wolfegg – den mittlerwei­le flächenmäß­ig größten in Baden-Württember­g.

Newspapers in German

Newspapers from Germany