Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Motivierter kann man nicht sein“
Lukas Maase hofft bei seiner Rückkehr nach Düren auf seine ersten Spielminuten im VfB-Dress
DÜREN - Er sitzt auf heißen Kohlen, sagt Lukas Maase. Nur zu gern würde der Volleyballer sein Pflichtspieldebüt für den VfB Friedrichshafen geben. Die nächste Chance dazu besteht am Samstag um 19.30 Uhr: Dann treten die Häfler in der VolleyballBundesliga bei den SWD Powervolleys Düren an. Für Maase ist das eine besondere Reise. Von 2018 bis 2020 agierte er im Dürener Trikot als Mittelblocker, erreichte dort 2020 das Pokalfinale. „Ich habe Lust auf das Spiel und Lust zu gewinnen. Motivierter kann man nicht sein“, sagt der 22-Jährige.
Zugleich hat er eben diesen starken Drang zu spielen. Das, was ihm beim 3:0-Auftaktsieg in Bestensee noch verwehrt blieb. Auch in Düren steht er wieder im Kader und sein Coach Michael Warm stellt einen Einsatz in Aussicht. „Lukas hat einen super Eindruck im Training hinterlassen. Er ist bereit“, meint Warm, der sich bei seinen Entscheidungen aber weitestgehend von der Geschichte seiner Spieler freimachen will. „Es gibt eine Grundregel: Soziale Wechsel im Leistungssport verbieten sich von selbst“, betont Warm. Eine Einstellung, die Maase unterstützt. „Ich sehe das so wie er, will auch das Spiel gewinnen. Der Trainer stellt immer die bestmögliche Mannschaft auf: Da wird keine Rücksicht genommen und da werden keine Spielchen gemacht“, meint der Volleyballer und verzichtet auf Druck. „Meine Zeit wird kommen. Ich bleibe ruhig, arbeite hart und dann wird alles laufen.“
Sehr reflektierte Aussagen eines sympathischen Mannes, der außerdem auch ziemlich selbstkritisch unterwegs ist. „Ich bin noch nicht so erfahren, muss noch viel lernen und habe noch eine Inkonstanz drin“, sagt der 22-Jährige. Seine Art kommt bei Warm gut an. „Er ist ein feiner Kerl, ich mag ihn sehr“, so der VfBTrainer. Ihm gefällt, dass der deutsche Nationalspieler nicht nur schlau daherredet, sondern auch auf dem Feld etwas anbietet und nach seinem Positionswechsel vom Mittelblocker zum Diagonalangreifer in seiner neuen Rolle immer mehr aufgeht. „Stemmschritt, Absprung, Schlagbewegung: Das ist eine andere Angriffsart und eine technische Umstellung, aber er macht gute Fortschritte“, freut sich Warm.
Vor der Partie am Samstag in Düren suchte Warm gezielt das Gespräch mit Maase. Schließlich kennt er den nächsten Friedrichshafener Gegner sehr genau, hat sich der Kader der Dürener doch kaum verändert. Maases Erfahrungen wollte der VfB-Trainer demnach gerne nutzen. Bekommen hat er eine Warnung. „Düren schlägt gut auf und hat viele Leute, die schon länger zusammenspielen. Wenn sie einen guten Tag haben, dann können sie den Gegner schnell mal mit 3:0 vom Feld fegen“, analysiert Maase, der aber an die
Stärke der Friedrichshafener glaubt. „Wir sind gut trainiert und reisen mit einem guten Gefühl an. Kriegen wir unsere Angriffskraft und Dynamik aufs Feld, dann wird es funktionieren.“Hoffnung macht natürlich auch das 3:0 am ersten Spieltag, als die Häfler Volleyballer bei den Netzhoppers Königs Wusterhausen souverän gewannen. Warm will die Partie aber nicht überbewerten, weiß noch nicht ganz, wo sein Team nach vielen Veränderungen im Sommer steht. Mit dem Spiel in Düren bekommt er eine gute Standortbestimmung. Der Gegner verfügt über Homogenität und Routine, musste zu Saisonbeginn allerdings einen Trainerwechsel hinnehmen. Stefan Falter ist aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten und hat die Leitung des Teams an seinen bisherigen Assistenten Rafal Murczkiewicz übertragen.
Maase ist demnach nur einer der wenigen Abgänge, die die Dürener zu verzeichnen hatten. Eine Entscheidung, die er trotz der vergangenen chaotischen Wochen nicht bereut. Durchaus unangenehm war es für das Team, als die ZF-Arena wegen Baufälligkeit von heute auf morgen geschlossen wurde. „Für uns alle kam das überraschend und wir haben gemerkt, dass es schwierig ist, in kleinen Hallen zu spielen“, sagt Maase, für den Jammern aber nicht in Frage kam. „Wir sind alle Profis hier. Das Feld ist überall gleich groß, auch wenn die Decke kleiner ist. Damit muss man umgehen können.“Glücklich
ist er, dass die Friedrichshafener nun mit einer Messehalle eine neue Heimat in Aussicht haben. „Das würde die Trainingsqualität erhöhen, da könnten wir besser und konzentrierter arbeiten“, so der 22-Jährige.
Etwas traurig ist er, dass die Partie am Samstag in Düren als Geisterspiel ausgetragen wird. Gerne hätte er ein paar alte Bekannte mehr getroffen. Grundsätzlich ist er aber froh, dass der Profisport und damit auch die Häfler trotz der neuen geltenden Einschränkungen ab Montag überhaupt weitermachen dürfen. „Wir sind von den Maßnahmen mit am wenigsten betroffen, haben weiterhin unseren gleichen Tagesablauf. Das ist ein Privileg, das halte ich mir jeden Tag vor.“