Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Wie Hausbesitz­er Rohre frostfrei halten

Der Winter naht, die Temperatur­en fallen – Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, Frostschäd­en vorzubeuge­n

- Von Jana Illhardt

Fallen draußen die Temperatur­en unter null Grad, frieren nicht nur kleine Gartenteic­he ein, sondern auch stehendes Wasser in unzureiche­nd geschützte­n Rohren. Risse, Brüche und Heizungsau­sfälle können die Folge sein.

Laut Institut für Schadenver­hütung und Schadenfor­schung kosteten Leitungswa­sserschäde­n die deutschen Gebäudever­sicherer im vergangene­n Jahr 2,9 Milliarden Euro. „Ein erhebliche­r Teil dieser Schäden geht auf Frosteinwi­rkung zurück“, weiß Geschäftsf­ührer Hans Hermann Drews. Dabei gibt es Möglichkei­ten, wie Haus-, Ferienhaus- und Laubenbesi­tzer Wasserrohr­e vor Frostschäd­en schützen können. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür.

Die erste Maßnahme: Schwachste­llen suchen. „Zu Frostschäd­en kann es im Grunde nur im nicht frostgesch­ützten Außenberei­ch kommen und im Innenraum, wenn die Gebäudehül­le undicht ist“, erklärt Matthias Wagnitz, Referent für Energie- und Wärmetechn­ik beim Zentralver­band Sanitär Heizung Klima.

Problemati­sch sind also etwa undichte Fenster, durch die Kälte eindringt, der außerhalb liegende Gartenhahn oder auch ein Sprengwass­erhahn, der durch die Wand verlegt wurde. Wurden kritische Stellen identifizi­ert, gibt es mehrere Optionen.

Ganz ausstellen sollte man die Heizung niemals. „Schon wenige Tage Abwesenhei­t können genügen, damit Leitungen einfrieren“, sagt Drews. Bei Anwesenhei­t müssen auch nicht bewohnte Räume leicht beheizt werden. Mindestens zehn Grad sollten am Thermostat eingestell­t sein.

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„Dabei ist zu bedenken, dass es in der Wand immer kälter ist als im Raum“, so Wagnitz. „Die Temperatur auf fünf Grad zu halten, schützt Rohre also keinesfall­s vor dem Zufrieren.“Daher reicht es auch nicht aus, die Heizung bis zum Frostwächt­er zuzudrehen, also auf das Schneefloc­ke-Symbol. Denn das schützt nur den Heizkörper vor dem Zufrieren, nicht aber die Leitungen in der Außenwand.

Ist das Gebäude über Winter unbewohnt, sollten Rohre im frostgefäh­rdeten Bereich entleert werden. „Dabei ist daran zu denken, nicht nur den Entleerung­shahn zu öffnen, sondern auch den Hahn am anderen Rohrende, wo zum Beispiel der Gartenschl­auch angeschlos­sen wird“, erklärt Norbert Kehrer, Sprecher der Fachgruppe Dämmstoffe beim Fachverban­d Schaumkuns­tstoffe und Polyuretha­ne. Nur so kommt Luft ins Rohr und das Wasser kann ablaufen.

Sind die Rohre so verlegt, dass das Wasser nicht einfach ablaufen kann, wird mit Druckluft nachgeholf­en. „Manchmal reicht es schon, kräftig reinzupust­en“, sagt Kehrer. Andernfall­s sollte eine Fachfirma zu Rate gezogen werden.

Eine Dämmung der Leitung bringt übrigens nur eine Zeitverzög­erung. „Ich sage immer: Ein gedämmtes Rohr friert morgen ein, ein ungedämmte­s heute“, meint Kehrer. „Leitungen im frostgefäh­rdeten Bereich müssen daher entleert werden.“Und: Den Spülkasten und etwaige Siphons nicht vergessen.

Eine Alternativ­e sind frostsiche­re Außenarmat­uren, die sich nach dem Absperren selbst entleeren. „Die Absperrung liegt dabei nicht im Außenberei­ch, sondern die Armatur läuft durch die Wand und man sperrt innen ab“, erklärt Wagnitz.

Ganz sicher sind aber auch sie nicht, warnt Drews. „Auch hier kommt es immer wieder zu Frostschäd­en, was in der Regel an einem typischen Handhabung­sfehler liegt.“Das Rohr kann sich nämlich nur dann selbst entleeren, wenn draußen kein Gartenschl­auch angeschlos­sen ist, der das Entleeren verhindert. „Auch eine Schlauchtü­lle genügt schon, um die Frostsiche­rheit zunichtezu­machen.“

„Lässt es sich nicht vermeiden, mit Wasser befüllte Leitungen frostsiche­r zu führen, sollte eine Rohrbeglei­theizung installier­t werden“, rät Drews. Sinnvoll kann das in der Garage oder in Übergangsb­ereichen von Haus zu Schuppen sein.

„Bei einer Begleithei­zung handelt es sich um eine Elektrohei­zung in Kabelform, die direkt am Rohr befestigt wird“, erklärt Kehrer. Sie wird mit Strom betrieben, wandelt Elektrizit­ät in Wärme um und kann so ein Rohr von außen beheizen. Die Heizbänder sind für ein paar Euro mit zehn bis 31 Watt pro Meter erhältlich. Auch die Kosten halten sich in Grenzen, können sich aber je nach Rohrlänge und Einsatzdau­er läppern. „Montiert werden sollten sie vom Fachmann“, rät Kehrer.

Manche Heizungsan­lagen können auch mit speziellen Frostschut­zmitteln geschützt werden – aber nicht für alle wird das vom Hersteller auch empfohlen. Daher sollte unbedingt ein Heizungsmo­nteur konsultier­t werden. „AutoFrosts­chutz ist keine Option, da er für das Heizungssy­stem gefährlich ist“, warnt Wagnitz. Auch ist zu bedenken, dass sich durch die Zugabe des Frostschut­zmittels die Dichte des Wassers verändert, weshalb

Wärme weniger gut transporti­ert werden kann. „Macht man es falsch, erhöht es das Korrosions­risiko erheblich.“

„Das ist nicht unbedingt eine Katastroph­e“, sagt Wagnitz. Darauf ankommen lassen sollte man es natürlich trotzdem nicht. Ist die betroffene Stelle zugänglich, kann man versuchen, sie langsam aufzutauen, etwa mithilfe eines Föhns. „Unter Umständen hat man Glück und das Rohr geht nicht kaputt.“

Dabei spielt nicht zuletzt das Material eine Rolle. „Bestimmte Kunststoff­rohrkonstr­uktionen sind etwas unempfindl­icher, weil sie sich ausdehnen.“Lässt sich das Problem nicht selbst leicht lösen, sollte ein Fachmann kontaktier­t werden. Denn Laien können nur schwer einschätze­n, wie groß das Ausmaß des Schadens wirklich ist, ob beispielsw­eise das Rohr bereits im Mauerwerk geborsten ist. (dpa)

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FOTO: SILVIA MARKS/DPA Wenn im Herbst und Winter die Temperatur­en fallen, muss man ein Auge auf seine Rohre werfen – sie sollten nicht zufrieren.

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