Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Wie Singer-Songwriter über den Teil-Lockdown denken

Eines der letzten Konzerte für einige Wochen – Liedermach­er und J-Man im Hirschstad­l

- Von Carmen Notz

URLAU - Mehrmals im Jahr organisier­t Fabian Mroz Veranstalt­ungen mit regionalen Singer-Songwriter­Künstlern, so wie im Hirschstad­l am vergangene­n Samstag. Kurzfristi­g anberaumt wegen der ab Montag verschärft­en Corona-Vorschrift­en, fanden sich neben Fabian und Steffi von Steffi’s Musik zwei weitere Künstler ein. Die „Schwäbisch­e Zeitung“hat sich bei ihnen sowie bei einigen Zuhörern erkundigt, was der Teil-Lockdown für sie bedeutet.

Unter den Zuhörern waren Einheimisc­he, aber auch Urlauber, die im Historisch­en Dorfgastho­f Hirsch nächtigten. Alle waren sich einig: „Schön, dass man noch einen Abend mit musikalisc­h-poetischer Kunst erleben durfte. Jetzt kommt eine lange Pause für die Künstler und Musiker, aber auch für die Gastronomi­e und das in der dunklen Jahreszeit.“Zwei Gäste aus Urlau können den nun geltenden Teil-Lockdown nicht ganz nachvollzi­ehen: „Im häuslichen Bereich passt man doch mit dem Abstand eher weniger auf. Im Gasthaus gibt es Regeln und ein gutes HygieneKon­zept. Wie sollen die Infizierte­nzahlen da nach unten gehen?“

Künstler J-Man findet die verschärft­en Corona-Vorschrift­en sehr bedauerlic­h. Künstler wie er bräuchten die Bühne und das Publikum, ganz abgesehen von den Einnahmen. Fabian und Steffi sind trotz Lockdown etwas zuversicht­licher und haben eine künstleris­che Perspektiv­e, Ideen und Pläne. Derzeit arbeitet Fabian Mroz an mehreren Studioproj­ekten, unter anderem dem Jubiläums-Sampler „40 Jahre Münchner Freiheit“mit renommiert­en Künstlern aus der Popszene. Ansonsten halte man sich mit Proben und kleinen Sessions stimmungsm­äßig „über Wasser“.

Er müsste nicht von der Musik leben und hat noch einen Job. 2019 spielten er und Steffi auf rund 70 Konzerten, 2020 waren es bisher nur zehn, unter anderem mit viel Kreativitä­t seitens der Gastronomi­e, lobt der Liedermach­er. Doch in seinem Bekanntenk­reis der Kulturscha­ffenden bleiben mit dem zweiten Lockdown einige auf der Strecke, wenn auch die Hoffnung zuletzt stirbt, dass wieder Veranstalt­ungen stattfinde­n können.

Im sehr abwechslun­gsreichen Programm am Samstagabe­nd im Hirsch, locker-leicht moderiert von Fabian Mroz, waren „Lieder mit Patina“von Hannes Wader und Reinhard Mey, die bekannten Urväter der Liedermach­er, mit Themen, die heute noch aktuell sind. Dem Datum 31. Oktober und Halloween geschuldet, boten Fabian und Steffi einen „Monsterson­g“, wobei das „Monster“sich als die eigenen Gedanken entpuppte. Steffi zeigte ihr Multitalen­t an Gitarren und an der Quetsche. Von Folk und Volksmusik spannte sich der Bogen bis zu Queen und Boney M. Auch Mundartlie­der gab es, denn Steffi besang ihre „Scheene Berg-Huimat“(Heimat) im Allgäu.

Selbstgema­chte Lieder folgten auch von dem Sänger und Gitarriste­n Sigi Lüer aus Kempten. Als Gründer der Allgäuer Liedermach­er ist er im Metier zu Hause und präsentier­te neben Coversongs auch Eigenkompo­sitionen, teils ganz familiär, vom glückliche­n Zustand Opa zu sein, aber auch politisch-sozialkrit­isch.

Das wenige Publikum sparte nicht mit Applaus, das Konzert hätte wahrlich mehr Fans für regionale Liedermach­er verdient gehabt. Einer der Höhepunkte waren die beiden Acts von J-Man aus Wangen. Ein Wortkünstl­er ersten Ranges, der neben Poetry Slam, Lesebühnen und Moderation­en auch das „Geh-Dicht“meisterhaf­t beherrscht. 150 Tiere hat er in eine schöne Liebesgesc­hichte gepackt, à la Willi Astor, mit künstleris­chen Pausen – fürs Erkennen der Pointe.

Mit Liedern könne man zwar die Welt nicht ändern, aber den Menschen Freude ins Herz bringen, war das Resümee des Abends. Nachdenkli­ch stimmte ein Song von Sigi, das er 2008 zur Finanzkris­e geschriebe­n hatte: „In dieser Welt läuft schon lange nichts mehr rund.“

Fürs Konzert eingeplant war auch die Leutkirche­r Künstlerin Mondkatz, hat jedoch wegen dem erneuten Corona-Lockdown abgesagt. Sie habe doch ein mulmiges Gefühl, obwohl sie neue Lieder hätte präsentier­en wollen. Das Abschiedsl­ied, gemeinsam vorgetrage­n von Steffi, Fabian und Sigi passte zu diesem vorerst letzten Konzert: „Wer weiß“, zum Beispiel was die Zukunft bringt“und alle durften mitsummen.

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FOTO: CARMEN NOTZ Zum Abschluss traten die drei Liedermach­er gemeinsam auf: Steffi, Sigi und Fabian.

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