Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Ballast statt Ertragsperle
Monsanto bringt Chemiekonzern Bayer schlechte Zahlen
LEVERKUSEN (dpa) - Monsanto will für Bayer einfach keine Erfolgsgeschichte werden. Die 2016 eingeleitete und 2018 abgeschlossene Übernahme durch den Leverkusener Konzern kostete 57 Milliarden Euro – eine Menge Geld, das sich bisher nicht als lohnende Investition erwies. Wie aus am Dienstag publizierten Zahlen von Bayer hervorgeht, brach der Umsatz der Agrarchemie-Sparte um fast ein Viertel auf drei Milliarden Euro ein. Konzernchef Werner Baumann gab sich langfristig aber „sehr zuversichtlich“, wie er sagte. „Das sind wir immer gewesen, daran hat sich nichts geändert und daran ändert sich ausdrücklich nichts aufgrund der derzeitigen Krise.“
Die aktuelle Misere liegt zum großen Teil an Monsanto, aber nicht ausschließlich. Denn Bayers „Crop Science“, wie der Bereich für Saatgut und Spritzmittel genannt wird, enthält in etwa hälftig das Geschäft von Monsanto und das Geschäft, das Bayer in der Agrarchemie schon vorher hatte. Wie genau das Geschäft des früheren Monsanto verläuft, wird nicht mehr kommuniziert – sondern nur als Teil der Gesamtzahlen von Crop Science. Und die sehen mies aus: Der operative Verlust (Ebit) im dritten Quartal erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 180 auf 637 Millionen Euro.
Hinzu kommen negative Sondereinflüsse von zehn Milliarden Euro. Das waren Sonderkosten und vor allem Wertberichtigungen wegen der aktuellen Marktschwäche und der düsteren Perspektiven, die auch mit der Corona-Pandemie zu tun hat: Landwirte bauen weniger Mais an, da die Menschen in der Pandemie eher daheim bleiben. Biokraftstoffe aus Mais sind daher weniger gefragt. Zudem ist die Konkurrenz bei Sojasaat härter geworden. Firmenchef Baumann verwies am Dienstag bei der Begründung der aktuellen Misere auf die Corona-Situation: „Wie jedes Unternehmen hat uns das Jahr 2020 mit großen Herausforderungen konfrontiert, die wir zu Beginn des Jahres nicht erwartet hatten.“
Wie ein Mühlstein lasten noch immer die Zehntausenden Glyphosat-Klagen auf dem Konzern. Hier immerhin könnte es alsbald eine – teuer bezahlte – Erleichterung geben. Im Sommer wurde ein Vergleich abgeschlossen, der rund zehn Milliarden Euro kostet. Inzwischen hat sich Bayer nach Auskunft von Baumann mit 88 500 Klägern geeinigt, Verhandlungen mit knapp 40 000 weiteren Klägern laufen noch.