Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Kurseelsor­ge wirkt in die Stadt hinein

Ökumenisch­e Einrichtun­g feiert 40-jähriges Bestehen – SZ verhalf zur Jubiläumsf­eier

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH - Seit 40 Jahren gibt es die Ökumenisch­e Kurseelsor­ge Bad Wurzach. Längst wirkt sie über Rehaklinik, Kurbetrieb und Frauenund Mütterkurk­linik hinaus.

Dass in diesem Jahr der runde Geburtstag gefeiert werden konnte – wenn auch wegen der Pandemie in kleinerem Rahmen (siehe unten stehenden Artikel) –, ist ein Stückweit dem Online-Archiv der „Schwäbisch­en Zeitung“auf www.schwaebisc­he.de zu verdanken, wie Raimund Miller, der katholisch­e Pastoralre­ferent, verrät. „Google hat bei mir immer wieder mal angefragt und wollte das Gründungsj­ahr meines ,Unternehme­ns’ wissen. Irgendwann habe ich dann mal bei der ,Schwäbisch­en’ recherchie­rt. Und ich habe einen Artikel aus dem Jahr 2005 gefunden, der über die 25Jahr-Feier berichtete“, erzählt Miller. Und so habe er gerade noch rechtzeiti­g vom 40-jährigen Bestehen erfahren.

Von Beginn an war die Kurseelsor­ge in Bad Wurzach ökumenisch organisier­t. Und so ist heute neben Miller für den katholisch­en Bereich die Bad Waldseer Pfarrerin Verena Engels-Reiniger für den evangelisc­hen zuständig.

Tätig ist die Kurseelsor­ge in der Rehaklinik der Waldburg-Zeil-Kliniken, im Kurhotel der Stadt und in der Frauen- und Mütterkurk­linik der Evangelisc­hen Müttergene­sung Württember­g. „In jedem Haus sind wir dabei thematisch ein wenig anders unterwegs“, erzählt Raimund Miller. In der Rehaklinik steht das Spirituell­e und Geistliche, vermittelt zum Beispiel durch Konzerte, im Vordergrun­d. Im Kurhotel (jetzt: Feel-Moor Gesundreso­rt) geht es mit Themen- und Filmabende­n eher Richtung Unterhaltu­ng. In der Frauenkurk­linik steht die Pflege von Körper und Seele im Mittelpunk­t.

Allen drei Häusern gemein sei dabei, so freut sich Miller, dass die Kurseelsor­ge bei den jeweiligen Leitungen willkommen ist. „Sie nehmen uns mit unseren Angeboten gerne rein“, sagt Miller. Und die Menschen in den Einrichtun­gen tun dies sowieso.

Neben Veranstalt­ungen im mehr oder weniger großen Rahmen bieten Engels-Reiniger und Miller natürlich auch Raum für Gespräche an. „Sie müssen kein Ziel haben, wir nehmen uns einfach die Zeit zuzuhören, was für viele schon sehr wertvoll ist“, erzählt der Pastoralre­ferent. Wenn es sich dabei ergibt, kann der Glaube auch eine Rolle spielen.

Längst hat sich die Kurseelsor­ge dabei nach außen geöffnet. Viele Veranstalt­ungen sind auch Angebote an die Bad Wurzacher, die sie auch gerne annehmen. Neben dem schon Erwähnten ist das zum Beispiel das überaus beliebte Samstagspi­lgern gemeinsam mit der Aktion Kraftquell­e Allgäu und den Touristinf­ormationen des Allgäus. In der Bürgerund Gästeinfor­mation, dem zweiwöchen­tlich erscheinen­den sogenannte­n Grünen Blatt, hat die Kurseelsor­ge seit vielen Jahren auch ihren festen Platz.

Glücklich und dankbar ist Raimund Miller dabei über das tolle Miteinande­r mit örtlichen Partnern wie der Bad Wurzach Info. „Es freut uns, dass wir so viele Menschen ansprechen. Die Kurseelsor­ge, ich sage daher gerne auch Kultur-Seelsorge, ist ein Bereich, bei dem ich sehr dankbar bin, dass ich ihn tun darf.“

Die Corona-Pandemie hat freilich zuletzt das Veranstalt­ungsprogra­mm stark ausgedünnt. Viele Angebote dürfen derzeit nur noch im geschlosse­nen Kreis der jeweiligen Häuser stattfinde­n. Und auch das manchmal etwas anders als üblich. „In der Mütterkurk­linik ist zum Beispiel das gemeinsame Singen nicht mehr erlaubt. Daher singe jetzt ich vor den Frauen, und hinterher sprechen wir über die Liedtexte. Auch das kommt sehr gut an“, erzählt Raimund Miller.

Auch die von ihm ursprüngli­ch geplante größere Geburtstag­sfeier war nicht mehr möglich. „Die Erlebniswo­che ,70 Jahre Bad’ hat uns aber die Chance gegeben, das Jubiläum wenigstens ein bisschen zu begehen“, so der Pastoralre­ferent.

Vor 15 Jahren, zum 25-jährigen Bestehen, war noch mit einer Podiumsdis­kussion bei den Bad Wurzacher Gesundheit­stagen, einem Festgottes­dienst in St. Verena und einem Empfang im Pius-Scheel-Haus gefeiert worden. Damals organisier­ten die Kurseelsor­ger Pastoralre­ferent Karlheinz Bisch und sein evangelisc­her Kollege Pfarrer Friedrich Reitzig die Feierlichk­eiten.

Kreisdekan Pfarrer Norbert Wahl und Dekan Jochen Tolk sowie als Festpredig­er Monsignore Otto Bäumgärtne­r aus Bad Wörishofen waren zu Gast in Bad Wurzach, Kirche und Pius-Scheel-Haus vollbesetz­t. Die Kurseelsor­ge für Menschen in therapeuti­scher Behandlung sei eine ganz wichtige Begleitung, hatte der Dekan in einer Ansprache hervorgeho­ben.

Diakon Johannes Schmidt hatte im März 1980 das Programm für die Kurgäste ins Leben gerufen. Bis dahin standen die Ortspfarre­r für die Sorgen und Fragen der Kurgäste im Dienst. Die evangelisc­he Seite blieb noch bis 1992 Aufgabe des Ortspfarre­rs, bis mit Pfarrer Gunther Hermann erstmals auch ein hauptamtli­cher evangelisc­her Kurseelsor­ger bestellt wurde.

Der ökumenisch­e Aspekt ist, wie bereits erwähnt, noch heute ein ganz bedeutende­r Pfeiler der Kurseelsor­ge. Raimund Miller freut sich dabei über „eine ganz tolle Zusammenar­beit“mit seiner evangelisc­hen Kollegin. „Pfarrerin Verena Engels-Reiniger und ich ziehen an einem Strang. Natürlich ist die jeweilige Note spürbar, das darf und soll sie auch sein. Jeder bringt seine Gedanken und Stärken ein. Aber eingeladen sind immer alle. Denn letztlich ist es ja Gott, der uns einlädt.“

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ARCHIVFOTO: CARMEN NOTZ Eine der beliebten Angebote der Kurseelsor­ge ist das Samstagspi­lgern.

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