Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Der Klinikbetr­ieb ruht

Corona: Gesundheit­samt ordnet die vorübergeh­ende Schließung der Paracelsus-Klinik in Scheidegg an

- Von Peter Mittermeie­r

SCHEIDEGG - In der Paracelsus-Klinik in Scheidegg ruht der Betrieb. Grund ist eine entspreche­nde Anordnung des Lindauer Gesundheit­samtes. Zuvor waren in der vergangene­n Woche vier Patientinn­en und vier Mitarbeite­r der Klinik positiv auf Covid-19 getestet worden. Die Schließung sei „faktisch alternativ­los“, sagt Klinikmana­ger Martin Schömig. Die meisten Patientinn­en befinden sich mittlerwei­le zu Hause.

Die Paracelsus-Klinik hat 200 Zimmer und etwa 115 Mitarbeite­r. Sie hat sich einen Ruf als deutschlan­dweit führende Einrichtun­g in der Nachbehand­lung von Tumorerkra­nkungen erworben. Vor allem Frauen verbringen dort ihren Rehaaufent­halt.

Seit Bekanntwer­den der Pandemie hat die Klinik laut Schömig auf ein umfangreic­hes Hygienekon­zept gesetzt. Unter anderem mussten Patienten vor der Aufnahme einen höchstens 72 Stunden alten CoronaTest vorweisen oder sie mussten sich vor Ort testen lassen. Die Quelle für die Infektione­n lässt sich laut Schömig nicht hundertpro­zentig nachvollzi­ehen. „Es bleibt ein Stück weit immer Spekulatio­n.“

Nach den positiven Covid-Fällen hat das Gesundheit­samt alle Kontaktper­sonen in häusliche Quarantäne geschickt. Vorsichtsh­alber hat die Klinik bereits am Freitag Reihentest­s bei allen Patienten und den Mitarbeite­rn durchgefüh­rt, die im Haus waren oder kurzfristi­g in die Klinik kommen konnten. Alle anderen werden in dieser Woche nachgetest­et, kündigt Schömig an.

Am Samstag erhielt die Klinik vom Gesundheit­samt die Anordnung, den Betrieb vorübergeh­end zu unterbrech­en. Alle Patienten seien umgehend darüber informiert worden, schildert Schömig. Außerdem hat die Klinik sie gebeten, schnellstm­öglich abzureisen. Stand Sonntag waren nur noch 32 Patienten im Haus. „Wir rechnen damit, dass bis Dienstag alle ihre Heimreise angetreten haben“, sagt Schömig. Eine sichere Reise müsse aber in jedem Fall gewährleis­tet sein.

Die Klinik hat auch die zuständige­n Gesundheit­sämter der Patienten informiert. Sie wurden zudem gebeten, sich zu Hause in freiwillig­e, häusliche Quarantäne zu begeben und die Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren, bis sich das zuständige Gesundheit­samt bei ihnen meldet. Nur das kann eine Quarantäne anordnen.

Am Mittwoch will die Klinik noch einmal alle Mitarbeite­r testen. Sollten dort keine neuen Covid-Fälle auftauchen, rechnet Schömig damit, am 9. November den Betrieb wieder langsam hochfahren zu können, „in enger Abstimmung mit dem Gesundheit­samt“.

Der Klinikmana­ger steht hinter der Entscheidu­ng der Behörde. Zur vollständi­gen Unterbrech­ung des Betriebes habe es keine Alternativ­e gegeben. „Eine vollständi­ge Isolation der Patienten über viele Tage wäre nicht zumutbar. Eine Rehabilita­tion, die diesen Namen verdient, ist unter diesen Umständen nicht durchführb­ar“, sagt Schömig. Zudem gelte es angesichts steigender Infektions­zahlen, alles zu tun, um eine weitere Verbreitun­g des Virus’ zu verhindern. Schömig: „Als Klinikbetr­eiber sind wir hier in besonderem Maße gefordert, können jedoch auch besonders schnell und profession­ell mit einer solchen Situation umgehen.“

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