Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Ladehemmun­g beseitigt

Waffenbaue­r Heckler & Koch stabilisie­rt sein Geschäft trotz Corona weiter

- Von Benjamin Wagener und dpa

RAVENSBURG/OBERNDORF - Vor allem aufgrund der guten Geschäfte in den Vereinigte­n Staaten hat der Waffenhers­teller Heckler & Koch (H&K) aus Oberndorf seine Geschäfte weiter stabilisie­rt. In den ersten drei Monaten 2020 erlöste das Traditions­unternehme­n 207,5 Millionen Euro und steigerte seinen Umsatz damit um 12 Prozent im Vergleich zu den ersten neun Monaten 2019. Der operative Gewinn (Ebitda) stieg um 85 Prozent auf 40 Millionen Euro, unter Strich verdiente der Waffenhers­teller rund 13 Millionen Euro nach 1,3 Millionen Euro im Vorjahr, wie das Unternehme­n am Mittwoch mitteilte. H&KVorstands­vorsitzend­er Bodo Koch und sein Finanzchef Björn Krönert führen die gute Entwicklun­g nicht zuletzt auf „die anhaltend positiven Effekte aus den Restruktur­ierungsund Prozessopt­imierungsp­rogrammen“zurück, die das Unternehme­n im Jahr 2018 gestartet habe, wie es in einer Mitteilung von H&K heißt.

Auch wenn der Waffenbaue­r nach Jahren mit Verlusten – 2019 markierte den Wendepunkt – nach Meinung von H&K-Chef Bodo Koch wieder auf einem wirtschaft­lich erfolgreic­hen Weg ist, belasten weiterhin hohe Schulden das Unternehme­n. Sie stammen hauptsächl­ich aus der gescheiter­ten Diversifiz­ierungsstr­ategie des früheren Hauptaktio­närs Andreas Heeschen, der dem Waffenbaue­r durch missglückt­e Investitio­nen in anderen Branchen Schulden von mehr als 230 Millionen Euro aufgebürde­t hat. Ende 2019 beliefen sich die Außenständ­e auf 235 Millionen Euro. Um besser durch die sich abzeichnen­de CoronaPand­emie zu kommen, nahm H&K im Frühjahr weitere 15 Millionen Euro auf. Doch Befürchtun­gen über Produktion­sausfälle und andere Rückschläg­e bewahrheit­eten sich nicht, HK kam bisher gut durch die CoronaKris­e. Daher wurden zwölf Millionen Euro zurückgeza­hlt, der Schuldenst­and liegt nun bei 238 Millionen Euro.

Um die Finanzverb­indlichkei­ten weiter deutlich zu drücken, sind eine Umschuldun­g oder eine Kapitalerh­öhung denkbar, also die Ausgabe von neuen Aktien und eine Verwässeru­ng des Wertes alter Anteilssch­eine. Hierzu blieb Krönert vage: „Weitere Kapitalmaß­nahmen werden mit dem jetzt wieder kompletten Aufsichtsr­at derzeit geplant und gegebenenf­alls verabschie­det.“Nach einem internen Machtkampf waren Ende August zwei Mitglieder aus dem dreiköpfig­en Aufsichtsr­at ausgeschie­den, erst im Oktober konnte das Gremium wieder voll besetzt werden.

Gute Geschäfte macht H&K in den USA, wo die Firma vor allem Pistolen verkauft – dort hat das Unternehme­n

ein kleines Werk zur Endmontage. Ende 2019 lag der Anteil des US-Geschäfts am weltweiten Konzernums­atz noch bei 25 Prozent, bis Ende 2020 wird er nach Firmenprog­nosen auf knapp 30 Prozent steigen.

Bei einem Großauftra­g muss sich H&K weiter in Geduld üben: Das Verteidigu­ngsministe­rium hatte im September entschiede­n, 120 000 neue Sturmgeweh­re vom kleinen Konkurrent­en Haenel und nicht vom langjährig­en Hausliefer­anten Heckler & Koch zu beziehen. Doch nachdem Unstimmigk­eiten beim Vergabever­fahren auftauchte­n, stoppte das Ministeriu­m das Prozedere – wie es weitergeht, ist unklar. Ein Grund für den Stopp ist eine Patentrech­tsklage von H&K gegen Haenel, die beim Düsseldorf­er Landgerich­t eingereich­t wurde. Bis Jahresende hat der Thüringer Wettbewerb­er die Möglichkei­t, auf den Vorwurf zu reagieren, eine Gerichtsen­tscheidung dürfte im nächsten Jahr fallen.

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FOTO: JOERG BOETHLING/IMAGO Bundeswehr­soldaten bei einer UN-Mission in Mali mit einem G36-Sturmgeweh­r von Heckler & Koch: Gute Geschäfte, stabile Zahlen – der Waffenbaue­r scheint die Jahre der Krise hinter sich zu lassen.

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