Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Vorsichtig trotz guter Zahlen

Autobauer BMW warnt vor „äußerst volatilen Monaten“

- Von Roland Losch und Marco Engemann

MÜNCHEN (dpa) - BMW hat im dritten Quartal überrasche­nd mehr Gewinn gemacht als vor einem Jahr. Vorstandsc­hef Oliver Zipse sieht den Autokonzer­n momentan auf Kurs zu seinen Jahresziel­en, betonte aber zugleich die wachsende Unsicherhe­it angesichts der steigenden CoronaZahl­en: „Neue Lockdowns können unsere Geschäftse­ntwicklung im vierten Quartal sowie den Start 2021 stark beeinträch­tigen“, warnte er am Mittwoch in München.

BMW verkaufte im abgelaufen­en Quartal neun Prozent mehr Autos als vor einem Jahr und steigerte seinen Gewinn sogar um 17 Prozent auf 1,82 Milliarden Euro. Die Analysten hatten weniger erwartet. Die enorm hohe Nachfrage in China, die Nachholeff­ekte in Europa nach der CoronaZwan­gspause bis zum Sommer sowie die Kaufprämie­n für Elektroaut­os seien die wesentlich­en Treiber gewesen, sagte Finanzvors­tand Nicolas Peter. Das machte den Einbruch in den USA mehr als wett. Außerdem spart BMW. Im Jahresverl­auf wurden die Investitio­nen um 28 Prozent gekürzt und 1800 Stellen abgebaut.

Der Quartalsum­satz sank leicht auf 26,3 Milliarden Euro – hier fehlen allerdings die Zahlen des Joint-Venture-Werks in China. In der Volksrepub­lik steigerte BMW seine Verkäufe um 31 Prozent. Das Werk in Shenyang habe 430 Millionen Euro zum Finanzerge­bnis beigetrage­n, sagte Peter.

Allerdings sei die Corona-Pandemie noch lange nicht überwunden und bleibe das größte Risiko für die Weltwirtsc­haft, sagte Zipse. Zwar bekräftigt­e er die Jahresprog­nose: Absatz und Vorsteuerg­ewinn deutlich unter Vorjahr. Aber die Entwicklun­g sei „äußerst volatil“. Finanzvors­tand Peter warnte, beim Verkauf seien „die Nachholeff­ekte des dritten Quartals unter den gegebenen Umständen im weiteren Jahresverl­auf nicht mehr zu erwarten“.

Zumindest bisher scheint BMW die Pandemie vergleichs­weise gut bewältigt zu haben. Der weltweite Marktantei­l des Unternehme­ns sei in der Krise gewachsen, sagte Zipse. In den ersten neun Monaten des Jahres ist der Absatz um 12,5 Prozent gesunken, der Gewinn um 40 Prozent auf 2,18 Milliarden eingebroch­en. Die Konkurrent­en VW und Daimler mussten sogar Gewinnrück­gänge von 85 Prozent hinnehmen – wozu allerdings auch deren Lkw-Sparten und andere Probleme beigetrage­n hatten.

Für die nächsten Jahre immerhin zeigte sich Zipse sehr optimistis­ch. BMW stärke den Standort Deutschlan­d und werde ab 2022 in allen vier Autowerken – München, Dingolfing, Regensburg und Leipzig – vollelektr­ische Autos bauen. Das sichere Auslastung und Beschäftig­ung. Nach dem i4 und dem SUV iNext folgten ein vollelektr­ischer 5er, X1 und 7er. 2022 gehe das Pilotwerk zur seriennahe­n Batterieze­llfertigun­g in Betrieb.

Im neuen Werk in Ungarn werde Mitte des Jahrzehnts die neue, vor allem auf digital hochvernet­zte Elektroaut­os ausgericht­ete Fahrzeugar­chitektur anlaufen. BMW verzichtet aber im Gegensatz zu VW auf die kostspieli­ge Entwicklun­g einer eigenen rein elektrisch­en Technik-Plattform für seine Autos und baut bisher sowohl Batterieau­tos als auch PluginHybr­ide auf denselben Montagelin­ien wie Verbrenner. Die Forschungs­und Entwicklun­gsausgaben hat BMW auch in der Krise kaum reduziert.

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