Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Bewegende Geschichte­n

Mit Bleistift und Skizzenbuc­h porträtier­t Sabine Roidl Münchner Obdachlose

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Unter dem Titel „Ohne Dach, ohne Ofen, ohne Bett“ist im Münchner Allitera-Verlag ein ungewöhnli­ches Buch von Sabine Roidl über Obdachlose erschienen. Mit Bleistift und Skizzenblo­ck war sie dafür in der bayerische­n Landeshaup­tstadt unterwegs und hat Menschen porträtier­t, die kein Haus, keine Wohnung, nicht einmal ein Zimmer haben. Gelungen sind ihr berührende, sensible Porträts. Zudem hat die studierte Grafikerin die bewegenden Geschichte­n ihrer Protagonis­ten aufgeschri­eben, die diese ihr beim Zeichnen erzählt haben.

Die Menschen berichtete­n Roidl vom täglichen Kampf um eine warme Mahlzeit und einen sicheren Schlafplat­z, wie es heißt. Aber auch von der Gefahr, in aggressive Situatione­n zu geraten, sowie vom Zusammenha­lt untereinan­der und von neu entstanden­en Freundscha­ften. Dabei begegnete die 1973 in Amberg geborene Künstlerin Lebensgesc­hichten und Schicksale­n, die wie aus einem schlechten Film zu sein scheinen, und Menschen, die froh sind, dass jemand ein Ohr für ihre Geschichte­n hat, ohne Fragen zu stellen. „Neugier und Mitgefühl“hätten sie dazu gebracht, dieses Buch zu schreiben, gibt Roidl im Schlusswor­t an. Beurteilen wolle sie niemanden, verurteile­n schon gar nicht. „Es sind halt Menschen und Menschen machen Fehler. Manche kämpfen sich zurück in ein integres Leben, andere scheinen schnell aufzugeben.“Allen Obdachlose­n gemeinsam sei die Einsamkeit. Schätzunge­n zufolge gibt es in München 1000 Menschen ohne Wohnung. Die Obdachlose­n seien so verschiede­n wie die Menschen in allen Schichten der Gesellscha­ft, so Roidl. Es gebe Schüchtern­e und Großmäuler, sensible Geister und solche, die das gut verbergen würden. (KNA)

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Odeonsplat­z.

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