Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Streit in Hannover um ein Lüpertz-Fenster
In der Auseinandersetzung um eine Schenkung des Altkanzlers Schröder ist keine Einigung in Sicht
HANNOVER (dpa) - Im Rechtsstreit um ein Fenster, das Altkanzler Gerhard Schröder (76) Hannovers Marktkirche schenken will, wurde keine gütliche Einigung erzielt. Das von Starkünstler Markus Lüpertz (79) entworfene Buntglasfenster sollte schon vor Jahren eingebaut werden, doch dagegen wehrt sich der Erbe des 1994 gestorbenen Architekten Dieter Oesterlen. Seinem Stiefvater sei es bei der Auswahl der Fensterfarben um die Gesamtatmosphäre des Raumes gegangen, sagte der Kläger Georg Bissen bei der mündlichen Verhandlung am Dienstag im Landgericht Hannover. Bissen will mit seiner Klage den Einbau des LüpertzFensters verhindern, das sich mit dem Reformator Martin Luther beschäftigt. Er sieht Oesterlens Urheberrecht verletzt.
Die beklagte Marktkirche beruft sich dagegen auf ihr kirchliches Selbstbestimmungsrecht. Das Lüpertz-Fenster sei eine Bereicherung für die Gemeinde, sagte die Pastorin der Marktkirche, Hanna Kreisel-Liebermann. Auf dem 13 Meter hohen Fenster sind unter anderem eine barfüßige Figur im weißen Gewand – wohl Luther – und fünf schwarze Fliegen zu sehen. Das sogenannte Reformationsfenster rege die Menschen an, sich mit ihren eigenen Ängsten auseinanderzusetzen, sagte die Pastorin. Die bisherigen Fenster habe sie als „Notverglasung“empfunden.
Die Zivilkammer will ihre Entscheidung nach Angaben eines Gerichtssprechers am 14. Dezem- ber verkünden.