Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Umsatz der Gastro-Zulieferer bricht ein
Firma Geyer aus Bad Waldsee beliefert 1500 Betriebe – Sonderverkauf startet am Freitag
BAD WALDSEE - Die gesamte Gastronomie-Branche ächzt ob der neuen coronabedingten Zwangspause. Doch nicht nur die Wirte selbst leiden unter der Krise, auch die Zulieferer sehen sich in diesem Jahr harten Zeiten ausgesetzt, wie das Beispiel des Bad Waldseer Gastro-Zulieferers „Geyer Food Konzept“deutlich macht.
1500 Betriebe in der Region Bodensee-Oberschwaben beliefert die Firma Geyer mit „allem, was man in der Küche zur Zubereitung braucht“, wie es Geschäftsführer Andreas Geyer formuliert. Dazu gehören neben Tiefkühlkost auch frisches Gemüse und Salat, Molkereiprodukte und sogar Gewürze. Doch nun ist bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr Schluss mit der Belieferung. Die neuen Einschränkungen, die Bund und Länder in der vergangenen Woche beschlossen haben, stellen den Großlieferanten vor eine Herausforderung. „Wir sind gleich betroffen wie die Gastronomie, denn 80 Prozent unserer Absätze kommen aus der Gastro“, verdeutlicht Geyer die bevorstehende tiefe Talsohle.
Der Geschäftsführer erinnert sich mit Schrecken zurück an den Beginn der Pandemie im Frühjahr. Damals brach sein Umsatz um 80 Prozent ein. Nachdem das Geschäft zuletzt wieder anzog, konnten die Zahlen deutlich verbessert werden. Doch mit der erneuten Schließung der Restaurants bilanziert Geyer ein schlechtes Jahresergebnis: „Meine Prognose? Ich rechne damit, dass der Umsatz am Ende des Jahres um insgesamt 35 bis 40 Prozent eingebrochen sein wird.“Es ist ein schwarzes Jahr für den Großhandelsbetrieb.
Die staatliche Unterstützung bezeichnet er als „Tropfen auf den heißen Stein“und auch die Kurzarbeit stelle Unternehmen und Mitarbeiter zunehmend auf eine Belastungsprobe. Zur finanziellen und an sich belastenden Situation gesellt sich bei Geyer nun noch die Frage nach der weiteren Verwendung der Lebensmittel. Die Lebensmittelproduzenten haben ihm aufgrund der Krise vornehmlich Ware mit kurzem Mindesthaltbarkeitsdatum
geliefert. „Das hätten wir problemlos verkauft. Aber jetzt stellt es einen vernichtenden Wert für das Unternehmen dar“, so Geyer, der die begrenzten Verwendungsmöglichkeiten aus Erfahrung aus dem Frühjahr kennt. Ein Teil geht an die Tafel und an Food-sharer. Ein anderer Teil soll an Privatpersonen verkauft werden, der Rest muss entsorgt werden. Mehrere Container kommen da zusammen. „Das muss man wegschmeißen und das tut einem in der Seele weh“, so Geyer. Über das gesamte Jahr wird Geyer rund 30 Tonnen Lebensmitteln wohl nicht mehr rechtzeitig vor dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums verkaufen können.
Bereits im Frühjahr gab es einen Sonderverkauf, der laut Geyer gut angenommen wurde. Dabei sei aber auch klar geworden, dass nicht alle Waren für den Privathaushalt geeignet sind. „50 panierte Schnitzel kauft man noch, aber bei 100 Rinderrouladen wird es schwierig – ebenso bei einem fünf Kilo Eimer Joghurt oder Sahne“, erklärt der Geschäftsführer die Crux am Abverkauf. Den noch startet am Freitag erneut ein Sonderverkauf. Im Gegensatz zum Frühjahr, als noch vom Firmengelände in Bad Waldsee aus verkauft wurde, wird nun eigens ein sogenannter Pop-UpShop als Lebenmittel-Outlet direkt an der B 30 in Gaisbeuren eingerichtet. Bis voraussichtlich Jahresende können die Kunden dort frische und hochwertige Lebensmittel kaufen, wie Geyer erläutert. „Wenn das Angebot von den Bürgern der Region gut angenommen wird, was ich hoffe, werden wir die oben angegebene Menge sicher um circa zwei Drittel senken können.“
Und da „Geyer Food“als Zulieferer von staatlichen Hilfsmaßnahmen ausgenommen ist, fällt das Resümee des Geschäftsführers mit Rückblick auf das Jahr 2020 ernüchternd aus: „Am liebsten würde ich schnell einen Haken dran machen und alles vergessen. Aber so einfach geht es nicht. Es war ein sehr schwieriges Jahr für uns alle, aber wir lassen uns nicht unterkriegen. Es geht weiter, es muss weitergehen.“