Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Spitzensportler ohne Spielerlaubnis
Verband unterbricht Kegel-Bundesliga – SF Friedrichshafen dürfen nur trainieren
FRIEDRICHSHAFEN - Die Sportfreunde Friedrichshafen haben Pause. Vier Wochen dürfen sie zu keiner Begegnung antreten – generell ruht der Spielbetrieb in der Kegel-Bundesliga. Anders als bei den Amateursportlern ist aber kein politischer Beschluss dafür verantwortlich, sondern eine Verbandsentscheidung. Der Deutsche Keglerbund Classic (DKBC) hat den Stopp der höchsten Spielklasse veranlasst. Dennoch dürfen die Friedrichshafener Kegler ihrem Sport nachgehen, so SF-Pressesprecher Sascha Platschek: „Wir werden als Spitzensportler eingestuft und dürfen einen Trainingsbetrieb durchführen.“
Eine Möglichkeit, die der KegelBundesligist auch wahrnimmt und dabei auch die Bedingungen beachtet. Das Training dürfe nur in abgespeckter Form stattfinden. Heißt: „Auf der ganzen Anlage dürfen nur zwei Leute aus dem Kader der ersten Mannschaft sein“, erklärt Platschek, der skizziert: „Wir haben am Dienstag unseren Trainingstag und trainieren dann stundenweise. Es geht um 14, 15 Uhr los, es kommen Pärchen nach und nach.“Die Zweiergruppen ändern sich. „Es ist ein unbezahlter Sport. Da muss man sehen, wie jeder Zeit hat.“Sicherlich, so der Pressesprecher, hat diese Trainingsgestaltung auch erhebliche Nachteile: „Wir haben sehr viele erfahrene Leute, die unterstützen sich selbst. Das Coaching fällt nun weg.“
Für die Sportfreunde stellt das jedoch kein Problem dar. Sie ordnen sich der Corona-Lage unter, sind froh, überhaupt die Trainingserlaubnis zu haben. „Ich muss wirklich sagen, alle sind heiß zu spielen und auch zu trainieren. Wir brauchen diese Regelmäßigkeit, um auf diesem Niveau leistungsfähig zu sein“, sagt Platschek. Das Infektionsrisiko sei dabei äußerst gering, das gelte auch für die Ligaspiele. „Wir blicken positiv auf die eigenen Maßnahmen zurück. Es gab kein Anfeuern, weniger Zuschauer, keine Handshakes: Das hat den Flair genommen. Aber wir haben uns damit arrangiert und es gab nie Probleme“, beschreibt der Pressesprecher. Deshalb hätten die
Sportfreunde sich vom DKBC auch eine andere Entscheidung als die Saisonunterbrechung gewünscht. „Es ist schon schade, wir haben sehr viel unternommen und bei den Konzepten unter anderem auch gewährleistet, dass sich nach dem Spiel nicht die komplette Mannschaft trifft. Der Spielbetrieb wäre möglich gewesen.“
Schade für die Sportfreunde ist es auch deshalb, weil ihnen zuletzt die ersten beiden Siege in der laufenden Bundesligasaison gelungen sind. „Wir waren gerade schön in Schwung und hatten in die Spur gefunden. Jetzt sind wir leider abgebremst worden“, sagt Platschek. Nach dem 7:1 bei der TSG Kaiserslautern
und dem 6:2 gegen den TSV Breitengüßbach hätten die Sportfreunde ihren Lauf gerne schon am vergangenen Wochenende im Spiel beim FEB Amberg fortgesetzt. Aber auch dem schob der DKBC einen Riegel vor. Die Begegnung durfte nicht ausgetragen werden, der Verband sagte den gesamten siebten Spieltag ab.
Die Friedrichshafener Kegler hoffen nun, dass wenigstens noch die fünf angesetzten Partien in diesem Kalenderjahr nicht abgesetzt werden. Sie würden noch auf den KC Schwabsberg, Victoria Bamberg, den SV Wernburg, den SKC Staffelstein und die Chambtalkegler des SKK Raindorf treffen. „Die Liga wurde auf zwölf Mannschaften aufgestockt. Da ist jeder mehr motiviert“, meint Platschek. Auf die Entscheidung müssen sie aber noch warten. Spätestens am 18. November will der DKBC mitteilen, wie die weitere Vorgehensweise in Bezug auf den Spielbetrieb aussieht. Des Weiteren soll zeitnah der genaue Nachholtermin des abgesagten siebten Spieltages bekanntgegeben werden.
Ganz große Ambitionen haben die Sportfreunde in dieser Saison nicht. In ihrer zweiten Bundesligasaison geht es einzig und alleine darum, Punkte für den Ligaverbleib zu sammeln. „Wir wollen uns etablieren“, so Platschek. Dass das eine realistische Erwartungshaltung ist, zeigten die ersten vier Begegnungen. Da holten die Sportfreunde keinen einzigen Zähler und standen punktlos am Tabellenende. Sie haben aber genug Potenzial im Team, um ihr Ziel zu erreichen. Dafür sorgt beispielsweise ein Spieler wie Kapitän Darko Lotina, der maßgeblich am Durchmarsch des Vereins am Bodensee beteiligt ist. Er war bei allen sechs Aufstiegen von der Bezirks- in die Bundesliga mit dabei. Aber auch Akteure wie U23-Nationalspieler Lukas Funk oder Torsten Reiser bringen das Können mit, um die Sportfreunde in der Liga zu halten. Die Zukunftsfähigkeit will der Verein über eine gute Jugendarbeit und verlässliche Sponsoren sichern. Zurzeit wünschen die Sportfreunde sich aber einfach nur, bald wieder Spiele in der Kegel-Bundesliga bestreiten zu dürfen.