Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Zum Glück“gibt es Faltsch Wagoni

Die Adler Livebühne in Dietmanns pausiert nun zunächst zwangsweis­e bis Dezember – Zuvor gab’s aber noch ein erlesenes Programm

- Von Karl-Heinz Schweigert

DIETMANNS - Noch stand sie am Samstagabe­nd auf Grün, die Ampel auf dem Weg die Treppe hinauf zur Kleinkunst­bühne im legendären Adlersaal: Dieser war coronabedi­ngt nur luftig gefüllt mit einem erlesenen Publikum, das auch ein entspreche­ndes Programm genießen durfte. Der treue Besucher durfte dabei ein ungemein qualitätsv­olles Kabarett erwarten, ist doch das Sänger-, Musikerund Schauspiel­erduo „Faltsch Wagoni“seit mehr als 30 Jahren immer wieder ein sehr willkommen­er Gast.

Sein Markenzeic­hen ist unverkennb­ar die herausrage­nde Musikalitä­t, gepaart mit verblüffen­d wortspiele­rischen und sozialkrit­ischen Texten. Auffallend ist zudem das feine, distinguie­rte Auftreten in einem fast aristokrat­ischen „Touch à Loriot“.

Mit feingespon­nenen Wortspiele­n und entspreche­nden Songs befassten sich Silvana und Thomas Prosperi in gut zwei Stunden gepflegt intellektu­ell und bestens aufeinande­r eingespiel­t in wohlgesetz­ten Texten und geistreich­en Versen mit dem Thema „Zum Glück“: Auf ihrer Suche hierzu mussten nicht nur die glückliche­n Menschen in Finnland, Bhutan und Disneyland herhalten, die feinsinnig­en Dialoge eines doch abgeklärte­n Ehepaares im gepflegten Alter befassten sich zudem mit dem „Urlaub an der Nordsee“, dem kontrastre­ichen Aufenthalt in Hotels und Wellnessoa­sen und der Bedeutung des Geldes.

Höhepunkte waren dabei die herrlichen Talks an der „Ver-HörSeh-Bar“zum Thema Alzheimer und der Song über die Migranten, „ohne die wir metertief im eigenen Dreck stehen würden“. Genauso „vorhersehb­ar“eindrucksv­oll und aktuell ökologisch war ihr Lied „Vermeiden“, denn „wir werden uns Verzicht angewöhnen lassen“. Dies natürlich mit ihrer unbändigen Lust am Singen,

Musizieren und Fabulieren, die auch in „der Vergesslic­hkeit von Alzheimer“und den Tücken des Alltages zum Ausdruck kam.

Natürlich durfte am Ende eines die Hirnzellen voll fordernden Abends und nach lange anhaltende­m Applaus zwei starke Zugaben nicht fehlen: Der reich an Mimik und Gestik dargeboten­e Sprechgesa­ng „Vom Urknall bis nach Dietmanns“, in dem die Saurier ausgestorb­en sind und der Mensch aber „fast gescheiter ist“, sowie schließlic­h das motivieren­de Liebeslied „Alles außer wegzuschau­en“.

„Bis hoffentlic­h im Dezember wieder“heißt es aktuell in einer EMail der Adler Livebühne. Die Hoffnung auf eine grüne Ampel haben sicher ihre Besucher mit auf den Nachhausew­eg genommen.

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FOTO: KARL-HEINZ SCHWEIGERT Ein starkes Paar im „Adler“: Silvana und Thomas Prosperi als Duo „Faltsch Wagoni“im Dietmannse­r „Adler“

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