Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Zum Glück“gibt es Faltsch Wagoni
Die Adler Livebühne in Dietmanns pausiert nun zunächst zwangsweise bis Dezember – Zuvor gab’s aber noch ein erlesenes Programm
DIETMANNS - Noch stand sie am Samstagabend auf Grün, die Ampel auf dem Weg die Treppe hinauf zur Kleinkunstbühne im legendären Adlersaal: Dieser war coronabedingt nur luftig gefüllt mit einem erlesenen Publikum, das auch ein entsprechendes Programm genießen durfte. Der treue Besucher durfte dabei ein ungemein qualitätsvolles Kabarett erwarten, ist doch das Sänger-, Musikerund Schauspielerduo „Faltsch Wagoni“seit mehr als 30 Jahren immer wieder ein sehr willkommener Gast.
Sein Markenzeichen ist unverkennbar die herausragende Musikalität, gepaart mit verblüffend wortspielerischen und sozialkritischen Texten. Auffallend ist zudem das feine, distinguierte Auftreten in einem fast aristokratischen „Touch à Loriot“.
Mit feingesponnenen Wortspielen und entsprechenden Songs befassten sich Silvana und Thomas Prosperi in gut zwei Stunden gepflegt intellektuell und bestens aufeinander eingespielt in wohlgesetzten Texten und geistreichen Versen mit dem Thema „Zum Glück“: Auf ihrer Suche hierzu mussten nicht nur die glücklichen Menschen in Finnland, Bhutan und Disneyland herhalten, die feinsinnigen Dialoge eines doch abgeklärten Ehepaares im gepflegten Alter befassten sich zudem mit dem „Urlaub an der Nordsee“, dem kontrastreichen Aufenthalt in Hotels und Wellnessoasen und der Bedeutung des Geldes.
Höhepunkte waren dabei die herrlichen Talks an der „Ver-HörSeh-Bar“zum Thema Alzheimer und der Song über die Migranten, „ohne die wir metertief im eigenen Dreck stehen würden“. Genauso „vorhersehbar“eindrucksvoll und aktuell ökologisch war ihr Lied „Vermeiden“, denn „wir werden uns Verzicht angewöhnen lassen“. Dies natürlich mit ihrer unbändigen Lust am Singen,
Musizieren und Fabulieren, die auch in „der Vergesslichkeit von Alzheimer“und den Tücken des Alltages zum Ausdruck kam.
Natürlich durfte am Ende eines die Hirnzellen voll fordernden Abends und nach lange anhaltendem Applaus zwei starke Zugaben nicht fehlen: Der reich an Mimik und Gestik dargebotene Sprechgesang „Vom Urknall bis nach Dietmanns“, in dem die Saurier ausgestorben sind und der Mensch aber „fast gescheiter ist“, sowie schließlich das motivierende Liebeslied „Alles außer wegzuschauen“.
„Bis hoffentlich im Dezember wieder“heißt es aktuell in einer EMail der Adler Livebühne. Die Hoffnung auf eine grüne Ampel haben sicher ihre Besucher mit auf den Nachhauseweg genommen.