Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Der „Stiefel“im historischen Zeitraffer
Der Denkmalpflegerische Werteplan der Stadt Wangen spricht beim Gebäude Eselberg 6 von einem dreigeschossigen Handwerkerhaus, mit massivem Sockelgeschoss und zwei verputzten Fachwerkobergeschossen in leichter Hanglage, traufständig, samt einem Satteldach mit Giebelgaube. Das Kulturdenkmal habe exemplarischen und dokumentarischen Wert für die Aufsiedlung der Unterstadt, die im späten 14. Jahrhundert begann. Für seinen Bau wurde der auf der Rauch'schen Stadtansicht von 1611 noch sichtbare letzte Rest der staufischen Stadtmauer mit dem torartigen „Eselsloch” niedergelegt.
Das von Jacob Brotmann 1618 neu erbaute Haus blieb mehrere Generationen lang in dieser Familie. Erst fast 200 Jahre später, im Jahr 1811, kam das Weinschankrecht unter Joseph Ortmann auf das Haus. Durch den Schuhmacherberuf der nachfolgenden Wirte wurde die Wirtschaft im Volksmund dann als „Stiefel“bezeichnet. Wegen der vielen Türen, die von der Wirtsstube abgingen, sind die Gastgeber des Hauses auch als „Siebentürleswirte“in die Geschichte eingegangen. Wegen der Hanglage am Eselberg wurde die kleine Wirtschaft spöttisch auch „Berghotel“genannt.
Im Jahr 1950 erhält dann der Metzgermeister Alfons Blaser, der die Tochter des Vorbesitzers geheiratet hatte, die Genehmigung zur Geschäftsführung der jetzt erst offiziell als „Stiefel“bezeichneten Gaststätte. Der „Stiefel“wird 1957 an die Stadtbrauerei Josef Lanz verpachtet, 1977 an Gerd und Maria Streicher und 1989 an Paul Müller, die allesamt Unterpächter der Leutkircher Härle-Brauerei sind. Bereits im Jahr 1986 werden die Gasträume renoviert. Im Jahr 1992 beginnen die Inhaber mit der Außenbewirtung.