Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Die Stimme der Realschüle­r im Land

Noah Bernhart aus Grünkraut ist Mitglied im Schülerund Schulbeira­t von Baden-Württember­g

- Von Philipp Richter

GRÜNKRAUT/BODNEGG - Den Schülern im Land eine Stimme geben, das ist die Aufgabe des Landesschü­lerbeirats. Ein gewähltes Mitglied des Gremiums ist Noah Bernhart vom Bildungsze­ntrum in Bodnegg, wo er Schülerspr­echer ist. „Ich möchte etwas bewegen und bin der Meinung, dass man sich nicht einfach nur beschweren kann, sondern sich auch engagieren muss“, sagt der 15-Jährige aus Grünkraut. Und engagiert ist der junge Mann, denn er ist auch noch Abgesandte­r des Schülerbei­rates im Landesschu­lbeirat, von Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann berufen und damit Stimme der Realschüle­r des ganzen Landes.

„Ich fand den Gedanken ganz reizend, nicht nur für meine Schule etwas zu machen, sondern das Ganze größer zu sehen und damit auch noch die Chance zu haben, in die Politik reinzuschn­uppern“, sagt er. Und dazu ist die Aufgabe des Landesschü­lerbeirate­s bestens geeignet. Also ging er zur Wahl in Ulm und wurde gewählt. Tatsächlic­h beschäftig­t sich das 54-köpfige Gremium mit Bildungspo­litik, ist beratendes Organ für das Kultusmini­sterium und darf Mitglieder in den Landesschu­lbeirat entsenden, der das Ministeriu­m berät und diesem auch Vorschläge unterbreit­en darf. Jede Schulart ist mit einem Schüler oder einer Schülerin vertreten. Für die Realschule­n des Landes ist das ebenfalls Noah Bernhart, der die Schüler auf Landeseben­e repräsenti­ert.

Doch wie kommt man überhaupt in all diese Gremien, haben doch viele Schüler noch nie etwas vom Landesschü­lerbeirat gehört. „Das ist genau das Problem. Eigentlich bekommt jede Schule eine E-Mail, dass es Schüler für die Wahl in den Landesschü­lerbeirat schicken kann, doch viele leiten das gar nicht erst weiter und es geht unter“, berichtet Noah. Und so kam es, dass bei seiner Wahl als Vertreter aus dem Regierungs­bezirk Tübingen nur vier Realschüle­r anwesend waren. Ein bisschen beschämend, findet er. „So sollte es eigentlich nicht sein“, sagt er.

Auch das ist einer der Gründe, warum sich Noah Bernhart engagieren will, weil er das ändern will. Das Thema SMV (Schülermit­verantwort­ung), in der Regel die Vereinigun­g der Klassenspr­echer an den Schulen, sei ihm besonders wichtig, weil viele gar nicht wüssten, welche Rechte sie haben und was sie bewegen können. Zum Beispiel, dass der SMV ein gewisser Betrag des Schuletats zustehe. Deswegen sieht er es auch als Chance an, sich im Landesschü­lerbeirat dafür einzusetze­n, dass die anderen Schülerver­treter im Land von ihren Rechten erfahren und selber aktiv werden – zum Beispiel in Form von Fortbildun­gen.

Denn tatsächlic­h hat er selbst auch bei einer Fortbildun­g in der achten Klasse vom Landesschü­lerbeirat erfahren, sei sofort begeistert gewesen und wollte Mitglied werden. „Und die Schulleitu­ng hat mich da voll unterstütz­t“, freut er sich. Wie ernst er es mit seinem Engagement meint, zeigen seine Aktivitäte­n im Gremium. Er gehört zwei Ausschüsse­n an und zusätzlich dem Landesschu­lbeirat. „Das heißt aber auch, dass ich einmal pro Woche Sitzung habe“, sagt der Zehntkläss­ler, der sich jetzt auch noch auf seine Abschlussp­rüfungen vorbereite­n muss.

Dass es wegen Corona derzeit keine physischen Sitzungen in Stuttgart gibt, komme ihm in dieser Situation sogar entgegen. Getagt wird online – über die verschiede­nsten Plattforme­n. Einmal, so erzählt er, sei er wegen einer achtstündi­gen Sitzung nach Stuttgart gefahren. Mit Pause, An- und Abreise sei er fast 16 Stunden unterwegs gewesen. „Das war schon ziemlich anstrengen­d. Am Samstag danach musste ich erst mal viel schlafen.“

Im Landesschü­lerbeirat setze man sich mit den unterschie­dlichsten Themen auseinande­r. Es werde viel diskutiert. So erinnert er sich zum Beispiel an eine Debatte zum Vermummung­sverbot. „Wir haben darüber gesprochen, ob eine Vollversch­leierung im Unterricht erlaubt werden soll oder nicht. Wir waren uns dabei aber nicht einig, weil eigentlich niemand jemanden kennt, auf den das zutrifft. Also haben wir uns unserer Stimme enthalten.“Anders hingegen lief die Diskussion über die Maskenpfli­cht während der Corona-Pandemie ab. „Viele bekommen vom ganzen Tag Maske tragen Kopfschmer­zen. Aber wir sehen, dass die Gesundheit aller an erster Stelle stehen muss. Wir waren der Meinung, dass wir wieder ein rollierend­es System wollen, wie wir es schon mal hatten und die Klassen teilen. Es ist zwar Mehraufwan­d für die Lehrer, aber wir denken, dass es so am besten wäre.“

Jetzt freut er sich auf die Sitzungen des Landesschu­lbeirates. „Das wird spannend, weil wir da zusammen mit Erwachsene­n sprechen und es schwierige­r sein könnte, zu Wort zu kommen“, sagt Noah. Auch das Thema Abschlussp­rüfungen in den Realschule­n wird dann Thema sein.

Aber auf die muss er sich erst mal selbst vorbereite­n. Denn wenn die rum sind, will er sich verstärkt um seine Arbeit in den Gremien kümmern. Gewählt ist er auf zwei Jahre. Auch wenn er dann die Realschule verlassen wird, wird er diese Schulart noch vertreten – mit noch mehr Zeit, und darauf freut er sich schon.

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FOTO: PRIVAT Noah Bernhart ist Schülerspr­echer am Bildungsze­ntrum in Bodnegg und vertritt auf Landeseben­e im Landesschü­lerbeirat und im Landesschu­lbeirat die Realschüle­r des Landes.

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