Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Die Stimme der Realschüler im Land
Noah Bernhart aus Grünkraut ist Mitglied im Schülerund Schulbeirat von Baden-Württemberg
GRÜNKRAUT/BODNEGG - Den Schülern im Land eine Stimme geben, das ist die Aufgabe des Landesschülerbeirats. Ein gewähltes Mitglied des Gremiums ist Noah Bernhart vom Bildungszentrum in Bodnegg, wo er Schülersprecher ist. „Ich möchte etwas bewegen und bin der Meinung, dass man sich nicht einfach nur beschweren kann, sondern sich auch engagieren muss“, sagt der 15-Jährige aus Grünkraut. Und engagiert ist der junge Mann, denn er ist auch noch Abgesandter des Schülerbeirates im Landesschulbeirat, von Kultusministerin Susanne Eisenmann berufen und damit Stimme der Realschüler des ganzen Landes.
„Ich fand den Gedanken ganz reizend, nicht nur für meine Schule etwas zu machen, sondern das Ganze größer zu sehen und damit auch noch die Chance zu haben, in die Politik reinzuschnuppern“, sagt er. Und dazu ist die Aufgabe des Landesschülerbeirates bestens geeignet. Also ging er zur Wahl in Ulm und wurde gewählt. Tatsächlich beschäftigt sich das 54-köpfige Gremium mit Bildungspolitik, ist beratendes Organ für das Kultusministerium und darf Mitglieder in den Landesschulbeirat entsenden, der das Ministerium berät und diesem auch Vorschläge unterbreiten darf. Jede Schulart ist mit einem Schüler oder einer Schülerin vertreten. Für die Realschulen des Landes ist das ebenfalls Noah Bernhart, der die Schüler auf Landesebene repräsentiert.
Doch wie kommt man überhaupt in all diese Gremien, haben doch viele Schüler noch nie etwas vom Landesschülerbeirat gehört. „Das ist genau das Problem. Eigentlich bekommt jede Schule eine E-Mail, dass es Schüler für die Wahl in den Landesschülerbeirat schicken kann, doch viele leiten das gar nicht erst weiter und es geht unter“, berichtet Noah. Und so kam es, dass bei seiner Wahl als Vertreter aus dem Regierungsbezirk Tübingen nur vier Realschüler anwesend waren. Ein bisschen beschämend, findet er. „So sollte es eigentlich nicht sein“, sagt er.
Auch das ist einer der Gründe, warum sich Noah Bernhart engagieren will, weil er das ändern will. Das Thema SMV (Schülermitverantwortung), in der Regel die Vereinigung der Klassensprecher an den Schulen, sei ihm besonders wichtig, weil viele gar nicht wüssten, welche Rechte sie haben und was sie bewegen können. Zum Beispiel, dass der SMV ein gewisser Betrag des Schuletats zustehe. Deswegen sieht er es auch als Chance an, sich im Landesschülerbeirat dafür einzusetzen, dass die anderen Schülervertreter im Land von ihren Rechten erfahren und selber aktiv werden – zum Beispiel in Form von Fortbildungen.
Denn tatsächlich hat er selbst auch bei einer Fortbildung in der achten Klasse vom Landesschülerbeirat erfahren, sei sofort begeistert gewesen und wollte Mitglied werden. „Und die Schulleitung hat mich da voll unterstützt“, freut er sich. Wie ernst er es mit seinem Engagement meint, zeigen seine Aktivitäten im Gremium. Er gehört zwei Ausschüssen an und zusätzlich dem Landesschulbeirat. „Das heißt aber auch, dass ich einmal pro Woche Sitzung habe“, sagt der Zehntklässler, der sich jetzt auch noch auf seine Abschlussprüfungen vorbereiten muss.
Dass es wegen Corona derzeit keine physischen Sitzungen in Stuttgart gibt, komme ihm in dieser Situation sogar entgegen. Getagt wird online – über die verschiedensten Plattformen. Einmal, so erzählt er, sei er wegen einer achtstündigen Sitzung nach Stuttgart gefahren. Mit Pause, An- und Abreise sei er fast 16 Stunden unterwegs gewesen. „Das war schon ziemlich anstrengend. Am Samstag danach musste ich erst mal viel schlafen.“
Im Landesschülerbeirat setze man sich mit den unterschiedlichsten Themen auseinander. Es werde viel diskutiert. So erinnert er sich zum Beispiel an eine Debatte zum Vermummungsverbot. „Wir haben darüber gesprochen, ob eine Vollverschleierung im Unterricht erlaubt werden soll oder nicht. Wir waren uns dabei aber nicht einig, weil eigentlich niemand jemanden kennt, auf den das zutrifft. Also haben wir uns unserer Stimme enthalten.“Anders hingegen lief die Diskussion über die Maskenpflicht während der Corona-Pandemie ab. „Viele bekommen vom ganzen Tag Maske tragen Kopfschmerzen. Aber wir sehen, dass die Gesundheit aller an erster Stelle stehen muss. Wir waren der Meinung, dass wir wieder ein rollierendes System wollen, wie wir es schon mal hatten und die Klassen teilen. Es ist zwar Mehraufwand für die Lehrer, aber wir denken, dass es so am besten wäre.“
Jetzt freut er sich auf die Sitzungen des Landesschulbeirates. „Das wird spannend, weil wir da zusammen mit Erwachsenen sprechen und es schwieriger sein könnte, zu Wort zu kommen“, sagt Noah. Auch das Thema Abschlussprüfungen in den Realschulen wird dann Thema sein.
Aber auf die muss er sich erst mal selbst vorbereiten. Denn wenn die rum sind, will er sich verstärkt um seine Arbeit in den Gremien kümmern. Gewählt ist er auf zwei Jahre. Auch wenn er dann die Realschule verlassen wird, wird er diese Schulart noch vertreten – mit noch mehr Zeit, und darauf freut er sich schon.