Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Artenvielfalt ist Thema in Isny
Erhard Bolender gibt einen Zwischenbericht des Biodiversitätskonzepts
ISNY - Für einen Großteil der Gesamtthematik „Artenvielfalt“gibt es gesetzliche Grundlagen. Und wenn diese auch so umgesetzt würden, wäre schon viel gewonnen, erklärte Erhard Bolender, Beauftragter für das Isnyer Biodiversitätskonzept, am vergangenen Montag im Isnyer Gemeinderat. „Die Notwendigkeit, Artenvielfalt zu erhalten, ist in unserer Mitte aber angekommen“, gab er sich sicher.
In den Monaten zuvor war Bolender mit seiner Mitarbeiterin viel unterwegs, um in einem ersten Schritt die kommunalen Liegenschaften auf ihr Potenzial und ihre Artenvielfalt zu katalogisieren und zu beurteilen. Insgesamt sind das 628 Grundstücke, davon hat Bolender aber nur die 261 waldfreien in seine Beobachtung miteinbezogen.
Die bewaldeten Räume stehen im Blickfeld vom Förster Johannes Merta, der Bolender im Zusammenhang mit Biodiversität zuarbeitet. „Trotz der vielen Schutzgebiete um Isny haben wir eine große Fragmentierung schutzwürdiger Biotope, verbunden mit teilweise erheblichen Artensterben. Das wird zunehmend zum Problem“, verdeutlichte der Landschaftsarchitekt auf einer Karte. Als kleinen Lichtblick nennt er eine Wasserpflanzenart, die schon seit 20 Jahren in Deutschland nicht mehr gefunden wurde und die er im Moorbad bei Eglofs in diesem Sommer bei einer Untersuchung entdeckte.
Für die erfassten Flächen – das sind beispielsweise, Blühstreifen, Bachsäume oder Altgraswiesen, denen der Landschaftsarchitekt wegen der Insektendichte eine besondere
Bedeutung zumisst – stellte Bolender ein konkretes Pflegekonzept vor. Gemeinsam mit den Bauhofmitarbeitern von Isny und seinen Ortschaften gab es in der Zwischenzeit eine Infoveranstaltung.
Im zweiten Schritt sollen konkrete kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen umgesetzt werden, beispielsweise nur zweimal im Jahr zu mähen statt üblich fünfmal. Damit sei schon einiges gewonnen. „Aber wir können nicht in zwei Jahren wiedergutmachen, was in den letzten 20 Jahren zerstört wurde“, erklärt Bolender. „Aus meiner Sicht sind wir in Isny relativ gut aufgestellt, sollten aber gemeinsam mit den zuständigen städtischen Verantwortlichen und privaten Grundstücksinhabern gezielt Maßnahmen zur Erhöhung der Biodiversität weiterentwickeln.“
Als Multiplikatoren angesprochen hierbei sind Gemeinderat und Stadtverwaltung, Stadtmarketing, Gewerbe und Industrie, Bürgerschaft und Schulen. Sibylle Lenz (FW) hat von diesen bereits eine Zusage, dass sie gerne bei dem Projekt und etwaigen Umsetzungsmaßnahmen mitarbeiten würden. Auch Petra Eyssel (Grüne) kann sich vorstellen, die Bürger weiter einzubinden.
Bolender sagte zu, dafür offen zu sein („das Interesse muss weiter wachsen“). Die vielfältigen städtischen und Ortschaftsflächen, verpachtetes landwirtschaftliches Grünland und kommunale Waldbereiche böten ausreichend Möglichkeiten
zu beispielhaften ökologischen Verbesserungen.
Rainer Magenreuter zeigte sich erfreut, dass Isny im Landkreis Ravensburg eine Vorreiterrolle in Sachen Biodiversitätskonzept spiele. Der Bürgermeister interessierte sich während der Aussprache in der Gemeinderatssitzung, ob der Bauhof durch die Maßnahmen etwas sparen könne. Zumindest würden keine Mehrkosten entstehen, entgegnete Bolender.
Auch Claus Fehr sieht keine wesentlichen Einsparpotenziale. Und er kündigt an, im kommenden Frühjahr mit einer Abordnung nach Bad Saulgau fahren zu wollen. Der oberschwäbische Ort gilt in Bezug auf Biodiversität als Vorzeigestadt.