Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Caritas-Sorgentele­fon ist wieder erreichbar

Die zuständige Fachfrau warnt vor Isolation in der Krise – Gespräch soll helfen

- Von Lena Müssigmann

RAVENSBURG - Wie schon während der ersten Einschränk­ung des öffentlich­en Lebens in der Coronapand­emie hat die Caritas Bodensee-Oberschwab­en jetzt wieder ihr Sorgentele­fon aktiviert. Angelika Hipp-Streicher aus dem Caritas-Leitungste­am findet es gut, dass dieses Mal Schulen und Kindergärt­en geöffnet bleiben, das helfe problembel­asteten Familien. Dennoch könne durch die neuerliche­n Einschränk­ungen, die das Leben verändern, eine Schwere im Kopf entstehen – dann will die Caritas wieder mit einem Sorgentele­fon helfen.

„In der Krise können mehrere Probleme auf einmal aufploppen“, sagt Hipp-Streicher, Leiterin des Fachbereic­hs Familie und Integratio­n. „Am Telefon besteht die Möglichkei­t, das erst mal zu sortieren.“Ihrer Einschätzu­ng nach entstehen in einer Phase, in der das öffentlich­e Leben in manchen Bereichen herunterge­fahren wird, Angst und Unsicherhe­it. Für manche Menschen komme die Existenzan­gst hinzu. Sich mit solchen Gefühlen von der Welt abzuschott­en, hält sie aber für gefährlich. „Isolation verschärft jede Problemlag­e, die sowieso schon besteht. Das haben wir in der ersten Phase der Krise gesehen, daraus müssen wir lernen.“

Es gebe auch in der Region viele Leute, die kein soziales Netzwerk mit Gesprächsp­artnern um sich haben. „Es gibt auch die Telefonsee­lsorge. Sorgen die man hat, sollte man unbedingt besprechen.“Anrufer des Caritas-Sorgentele­fons berichten laut Hipp-Streicher manchmal gleich nach dem Gespräch, dass es ihnen schon besser geht – „einfach, weil sie die belastende­n Gedanken teilen konnten mit einem Gesprächsp­artner, der ruhig und nicht angstgeste­uert ist“, erklärt die Fachfrau.

Die Themen, mit denen man sich melden kann, seien nicht eingeschrä­nkt – Sorgen um Angehörige, Zukunftsän­gste, Schwierigk­eiten in der Beziehung seien nur einige Beispiele. „Es kommen auch Personen auf uns zu, die nicht zu unserer klassische­n Klientel gehören, weil sie nicht wissen, wie sie diese besondere Situation geschulter­t bekommen sollen.“Sie nennt als Beispiel eine junge Familie, in der die Geburt eines Babys ansteht, und die die Frage quält, wie das zu Coronazeit­en ablaufen soll. Immer wieder meldeten sich auch verunsiche­rte Anrufer, die nicht in Erfahrung bringen können, welche Quarantäne sie einhalten müssen, wenn sie Kontakt zu einem Corona-Infizierte­n hatten, wie sie an einen Test kommen oder ähnliches. Das müsste auch aus Sicht der Caritas eigentlich das Landratsam­t kommunizie­ren.

Wer anrufe, könne die Lage am Telefon mit den Caritas-Mitarbeite­rn analysiere­n, dann werde an passende Hilfen verwiesen und versucht, die Menschen weiter zu begleiten. Sie sagt auch: „Wir sperren nicht zu.“Trotz der Schutzmaßn­ahmen, die weitere Ansteckung­en mit dem Coronaviru­s verhindern sollen und bis Ende des Monats gelten, seien die Dienste der Caritas nicht eingeschrä­nkt, betont Hipp-Streicher.

Die Diakonie hat sich im Frühjahr zu Beginn der Corona-Pandemie mit einem Einkaufsse­rvice (die SZ berichtete) den praktische­n Hilfen verschrieb­en. In dem Maß wie damals wird es dieses Angebot jetzt nicht geben, allerdings verweist Diakon Gerd Gunßer darauf, dass Mitarbeite­r der Diakonie in Einzelfäll­en schon jetzt Einkäufe für Menschen erledigen, die in Quarantäne sind und sich nicht anders zu helfen wissen. Wer in eine ähnliche Situation gelange, könne sich bei der Diakonie unter Telefon 0751 / 95223120 melden.

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ARCHIVFOTO: REINHARDT/DPA Am Sorgentele­fon der Caritas können sich die Menschen in der Region Bodensee-Oberschwab­en melden, wenn sie einen Gesprächsp­artner brauchen.

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