Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Caritas-Sorgentelefon ist wieder erreichbar
Die zuständige Fachfrau warnt vor Isolation in der Krise – Gespräch soll helfen
RAVENSBURG - Wie schon während der ersten Einschränkung des öffentlichen Lebens in der Coronapandemie hat die Caritas Bodensee-Oberschwaben jetzt wieder ihr Sorgentelefon aktiviert. Angelika Hipp-Streicher aus dem Caritas-Leitungsteam findet es gut, dass dieses Mal Schulen und Kindergärten geöffnet bleiben, das helfe problembelasteten Familien. Dennoch könne durch die neuerlichen Einschränkungen, die das Leben verändern, eine Schwere im Kopf entstehen – dann will die Caritas wieder mit einem Sorgentelefon helfen.
„In der Krise können mehrere Probleme auf einmal aufploppen“, sagt Hipp-Streicher, Leiterin des Fachbereichs Familie und Integration. „Am Telefon besteht die Möglichkeit, das erst mal zu sortieren.“Ihrer Einschätzung nach entstehen in einer Phase, in der das öffentliche Leben in manchen Bereichen heruntergefahren wird, Angst und Unsicherheit. Für manche Menschen komme die Existenzangst hinzu. Sich mit solchen Gefühlen von der Welt abzuschotten, hält sie aber für gefährlich. „Isolation verschärft jede Problemlage, die sowieso schon besteht. Das haben wir in der ersten Phase der Krise gesehen, daraus müssen wir lernen.“
Es gebe auch in der Region viele Leute, die kein soziales Netzwerk mit Gesprächspartnern um sich haben. „Es gibt auch die Telefonseelsorge. Sorgen die man hat, sollte man unbedingt besprechen.“Anrufer des Caritas-Sorgentelefons berichten laut Hipp-Streicher manchmal gleich nach dem Gespräch, dass es ihnen schon besser geht – „einfach, weil sie die belastenden Gedanken teilen konnten mit einem Gesprächspartner, der ruhig und nicht angstgesteuert ist“, erklärt die Fachfrau.
Die Themen, mit denen man sich melden kann, seien nicht eingeschränkt – Sorgen um Angehörige, Zukunftsängste, Schwierigkeiten in der Beziehung seien nur einige Beispiele. „Es kommen auch Personen auf uns zu, die nicht zu unserer klassischen Klientel gehören, weil sie nicht wissen, wie sie diese besondere Situation geschultert bekommen sollen.“Sie nennt als Beispiel eine junge Familie, in der die Geburt eines Babys ansteht, und die die Frage quält, wie das zu Coronazeiten ablaufen soll. Immer wieder meldeten sich auch verunsicherte Anrufer, die nicht in Erfahrung bringen können, welche Quarantäne sie einhalten müssen, wenn sie Kontakt zu einem Corona-Infizierten hatten, wie sie an einen Test kommen oder ähnliches. Das müsste auch aus Sicht der Caritas eigentlich das Landratsamt kommunizieren.
Wer anrufe, könne die Lage am Telefon mit den Caritas-Mitarbeitern analysieren, dann werde an passende Hilfen verwiesen und versucht, die Menschen weiter zu begleiten. Sie sagt auch: „Wir sperren nicht zu.“Trotz der Schutzmaßnahmen, die weitere Ansteckungen mit dem Coronavirus verhindern sollen und bis Ende des Monats gelten, seien die Dienste der Caritas nicht eingeschränkt, betont Hipp-Streicher.
Die Diakonie hat sich im Frühjahr zu Beginn der Corona-Pandemie mit einem Einkaufsservice (die SZ berichtete) den praktischen Hilfen verschrieben. In dem Maß wie damals wird es dieses Angebot jetzt nicht geben, allerdings verweist Diakon Gerd Gunßer darauf, dass Mitarbeiter der Diakonie in Einzelfällen schon jetzt Einkäufe für Menschen erledigen, die in Quarantäne sind und sich nicht anders zu helfen wissen. Wer in eine ähnliche Situation gelange, könne sich bei der Diakonie unter Telefon 0751 / 95223120 melden.