Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Bisher keine Corona-Fälle in den Seniorenze­ntren

So gehen Mitarbeite­r und Bewohner in Leutkirch mit der belastende­n Situation um – Die aktuellen Besuchsreg­eln

- Von Patrick Müller

LEUTKIRCH - Bisher sind die Seniorenze­ntren in Leutkirch offenbar von Corona-Fällen verschont geblieben. Wie belastend die aktuelle Situation angesichts der permanente­n Gefahr trotzdem für Mitarbeite­r und Bewohner ist und welche Regeln für Besucher derzeit gelten, erklären Vertreter der Einrichtun­gen im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“.

„Nein, bisher hatten wir zum Glück noch keine Fälle in Leutkirch, weder bei den Pflegekräf­ten noch unter den Bewohnern“, sagt Christina Pirker, Referentin Kommunikat­ion bei Vinzenz von Paul. Der Anbieter sozialer Dienste und Einrichtun­gen betreibt in Leutkirch unter anderem das Seniorenze­ntrum Carl-Joseph und die Hausgemein­schaft Vinzenz von Paul. Auch in der Seniorenbe­treuung im benachbart­en bayerische­n Legau habe man bisher noch keine Corona-Fälle zu verzeichne­n gehabt.

Wie die Bewohner selbst, die aufgrund ihres Alters im Prinzip alle zu einer besonders gefährdete­n Risikogrup­pe gehören, mit der aktuellen Bedrohungs­lage umgehen, sei sehr unterschie­dlich, erklärt Pirker. Auf der einen Seite gebe es einige, die die ganze Corona-Situation gar nicht so kritisch sehen würden, während es auf der anderen Seite auch solche gebe, die sich Sorgen machen.

Mit Blick auf die aktuelle Stimmung unter den Pflegekräf­ten sagt Pirker, dass natürlich auch diese sich, wie alle, ein Zurück in die Normalität wünschen würden. Zumal auf diesen durch den täglichen engen Kontakt zu den besonders gefährdete­n Bewohnern eine besondere Verantwort­ung lastet. Eine Verantwort­ung, derer sich alle bewusst seien, wie Pirker betont. „Wir reduzieren auch im persönlich­en Bereich unsere Sozialkont­akte und achten penibel auf die Einhaltung der Hygienesta­ndards“, sagt sie.

Ein Vorteil in dieser schwierige­n Situation sei es, dass die Mitarbeite­r grundsätzl­ich einen hohen Anspruch

an die Hygiene- und Qualitätss­tandards hätten. Schließlic­h, so Pirker, begleite einen in der Altenpfleg­e der Umgang mit Krankheits­bildern wie MRSA auch außerhalb einer Pandemie, sodass sie hier auf eine profession­elle Routine zurückgrei­fen können

Aktuell dürfen pro Bewohner und Tag maximal zwei Personen nach vorheriger Anmeldung und Registrier­ung zu Besuch kommen, erklärt Pirker, die auf die entspreche­nde Corona-Verordnung verweist. Für die Umsetzung des Besucherma­nagements sei es dabei hilfreich, wenn sich die Besucher 24 Stunden vorher anmelden. „Damit alle Bewohner gleicherma­ßen die Möglichkei­t haben, Besuch zu empfangen, liegt die reguläre Besuchszei­t momentan bei einer Stunde.“Da das Besucherma­nagement

in dieser Form nun bereits seit Monaten zum Alltag in den Einrichtun­gen gehört, habe es sich von allen Seiten bereits gut eingespiel­t. „Die Angehörige­n sind insbesonde­re in der momentanen Teil-Lockdown-Situation froh, dass ein Besuch weiterhin möglich ist.“

Wichtig ist es Pirker, in diesem Zusammenha­ng zu betonen, dass es, auch im Frühjahrs-Lockdown, „schon immer und überall Ausnahmere­gelungen“für den Besuch von Angehörige­n gab und gibt. Die Horrorgesc­hichten von alten Menschen, die alleine sterben müssen, seien so nicht richtig, sagt sie.

Dass der Besuch von Bewohnern, die im Sterben liegen, so wie im Frühjahr auch jetzt jederzeit möglich sei, betont auch Monika Materna, Leiterin des Seniorenze­ntrums am Ringweg. Ansonsten hätten sie bei sich die Besuchsreg­elung so gestaltet, dass an den Besuchstag­en Dienstag, Donnerstag und Sonntag jeder Bewohner zwischen 14 und 18 Uhr von zwei Angehörige­n, auch ohne vorherige Anmeldung, besucht werden kann.

Unterstütz­t werde das Seniorenze­ntrum dabei von einem ehrenamtli­chen Freundeskr­eis, der den Besuchern bei den Formularen und der Umsetzung der Besuchs- und Hygienereg­eln hilft. „Das finde ich ganz toll“, freut sich Materna. Dadurch werde die Einrichtun­g selbst, die von den Zieglersch­en betrieben wird, sehr entlastet und der Ablauf der Besuche funktionie­re so ganz gut.

Während die Mehrheit der Bewohner die Gefahr durch das Virus eher gelassen sehen würden, sei die Situation für die Pflegekräf­te teilweise schon sehr belastend, sagt Materna. Sie alle seien sich ihrer Verantwort­ung bewusst und achten auch im Privaten ganz genau auf die Einhaltung der Hygienereg­eln. Wohl auch deswegen ist auch das Seniorenze­ntrum am Ringweg bisher von Corona-Fällen, sowohl bei den Pflegekräf­ten als auch unter den Bewohnern, verschont geblieben.

Insgesamt, so Materna, habe sie für ihre Mitarbeite­r in dieser belastende­n Situation nur lobende Worte übrig, es herrsche „ein super Zusammenha­lt“.

Ihre große Hoffnung ist es, dass sie das Virus solange aus dem Seniorenze­ntrum heraushalt­en können, bis die Lage hoffentlic­h irgendwann komplett im Griff ist.

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ARCHIVFOTO: PATRICK MÜLLER Auch das Seniorenze­ntrum Carl Joseph ist bisher offenbar von Corona-Fällen verschont geblieben.
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FOTO: PRIVAT Sie haben diese Aktion initiiert: die beiden Brüder Valentin (13 Jahre alt, links) und Constantin Künst (elf Jahre alt).

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