Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Das Wasser bleibt im Becken
Dafür gibt es einen triftigen Grund – Künftig könnte die Stadt Bademeister ausbilden
BAD WURZACH - Das Hallenbad von Bad Wurzach bleibt in Betrieb, auch wenn es für die Öffentlichkeit geschlossen ist. Woran das liegt, erläuterte der zuständige Dezernatsleiter der Stadt, Frank Högerle. Er gibt auch Auskunft über die angespannte Bademeistersituation, die sich aber etwas entspannen könnte.
Eigentlich müsste sich die Stadtverwaltung derzeit die Frage stellen, was kostengünstiger ist: das Ablassen des Wassers aus dem Becken während des vierwöchigen Lockdowns der Einrichtung oder die weitere Unterhaltung der Anlage.
Wenn das Wasser in den Becken bleibt, muss es umgewälzt werden. Das bedeutet, dass die Pumpen laufen, also dass Strom verbraucht wird. Zudem muss weiter Chemie zugegeben werden, um das Wasser rein zu halten. Sonst bilden sich Algen und andere Mikroorganismen. Wenn das Wasser im Becken bleibt, muss außerdem die Lüftung weiterlaufen, weil sich sonst Kondenswasser bildet.
Wird das Wasser ausgelassen, muss das Becken freilich nach dem Lockdown neu befüllt werden. Auch das ist keine billige Angelegenheit bei einer Wasserfläche von rund 250 Quadratmetern.
Die Stadt Bad Wurzach habe beim ersten Lockdown im Frühjahr tatsächlich diese Wirtschaftlichkeitsberechnungen angestellt, sagt Frank Högerle. Am Ende habe man aber nur die Heizung heruntergefahren, das Wasser aber im Becken gelassen.
Und diesmal stelle sich die Frage gar nicht, betont der Dezernatsleiter. Schließlich sei der Schulsport weiterhin erlaubt, also auch der Schwimmunterricht. „Wir haben die Schulen angefragt, und bis auf zwei werden alle dieses Angebot weiter nutzen. Also müssen wir das Bad in Betrieb halten, und da es durch die Schulen an vier Vormittagen pro Woche genutzt wird, ist das auch wirtschaftlich vertretbar.“
Die beiden städtischen Bademeister – offiziell: Fachkräfte für den Bäderbetrieb – werden die kommenden Wochen des Teil-Lockdowns trotzdem nutzen können, um die im Sommer aufgelaufenen Überstunden und Urlaub abzubauen. „Was in diesen ruhigen Zeiten trotzdem zu tun ist, sind Reinigungsarbeiten, das
Inschusshalten der Anlagen und zum Beispiel die regelmäßigen Wasserqualitätsprüfungen“, erläutert Högerle.
Bei der Anzahl Bademeister gibt es weiterhin keine guten Nachrichten. Vier Stellen hat die Stadt im Personalplan, nur zwei kann sie trotz intensiver Suche seit Monaten besetzen. „Im Frühjahr 2019 waren knapp drei Monate mal alle vier Stellen besetzt“, erinnert sich Frank Högerle. dann habe eine Fachkraft gekündigt, Ende vergangenen Jahres folgte die zweite. „Mit zwei Fachkräften
sind wir aber noch ganz vernünftig, wenn auch am untersten Rand, aufgestellt“, will der Dezernatsleiter nicht den „Notstand“ausrufen.
Zumal es aus dem Kurbetrieb Positives zu vermelden gibt: Dort wurde eine Frau als neue Bäderleitung eingestellt, die nicht nur gelernte Fachkraft für den Bäderbetrieb ist, sondern sogar den Meistertitel führen darf. Das heißt: Sie darf ausbilden. Und sich selbst Nachwuchs für diese Positionen heranzuziehen, ist schon lange das Ziel der Stadt. „Wir erfüllen zwar nicht alle Voraussetzungen für eine Ausbildung, haben zum Beispiel keinen Sprungturm und auch nicht die nötige Wassertiefe, aber dies können wir durch Kooperation mit Nachbarbädern ausgleichen“, so Högerle.
Ab Dezember, so Stand heute, darf das Hallenbad dann wieder für die Allgemeinheit geöffnet werden. Freilich unter den inzwischen gängigen Corona-Regeln, die auch besagen, dass sich maximal 25 Gäste im Bad aufhalten dürfen. „Das lief in den vergangenen Monaten ganz gut“, sagt Högerle. „Wir mussten keine Leute wegschicken, und die Auslastung in dieser Zeit war trotzdem zufriedenstellend.“