Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Plätzler sagen Narrensprung ab
Brauchtumselemente sollen aber stattfinden – Rathaussturm steht auf der Kippe
WEINGARTEN - Die Plätzlerzunft Altdorf-Weingarten sagt die beiden größten Veranstaltungen der kommenden Fasnet wegen der CoronaPandemie ab. Sowohl der Große Narrensprung am Fasnetssonntag, wie auch der Kinderumzug am Fasnetdienstag werden nicht stattfinden. Das Risiko bei Tausenden Menschen in den Straßen sei einfach zu groß, meint Plätzler-Chefin Susanne Frankenhauser. Auch sei noch gar nicht klar, welche Auflagen der Politik im kommenden Februar gelten. Daher mache es keinen Sinn, an Narrensprung und Kinderumzug festzuhalten. „Bloß weil wir närrisch sind, haben wir ja nicht den Verstand verloren“, sagt Frankenhauser lachend.
Damit schrumpft die Fasnet 2021 auch in Weingarten immer weiter zusammen. Bereits im August hatte die größte Weingartener Narrenzunft mit rund 1500 Mitgliedern die Saalfasnet für das kommende Jahr abgesagt, was alle „offiziellen“Veranstaltungen innerhalb geschlossener Räume betrifft. Bei den Plätzlern sind das vor allem der Plätzlerball, der Kinderball, die Plätzlerversammlung oder aber die Bürgerversammlung im Gemeindehaus. „Man darf nicht Singen, Tanzen und Livemusik machen. Daher werden wir die Saalfasnet nicht durchführen“, hatte Frankenhauser erklärt.´Damals hatte sie auch in Aussicht gestellt, dass man an der Straßenfasnet festhalten wolle. Und daran hat sich eigentlich auch nichts geändert. „Unsere Brauchtumsveranstaltungen würden wir gerne machen. Wir haben ein Konzept erarbeitet, das wir noch final mit der Stadt abstimmen müssen“, sagt Frankenhauser. Konkret geht es um viele kleinere Veranstaltungen, die allesamt im Freien stattfinden. Ob das Dreikönigsschnellen in der Kirchstraße, das Maskenabstauben auf dem Münsterplatz oder die Brunnenputzete beim Plätzlerbrunnen: Am Brauchtum will der Zunftrat festhalten.
Das sei ohnehin das Schönste. Um den Corona-Regeln gerecht zu werden, kann es sein, dass diese Veranstaltungen abgesperrt werden müssen und nur eine begrenzte Zahl an Narren daran teilnehmen kann – was dann wiederum über eine Einlasskontrolle geregelt werden würde. Und obwohl das mit jeder Menge Aufwand und Ungewissheit verbunden ist, will der Zunftrat nicht komplett auf die Fasnet verzichten. „Das könnte man machen, das wollen wir aber nicht. Ich bin ein Narr“, sagt Frankenhauser. „Und die Fasnet bietet auch Orientierung und gibt Struktur.“
Daher soll es an den Schulen auch weiterhin eine Fasnet geben. Das sei auch dem geschäftsführenden Rektor der Weingartener Schulen, Frank-Ulrich Widmaier, wichtig. Im Rahmen der Hygienevorschriften sollen die Schüler trotzdem in Kontakt mit Brauchtum kommen, um dessen Bedeutung zu erfahren. So wollen alle Beteiligten an der Häsvorstellung
und der traditionellen Schülerbefreiung festhalten. „Es wird eben etwas anders. Wir passen uns den Begebenheiten an“, sagt Frankenhauser, die mit Blick auf die Einhaltung der Corona-Regeln an die Vernunft jedes einzelnen Narren appelliert.
Doch selbst bei allergrößter Disziplin seien Veranstaltungen mit vielen Tausend Teilnehmern, wie der Narrensprung oder der Kinderumzug, aktuell einfach nicht vorstellbar. Auch wird es keine Ausfahrten in andere Narrengemeinden geben. Auf der Kippe steht aktuell noch der Rathaussturm am Gumpigen Donnerstag. „Wir Narren hätten natürlich gerne das Narrenregiment. Aber ob das möglich ist, wird sich erst noch zeigen“, sagt Frankenhauser, die in der größten Not auch alleine mit Kopfhörern und der dazugehörigen Narrenmusik durch die Stadt springen würde. Denn: „Die Fasnet trägt man im Herzen.“