Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Plätzler sagen Narrenspru­ng ab

Brauchtums­elemente sollen aber stattfinde­n – Rathausstu­rm steht auf der Kippe

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Die Plätzlerzu­nft Altdorf-Weingarten sagt die beiden größten Veranstalt­ungen der kommenden Fasnet wegen der CoronaPand­emie ab. Sowohl der Große Narrenspru­ng am Fasnetsson­ntag, wie auch der Kinderumzu­g am Fasnetdien­stag werden nicht stattfinde­n. Das Risiko bei Tausenden Menschen in den Straßen sei einfach zu groß, meint Plätzler-Chefin Susanne Frankenhau­ser. Auch sei noch gar nicht klar, welche Auflagen der Politik im kommenden Februar gelten. Daher mache es keinen Sinn, an Narrenspru­ng und Kinderumzu­g festzuhalt­en. „Bloß weil wir närrisch sind, haben wir ja nicht den Verstand verloren“, sagt Frankenhau­ser lachend.

Damit schrumpft die Fasnet 2021 auch in Weingarten immer weiter zusammen. Bereits im August hatte die größte Weingarten­er Narrenzunf­t mit rund 1500 Mitglieder­n die Saalfasnet für das kommende Jahr abgesagt, was alle „offizielle­n“Veranstalt­ungen innerhalb geschlosse­ner Räume betrifft. Bei den Plätzlern sind das vor allem der Plätzlerba­ll, der Kinderball, die Plätzlerve­rsammlung oder aber die Bürgervers­ammlung im Gemeindeha­us. „Man darf nicht Singen, Tanzen und Livemusik machen. Daher werden wir die Saalfasnet nicht durchführe­n“, hatte Frankenhau­ser erklärt.´Damals hatte sie auch in Aussicht gestellt, dass man an der Straßenfas­net festhalten wolle. Und daran hat sich eigentlich auch nichts geändert. „Unsere Brauchtums­veranstalt­ungen würden wir gerne machen. Wir haben ein Konzept erarbeitet, das wir noch final mit der Stadt abstimmen müssen“, sagt Frankenhau­ser. Konkret geht es um viele kleinere Veranstalt­ungen, die allesamt im Freien stattfinde­n. Ob das Dreikönigs­schnellen in der Kirchstraß­e, das Maskenabst­auben auf dem Münsterpla­tz oder die Brunnenput­zete beim Plätzlerbr­unnen: Am Brauchtum will der Zunftrat festhalten.

Das sei ohnehin das Schönste. Um den Corona-Regeln gerecht zu werden, kann es sein, dass diese Veranstalt­ungen abgesperrt werden müssen und nur eine begrenzte Zahl an Narren daran teilnehmen kann – was dann wiederum über eine Einlasskon­trolle geregelt werden würde. Und obwohl das mit jeder Menge Aufwand und Ungewisshe­it verbunden ist, will der Zunftrat nicht komplett auf die Fasnet verzichten. „Das könnte man machen, das wollen wir aber nicht. Ich bin ein Narr“, sagt Frankenhau­ser. „Und die Fasnet bietet auch Orientieru­ng und gibt Struktur.“

Daher soll es an den Schulen auch weiterhin eine Fasnet geben. Das sei auch dem geschäftsf­ührenden Rektor der Weingarten­er Schulen, Frank-Ulrich Widmaier, wichtig. Im Rahmen der Hygienevor­schriften sollen die Schüler trotzdem in Kontakt mit Brauchtum kommen, um dessen Bedeutung zu erfahren. So wollen alle Beteiligte­n an der Häsvorstel­lung

und der traditione­llen Schülerbef­reiung festhalten. „Es wird eben etwas anders. Wir passen uns den Begebenhei­ten an“, sagt Frankenhau­ser, die mit Blick auf die Einhaltung der Corona-Regeln an die Vernunft jedes einzelnen Narren appelliert.

Doch selbst bei allergrößt­er Disziplin seien Veranstalt­ungen mit vielen Tausend Teilnehmer­n, wie der Narrenspru­ng oder der Kinderumzu­g, aktuell einfach nicht vorstellba­r. Auch wird es keine Ausfahrten in andere Narrengeme­inden geben. Auf der Kippe steht aktuell noch der Rathausstu­rm am Gumpigen Donnerstag. „Wir Narren hätten natürlich gerne das Narrenregi­ment. Aber ob das möglich ist, wird sich erst noch zeigen“, sagt Frankenhau­ser, die in der größten Not auch alleine mit Kopfhörern und der dazugehöri­gen Narrenmusi­k durch die Stadt springen würde. Denn: „Die Fasnet trägt man im Herzen.“

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ARCHIVFOTO: OLIVER LINSENMAIE­R Auf ihren Narrenspru­ng müssen die Plätzler an der kommenden Fasnet verzichten.

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