Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Ameisenbefall: Uneinigkeit über Strategie in Kißlegg
Ameisenheger Franz Gregetz sieht seine Arbeit nicht korrekt wiedergegeben
KISSLEGG - Noch immer krabbeln Ameisen auf dem Kinderspielplatz am Sonnenbühl/Schlingsee in Kißlegg. Im Frühjahr hatte die Verwaltung den Ameisenheger Franz Gregetz mit der ökologischen Reduzierung der Tiere beauftragt. Ein knappes Dreivierteljahr später ist sie mit den erzielten Ergebnissen nicht zufrieden (die SZ berichtete), der Experte wiederum fühlt sich von der Gemeinde nicht richtig unterstützt.
Bereits seit Anfang des Jahres ist man sich in der Gemeinde Kißlegg sicher: Die Ameisen auf dem Kinderspielplatz Schlingsee/Sonnenbühl nehmen überhand und müssen zurückgedrängt werden. Seit März ist deshalb Franz Gregetz, Ameisenheger aus Leutkirch und stellvertretender Vorsitzender der Ameisenschutzwarte Baden-Württemberg, damit beauftragt, den Tieren den Standort Kinderspielplatz auf ökologische Art zu vergrätzen.
Doch am Ende des Sommers fehlen der Gemeinde die klaren Ergebnisse. „Die von Herrn Gregetz empfohlenen ökologischen Maßnahmen brachten leider nicht den erhofften Erfolg“, erklärt sie auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“.
Der Gemeinderat habe sich selbst ein Bild vor Ort gemacht, um zu schauen, ob die empfohlenen ökologischen Maßnahmen wirken. Allerdings sei „das Ameisenvorkommen noch verhältnismäßig hoch“gewesen, woraufhin der Technik- und Umweltausschuss fraktionsübergreifend und einstimmig die Gemeindeverwaltung damit beauftragt habe, „weitere/konventionelle Angebote zu Bekämpfungsmaßnahmen einzuholen“. Eine Einschätzung der Situation, die Gregetz so nicht teilt. Seinen Beobachtungen nach sei das Volumen der Ameisenpopulation Ende September auf etwa 10 Prozent der Ursprungspopulation gesunken.
Außerdem legt der Ameisenschützer Wert darauf, dass die von ihm durchgeführten Maßnahmen in keiner Weise mit einer Bekämpfung gleichgestellt werden dürften. „Kern der Maßnahmen ist und war eine Regulierung der dort existierenden Masse an Ameisenvölkern, die ihre Nahrung von den Bäumen des Geländes herunter transportieren“, schreibt Gregetz in einem Brief an die Redaktion der „Schwäbsichen Zeitung“.
Weiter heißt es darin, dieser Nahrungsentzug sei durch den Einsatz von, mit dickflüssigem Paraffinöl bestrichenen, Klebebänder erreicht worden, die um die Stämme der umliegenden Bäume gewickelt wurden. Diese hinderten die Ameisen am Begehen der Bäume und durch den entstandenen Nahrungsmangel konnten die Ameisenvölker keine weitere Brut mehr aufziehen.
Bereits im Mai habe er sich zudem mit dem Vorschlag, „die noch relativ große Anzahl an Ameisennestern und ihrer Individuen, mit eingeblasenem Zementpulver in die Nesteingänge weiter zurückzudrängen“an die Gemeinde gewandt. Diese habe darauf allerdings nicht reagiert und auch keine weitere Maßnahme durchgeführt. „Mittels dieser ergänzenden Maßnahme wäre es möglich gewesen, noch im selben Jahr 2020 eine Reduzierung der Ameisenvorkommen garantiert auf etwa ein Prozent der ursprünglichen Vorkommen zu erreichen“, ist sich Gregetz sicher. Mit dem Ergebnis, dass die Belastung des Spielplatzes durch Ameisen wohl erst wieder in zwei Jahren erneut zum Problem geworden wäre.
Vom jetzt eingeschlagenen Weg der Gemeinde, die Ameisen chemisch bekämpfen zu wollen, ist er wenig begeistert. „Mit einer chemischen Bekämpfung ist ebenfalls nur ein Erfolg von einem Jahr möglich, da es sich dabei meist um ein Fraßgift handelt, das leider umfassende ökologische Schäden verursacht“, so Gregetz. Leider hätten weder der Gemeinderat noch die Gemeinde Kißlegg ihre Bewertung der Maßnahme mit ihm abgesprochen, bedauert er die schlechte Kommunikation.
Trotzdem wird er seine Maßnahmen noch bis zum Einsetzen der Winterruhe der Tiere weiterführen, um „die bestmögliche Ausgangssituation für das Jahr 2021 zu schaffen.“Denn je weniger Tiere im Boden unter dem Spielplatz überwintern, desto langsamer verläuft im kommenden Jahr das erneute Anwachsen der Population.
Und die Gemeinde? Die schätzt Gregetz Rat als Ameisenschützer nach eigener Aussage „weiterhin sehr“und er sei „weiterhin damit beauftragt seine Arbeiten zu beenden und abzuschließen.“Leider hätten die Klagen der Bürger bis aber heute nicht nachgelassen, weshalb sie sich darin bestätigt sehe, weitere Schritte, gegebenenfalls mit chemischen Maßnahmen zu unternehmen.
Über die eingeholten Angebote müsse aber zuvor im Gemeinderat beraten werden. Dies sei aufgrund der aktuellen Corona-Situation noch nicht geschehen.