Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Schlamm am Weiher kann zur Falle werden
Was einer Familie in der Nähe von Unterankenreute neulich passiert ist – Das ist zu beachten
SCHLIER (knf) - Einen Schreckensmoment hat Peter Birkel vor Kurzem am Rößlerweiher erlebt: Als der Pensionär mit seiner Frau dort spazieren ging, sah er, wie ein Kind im Schlamm des abgelassenen Weihers steckenblieb. Spontan beteiligte sich Peter Birkel an der Rettungsaktion. Und möchte nun Eltern auf die Gefahr aufmerksam machen, die ein matschiger Gewässergrund bergen kann.
Der Rößlerweiher wird jedes Jahr im Herbst abgelassen und abgefischt. Dann kommt der schlammige Grund zum Vorschein, bevor wieder neues Wasser einfließt. Da der Weiher nicht nur im Sommer ein beliebtes Naherholungs-Ziel ist, trifft man auch im Herbst und Winter oft Spaziergänger auf den Wegen und am Badestrand.
So auch an jenem Nachmittag vor ein paar Tagen, als Peter Birkel mit seiner Frau an der Badestelle stand und auf den abgelassenen Weiher blickte. „Vor uns lief eine Familie mit Kindern auf den schlickigen Teil des Sees zu, und ehe man sich versah, war eines der Kinder in den Schlick hineingerannt und steckte fest“, berichtet Birkel.
Das Kind sei bis zum Bauch im Schlamm gesteckt. Eine erwachsene Person wollte zur Hilfe eilen, „doch der Versuch, das Kind zu befreien, führte nur dazu, dass nun auch sie im Schlick festsaß“, erzählt der 78-Jährige. Auch eine weitere erwachsene Person habe nicht helfen können.
Dann eilte Peter Birkel hinzu. „Ich bin 1,90 Meter groß und 100 Kilo schwer und konnte deshalb als fester Anker an Land fungieren“, sagt er im SZ-Gespräch. So hätten die Erwachsenen eine Kette bilden und das Kind aus dem zähen Schlamm ziehen können. „Unter Quatschen und Gurgeln löste es sich aus dem dem Schlick und konnte langsam auf festen Boden kriechen“, beschreibt Peter Birkel die Situation. Auch die erwachsene Person, die noch im Schlamm steckte, konnte mithilfe der Retterkette ans Ufer gezogen werden. „Vielleicht sollte diese kleine Geschichte in der Zeitung erscheinen, um andere Familien davon abzuhalten, ähnliche Erfahrungen zu machen“, überlegte sich Peter Birkel nach diesem Erlebnis. Und auch Bernd Rothenberger von der Schlierer Gemeindeverwaltung findet einen solchen Appell wichtig: „Das kann schon gefährlich werden. Eltern sollten in schlammigen Bereichen auf jeden Fall auf die Kinder aufpassen.“
Schilder, die auf die mögliche Gefahr hinweisen, gibt es am Rößlerweiher nicht. Einige solche Schilder aufgestellt hat indes die örtliche Fischereivereinigung am Hengelesweiher in Isny. Auch dieser Weiher ist derzeit abgelassen. Und die Fischer machen die Spaziergänger per Schild darauf aufmerksam, dass sie das Gelände besser nicht betreten sollten. „Das ist ganz gefährlich“, sagt der Vorsitzende Jens Wieprecht.
Da die Fischer nach Ablassen des Wassers am Weihergrund Muscheln einsammeln, weiß er aus eigener Erfahrung, dass der Schlamm bis zu einem Meter tief sein kann. Er und seine Vereinskollegen würden deshalb beim Muschelsammeln Bretter auf den Schlamm legen, auf denen sie gehen können. „Normalerweise retten wir Menschen aus dem Wasser, aber auch Schlamm kann gefährlich sein“, sagt Marius Clemens, Pressesprecher der DLRG-Ortsgruppe Ravensburg.
In den Gewässern der Region sei der Untergrund oft matschig und mit Wasserpflanzen bewachsen. Da sinke man ein. Zwar seien ihm bislang noch keine Fälle bekannt, bei denen jemand von Rettungskräften aus dem Schlamm geholt werden musste, aber er hat trotzdem Tipps für den Ernstfall: Sollte man im Schlamm einsinken, sollte man sich möglichst wenig bewegen. Auch könne man versuchen, die Auflagefläche zu vergrößern, um weniger schnell einzusinken.