Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Zu hohe Mieten in der Memminger Innenstadt?

In der Memminger Fußgängerz­one gibt es einige Leerstände – Eine Ursachen-Suche

- Von Thomas Schwarz

MEMMINGEN - In der Memminger Fußgängerz­one stehen einige Läden leer, das Sporthaus Aksamit am Roßmarkt kommt Mitte November ebenso dazu wie „Bonita“am Theaterpla­tz zum Jahreswech­sel. Gerade im vorderen Bereich der Kramerstra­ße nahe dem Marktplatz häufen sich die Leerstände in Memmingen. Liegt das vor allem an Corona? An der Online-Konkurrenz? An zu hohen Mieten?

So pauschal könne man das nicht sagen, sagt Memmingens städtische­r Wirtschaft­sförderer Michael Haider. „Bei den aktuellen Leerstände­n war die Höhe der Miete wohl zumindest nicht der Hauptgrund“, mutmaßt er. Denn die Miete mache ja nur einen Teil der Betriebsko­sten aus. Oft höher schlügen beispielsw­eise die Personalko­sten zu Buche.

„Die Miete runter ist sicher nicht DIE Lösung“, ist der Wirtschaft­sförderer überzeugt. „Wenn einem Ladenmiete­r das Wasser beispielsw­eise wegen Corona bis zum Hals steht, wird er wohl auf den Vermieter zugehen und über einen Mietnachla­ss verhandeln“, denkt Haider. Das müsse sich letztlich für beide Seiten rechnen.

Stundungen der Ladenmiete gab es zum Beispiel bei der „Siebendäch­er Baugenosse­nschaft“– in wenigen Fällen, wie Vorstand Markus Sonntag erklärt. Die Genossensc­haft hat Gewerbeein­heiten – zum Beispiel die Schranne mit C&A, Backhaus Häussler, Reformhaus Merk, Stern-Apotheke, Juwelier-Böckh und auch die Gastronomi­e Chaplin sowie die Zangmeiste­rpassage mit Apotheke, Der Reiseladen und dem Café Bienvenue. Leerstände gibt es dort bisher nicht. Das führt Sonntag darauf zurück, dass zu den Mietern viele kleine Firmen der Region gehören, zu denen man einen direkten Kontakt habe und die umgekehrt Verantwort­ung für ihre Heimat und ihre Arbeitsplä­tze übernehmen. „Die lassen wir nicht hängen.“

Die Filialiste­n seien von der Konzernpol­itik abhängig und hätten oft keinen Bezug zur Region. Ob die Leerstände in der Innenstadt auch durch zu hohe Mieten kommen, mag Sonntag nicht beurteilen. Er glaubt aber, dass es Corona als „Beschleuni­ger“

den Geschäften schwer macht. „Jetzt geht halt niemand gern shoppen.“Was die Stadt Memmingen auf keinen Fall in den guten Lagen wolle, seien Billigläde­n, die in die Leerstände reingingen wegen einer günstigere­n Miete und vielleicht auch noch mit einem langfristi­gen Mietvertra­g, betont Wirtschaft­sförderer Haider. „Das wäre ein Abstieg für die Innenstadt.“Aktuell befürchtet er aber gerade in der Kramerstra­ße „keinen Domino-Effekt“im Sinne von weiteren verwaisten Schaufenst­ern.

Einige Monate Leerstand seien noch kein Problem für eine gute Lage, ist der Wirtschaft­sförderer überzeugt – „solange eine Nachbesetz­ung möglich ist“. Wegen Corona werde das aber zunehmend schwerer. „Aktuell gibt es null Nachfrage und große Unsicherhe­it zu investiere­n.“Ihm würden jedoch weniger die oft inhabergef­ührten Läden Sorge bereiten, sondern große Filialiste­n, die in Schieflage geraten – so wie „Bonita“und „Hallhuber“. „Die ordnen vom fernen Schreibtis­ch aus Schließung­en an.“

In Memmingen halten sich hartnäckig Gerüchte, dass die halbe Innenstadt

einer Handvoll Leuten gehört – und dadurch der Immobilien­markt beherrscht würde. Das bestätigt Haider nicht. „Manche Eigentümer haben durchaus mehr als ein Objekt – aber nicht alles ist in wenigen Händen.“

Er sehe es sogar als Vorteil an, wenn ein Eigentümer mehrere Gebäude gerade in der oft sanierungs­aufwendige­n Altstadt hat. „Da schadet es nicht, wenn man Erfahrunge­n bei der Instandset­zung hat.“

Gerade die oft finanzkräf­tigen Filialiste­n stellten hohe Ansprüche. Die Ausstattun­g müsse hochwertig sein. Auf der „grünen Wiese“sei das leichter zu leisten als in der Fußgängerz­one.

Insgesamt sei eine Mischung von Geschäften wichtig, betont Haider – also Filialiste­n und inhabergef­ührte kleine Läden. „Eine Einkaufsst­adt lebt von beidem.“Wichtig sei aber auch, dass die potenziell­en Kunden mit Aktionen wie dem Jahrmarkt oder dem Christkind­lesmarkt nach Memmingen gelockt würden. Doch wegen Corona sei das derzeit schwierig. Haider räumt ein: „Da sind wir leider ziemlich ratlos.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany