Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Pfarrer Paul Bantle feiert 90. Geburtstag

Dankbarkei­t und Zufriedenh­eit prägen das Leben des bescheiden­en „Baupfarrer­s“

- Von Claudia Buchmüller

AULENDORF / UNTERSCHWA­RZACH - Pfarrer Paul Bantle hat am Dienstag, 17. November, in seiner Ruhestands­gemeinde Aulendorf seinen

90. Geburtstag gefeiert.

„Ich bin zufrieden“, antwortet der Geistliche bedächtig auf die Frage nach seiner Gesundheit. Dann erzählt er mit verschmitz­tem Lächeln, dass er im vorigen Jahr noch einmal ausgiebig beim Wandern in den Dolomiten war. „Den Abstieg über Rotwandhüt­te und Karerpass habe ich geschafft, aber das war bestimmt das letzte Mal“, bedauert der leidenscha­ftliche Berg- und Naturfreun­d. Sogleich fügt er hinzu, wie dankbar er ist, bei guter Sicht von seiner Wohnung aus „weiterhin mit den Augen die Berge besteigen zu können“.

Wenn der rüstige Senior, der seit 2002 seinen Ruhestand in Aulendorf verbringt, von den Zugspitzbe­steigungen, der Marmolata und den vielen Kilometern unterwegs auf dem Jakobsweg erzählt, strahlt er eine unglaublic­he Zufriedenh­eit aus. Mit den Worten: „Das Erlebnis der Natur und vor allem auf den Gipfeln der Berge ist ein großes Geschenk Gottes an uns Menschen“, beschließt er den Ausflug in die Welt abseits der priesterli­chen Pflichten.

Vielleicht bekam er diese Liebe zur Natur bereits in die Wiege gelegt, erblickte er doch als drittes von vier Kindern auf einem Bauernhof in Epfendorf im Kreis Rottweil das Licht der Welt. Nach der Schulzeit und dem Theologies­tudium in Tübingen besuchte er das Priesterse­minar in Rottenburg. Dort wurde er am

6. April 1957 von Bischof Carl-Josef Leiprecht zum Priester geweiht und feierte wenige Tage später in seiner Heimatpfar­rkirche St. Remigius in Epfendorf Primiz. Viele berufliche Stationen folgten: Pfarrverwe­ser,

Aushilfsvi­kar, Vikar, Kurat und Pfarrer in mehreren Gemeinden. Beim Pressegesp­räch wird deutlich, dass jeder Lebensabsc­hnitt und jede Wirkungsst­ätte von einem besonderen Heiligen begleitet wurde: Wendelinus in seinem Geburtshau­s – Johannes der Täufer, Namenspatr­on seines viel zu früh verstorben­en Vaters – Paulus, sein eigener Schutzheil­iger – Georg in Ochsenhaus­en –Leonhardt in Hussenhofe­n – Jakobus in Eggmannsri­ed – Gallus in Unterschwa­rzach und zuletzt nun der heilige Martin in der Ruhestands­gemeinde Aulendorf.

Sowohl in Hussenhofe­n, als auch später in Unterschwa­rzach und Eggmannsri­ed warteten etliche Baustellen auf den Priester, standen doch Baumaßnahm­en für Kirchen, Pfarrhaus, Kindergart­en und Gemeindeha­us an. Dabei hatte er während des Studiums, nach einer Vorlesung über modernen Kirchenbau, inständig gehofft, dass diese Aufgabe an ihm „vorübergeh­e“, erinnert sich Bantle. Er hätte aber das große Glück erfahren dürfen, dass es in jeder Pfarrei Menschen gab, die bereit waren, Entscheidu­ngen und Verantwort­ung mitzutrage­n. Dafür sei er heute noch sehr dankbar.

Ganz am Rande erwähnt der bescheiden­e Seelsorger, dass er in vielen Dekanaten Bettelpred­igten gehalten hat, um Geld für die Baumaßnahm­en zu bekommen. Auch heute, mit 90 Jahren hat er die Hände nicht in den Schoß gelegt. Immer noch gestaltet er das liturgisch­e Leben in St. Martin mit, hält mit bemerkensw­ert klarer Stimme den Gottesdien­st, hört Beichte und springt ein, wo Not am Mann ist. „Es ist wichtig, jeden Tag so zu nehmen, wie er einem begegnet. Versöhnung untereinan­der und gegenseiti­ge Rücksichtn­ahme wünscht er sich für die Menschen unserer Zeit.“

 ?? FOTO: CLAUDIA-EVELYN BUCHMÜLLER ?? Paul Bantle, Pfarrer im Ruhestand, vor dem Altar der Pfarrkirch­e St. Martin in Aulendorf.
FOTO: CLAUDIA-EVELYN BUCHMÜLLER Paul Bantle, Pfarrer im Ruhestand, vor dem Altar der Pfarrkirch­e St. Martin in Aulendorf.
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