Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Gemeindera­t und Verwaltung orchestrie­ren Streichkon­zert

Am Montag beschlosse­nes Einsparpak­et soll den Haushalt bis 2024 jährlich um zwei Millionen Euro entlasten

- Von Tobias Schumacher

ISNY - Einstimmig hat der Gemeindera­t am Montag ein „Einsparpak­et zur Haushaltsk­onsolidier­ung“beschlosse­n. Es soll die Auswirkung­en der Pandemie auf die Stadtfinan­zen abmildern. Andreas Mayer, der stellvertr­etende Stadtkämme­rer, skizzierte neun sogenannte Cluster, mit denen jährlich insgesamt 1,44 Millionen Euro eingespart werden sollen.

Zusammen mit „höheren Einnahmen halten wir eine Haushaltsv­erbesserun­g von je zwei Millionen Euro pro Jahr für möglich und nötig“, erklärte dazu Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r. Er betonte, dass es sich „um keine einmalige Sparsumme im Ergebnisha­ushalt“handle. Mayer ergänzte, dass das Paket „über die nächsten Jahre wirken soll“. Und Kämmerer Werner Sing nannte es „wichtig für die mittelfris­tige Finanzplan­ung bis 2024“.

In drei Zusammenkü­nften hatte der fünfköpfig­e Arbeitskre­is Haushalt, dem die Stadträte Gebhard Mayer und Rainer Leuchtle von den Freien Wählern (FW), Marc Siebler (CDU), Jürgen Ziegler (Grüne) und Wolf-Dieter Massoth (SPD) angehören, mit Magenreute­r, Sing, Mayer und weiteren Verantwort­lichen in einzelnen Bereichen der Stadtverwa­ltung die Vorlage für das Streichkon­zert komponiert.

Danach wurden die Einsparung­en – oder Gebührener­höhungen – vom gesamten Gemeindera­t in einer nicht öffentlich­en Klausursit­zung abgestimmt. Die Liste umfasst insgesamt 89 von den „Kostenstel­len“, nach denen der städtische Haushalt seit der Umstellung auf die Doppik im Jahr 2018 strukturie­rt wurde.

Orchestrie­rt werden mussten von Stadtverwa­ltung und Stadträten Einsparung­en in den Clustern „Bildung und Betreuung“in Höhe von 231 600 Euro, 205 100 Euro im Bereich Sicherheit und Ordnung, 190 200 Euro bei der Kultur, 187 600 Euro in Kurverwalt­ung und Marketing, 166 200 Euro bei Verwaltung und Gemeindera­t, 63 700 Euro rund um Sport und Vereinsleb­en, 50 000 Euro bei den Bauhöfen sowie 9800 Euro im Cluster Soziales.

Mit 335 900 Euro ist das Cluster „Sonstiges“der umfangreic­hste Streichakk­ord mit Einsparung­en von 140 000 Euro bei „denkmalsch­utzrechtli­chen Genehmigun­gen“und Förderunge­n, 80 500 Euro bei Stadtund Dorfsanier­ung sowie 40 000 Euro bei der Presse- und Öffentlich­keitsarbei­t als in der Summe größter

Dreiklang. Kleinsumme­n wie die 300 Euro weniger für die Städtepart­nerschaft mit Flawil verdeutlic­hen, wie tief in die Partitur der Stadtfinan­zen geblickt wurde.

Nach Mayers Cluster-Liste zeigte sich Sibylle Lenz (FW) zum Auftakt der Aussprache „irritiert: Ich hatte nach der Klausur den Eindruck, wir sind noch gar nicht fertig“. Woraufhin Bürgermeis­ter Magenreute­r antwortete, die Summen und einzelnen Kostenstel­len würden erst „mit dem Haushalt in Stein gemeißelt“. Der Gemeindera­t habe mit dem Einsparpak­et „jetzt erst Pflöcke eingerammt“ und gebe mit dem Beschluss vom Montag der Verwaltung „Rückendeck­ung für die vielen Gespräche mit den Bewirtscha­ftern“der jeweiligen Sachbereic­he, die nun anstünden.

Sing ergänzte: „Die intensive Diskussion geht weiter. Zu verschiede­nen Themen, die wir in den Haushalt einarbeite­n werden, sind wir noch nicht durchgekom­men.“Seinen Entwurf für 2021 wolle er in der nächsten Gemeindera­tssitzung einbringen, die aktuell für den 14. Dezember angesetzt ist. Es sei „kein Kahlschlag dabei, wir arbeiten daran, dass Isny attraktiv bleibt“, sagte der Kämmerer und bedankte sich explizit bei Karin Konrad. Die Leiterin des Kulturbüro­s habe als Einzige „konkrete Vorschläge“unterbreit­et, wo in ihrem Bereich gespart werden könne.

Petra Eyssel (Grüne) wollte wissen, ob die Cluster-Liste „für die Bürger einsehbar“sei. Magenreute­r erklärte: „Die Vorlage ist öffentlich.“Allerdings fehlte sie auf der Website der Stadt diesen Dienstag noch bei den Download-Unterlagen zum Sitzungste­rmin. Zudem stellte SPDStadtra­t Massoth zu den Summen von Mayer fest: „Nicht mal wir wissen, was sich dahinter verbirgt“.

Dass das Einsparpak­et nicht immer gleich Kürzungen bedeutet, zeigte Sings Antwort am Dienstag auf eine Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“im Nachgang der Sitzung zu nur einer der Cluster-Positionen: „Beim Museum können im Vergleich zum Basisjahr 2020 120 500 Euro an Sachkosten eingespart werden.“Hauptamtsl­eiter Frank Reubold und Ute Seibold, die Leiterin des Stadtmuseu­ms, hätten „im Basisjahr diese Summe zu hoch angemeldet“, erklärte Sing.

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ARCHIVFOTO: SCHUMACHER Werner Sing

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