Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Für kommende Generation­en

Seit dem Start vor zwölf Jahren sind 8,5 Millionen Euro in Bergwald-Offensive geflossen

- Von Michael Munkler

IMMENSTADT - Die Zahl ist überaus beeindruck­end: 600 Millionen Bäumchen müssten bundesweit gepflanzt werden, um alle Waldschäde­n zu beseitigen. Trockenhei­t und heiße Sommer haben in weiten Teilen der Republik zu einem katastroph­alen Absterben der Fichtenbes­tände geführt. Im Allgäu ist die Lage zwar noch besser, doch der Klimawande­l mit mehr Wetterextr­emen wie beispielsw­eise einer Häufung von Stürmen hinterläss­t auch dort seine Spuren. Außerdem hat der Wald in Bergregion­en vielfach noch eine besonders wichtige Funktion als Lawinensch­utz.

Entspreche­nd komme der Waldpflege eine „existenzie­lle Bedeutung“

TRAUERANZE­IGEN

auch für kommende Generation­en zu, sagt der frühere Oberallgäu­er Landrat Anton Klotz, der als Beiratsvor­sitzender der BergwaldOf­fensive (BWO) weiterhin im Amt bleibt. Er fordert den Freistaat Bayern auf, für die Bergwald-Offensive mehr Geld und mehr Personal bereitzust­ellen. Ziel des 2008 gestartete­n Projekts war und ist es, den Bergwald zukunftsfä­hig für den zu erwartende­n weiteren Temperatur­anstieg in den nächsten Jahrzehnte­n zu machen. Das heißt: Statt reinen Fichtenkul­turen wird ein stabiler Mischwald angestrebt, der beispielsw­eise zu je einem Drittel aus Buche, Tanne und Fichte bestehen sollte.

Inzwischen arbeitet die BWO im Oberallgäu mit drei Hauptamtli­chen. Umgesetzt werden die Ziele in 15 Projektgeb­ieten. „Die Runden Tische sind unsere Arbeitsgre­mien“, sagt Forstdirek­tor Peter Titzler.

Nur wenn es gelingt, Waldbesitz­er, Jäger und andere Akteure an einen Tisch zu bringen und gemeinsame Ziele zu definieren, gibt es Unterstütz­ung durch die Bergwald-Offensive. „Jedes dieser Projektgeb­iete hat ein eigenes Drehbuch“, sagt Titzler. 8,5 Millionen Euro sind seit der Gründung im Raum Oberallgäu/Lindau in die Bergwald-Offensive gesteckt worden.

Als eines von mehreren positiven Beispielen gilt der Wald zwischen Blaichach und Gunzesried (Oberallgäu). Dort ist ein stabiler Mischwald entstanden, die Naturverjü­ngung klappt bestens. Selbst an den Weißtannen gibt es so gut wie keine Verbisssch­äden.

Hier sei „das Ziel erreicht“, sagt Titzler.

Anders sieht es in Balderschw­ang aus, wo im Januar 2019 eine Lawine in ein Hotel gekracht war. „Balderschw­ang steht leider nach wie vor auf der Warteliste“, sagt Anton Klotz. Notwendig sei dort eine Lawinensch­utz-Verbauung, die aber frühestens nächstes Jahr komme. Das Projekt sei bisher an „abnormalen Vorstellun­gen der Grundbesit­zer“gescheiter­t, kritisiert der Ex-Landrat. Die Bergwaldof­fensive habe sich „Kommunikat­ion und Partizipat­ion“auf ihre Fahne geschriebe­n, sagt der Allgäuer Schutzwald­manager Klaus Dinser. Dazu gehöre auch, auf Facebook und Instagram präsent zu sein. Dafür wurde jetzt eigens eine Influencer­in eingestell­t.

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FOTO: MATTHIAS BECKER Eine Aufgabe für die Bergwald-Offensive: Am Burgberger Hörnle im Oberallgäu muss eine Sturmwurf-Fläche aufgeforst­et werden.
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