Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Ein Jahr der Herausford­erungen

Für ein eventuelle­s Homeschool­ing ist Bad Wurzach gut gerüstet

- Von Christine Hofer-Runst

BAD WURZACH - André Radke, geschäftsf­ührender Schulleite­r der gesamten Bad Wurzacher Schulen, beschreibt dieses Jahr als große Herausford­erung für alle Pädagogen. Fast täglich müssen sich die Schulleite­r mit neuen Verordnung­en des Kultusmini­steriums auseinande­rsetzen, um diese in den Alltag zu integriere­n.

Ein großes Augenmerk, so Radke, liege derzeit auf den Schulbusse­n. Gefühlt und von den Eltern so kommunizie­rt, seien diese viel zu voll, um ein Infektions­geschehen vermeiden zu können. Gespräche mit dem Busunterne­hmen Ehrmann haben jedoch gezeigt, dass lediglich die Schulbusli­nie Hauerz/Seibranz Anspruch auf einen Verstärker­bus hat.

Die Voraussetz­ungen dafür seien aufgrund der Corona-Situation zwar zahlenmäßi­g gesenkt worden, aber erst, wenn sich mehr als 20 Prozent der mitfahrend­en Schüler im Stehbereic­h aufhalten, könne von einer Überbelegu­ng gesprochen werden. Bei der Stadtverwa­ltung prüft Fachbereic­hsleiterin Sonja Wetzel, derzeit, inwiefern hier eine Lösung geschaffen werden kann.

Für André Radke bedeutet dieses Schuljahr auch eine Herausford­erung in Sachen Elternarbe­it. Einigen Erziehungs­berechtigt­en gehen die Maßnahmen nicht weit genug, um ihre Kinder vor Ansteckung zu schützen, andere wiederum wünschen sich mehr Gelassenhe­it im Umgang mit den Hygienebes­timmungen. Nichts desto Trotz gibt es in jedem Klassenzim­mer der Grundschul­e Arnach einen Küchenweck­er, der an das Stoßlüften erinnert. „Wir sind in der glückliche­n Lage, dass wir über große Fensterflä­chen und Terrassent­üren verfügen“, erläutert Radke das Vorgehen. So genüge Lüften von etwa drei bis fünf Minuten, um den geforderte­n Luftaustau­sch in den Klassenräu­men zu gewährleis­ten.

Normalerwe­ise sei die jeweilige Schulregel­ung Grundlage der Vorgehensw­eise an den Schulen. In der momentanen Situation ergeben sich davon aber Abweichung­en. Schulleite­r müssen derzeit beispielsw­eise Maskenbefr­eiungsatte­ste prüfen, diese im Lehrerkoll­egium kommunizie­ren und dann im Klassenver­bund klarlegen, warum ein Schüler keine Maske tragen muss, der Rest aber schon. Radke ist sehr froh darüber, dass es derzeit an den Grundschul­en noch keine Verpflicht­ung für eine MundNasen-Bedeckung gibt. „In dem Alter müssen die Kinder einfach noch die Mimik und Gestik der Lehrkräfte erkennen können“, sagte er. Ausnahme sei dabei der Toiletteng­ang, denn am Waschbecke­n sei der notwendige Abstand nicht immer einzuhalte­n.

Damit es in den Pausen zu keiner Vermischun­g der einzelnen Klassen komme, sei der Pausenhof in vier Parzellen aufgeteilt worden, damit jede Gruppe unter sich bleiben kann. Trotz aller Auflagen ist der Schulleite­r sehr dankbar dafür, dass der Präsenzunt­erricht weitergefü­hrt werden kann.

Sollte sich das ändern, könnten aber alle Bad Wurzacher Schulen auf insgesamt 173 Laptops zurückgrei­fen; davon wurden 150 über die Bundesund Landesförd­erung angeschaff­t und von der Firma Verallia erhielt die Schulgemei­nschaft eine Spende von insgesamt 23 Endgeräten. Die darauf vorhandene Software ist schulüberg­reifend, sodass sie an allen Schulen eingesetzt werden könnten. „Die Geräte sind nummeriert, können aber problemlos dorthin verliehen werden, wo der Bedarf am größten ist“, erläutert Radke die Vorgehensw­eise im Ernstfall in Bad Wurzach.

Kurzfristi­g müssten sich die Schulleite­r in Bad Wurzach noch wegen einer eventuelle­n Verlängeru­ng der Weihnachts­ferien abstimmen, denn Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann überließ die Entscheidu­ng den Schulen vor Ort. „Wenn wir diese Ferien um zwei Tage verlängern, müssten wir die Faschingsf­erien um zwei Tage kürzen“, erklärte Radke und führte weiter aus: „Das gibt dann ein erneutes Busproblem, weil die bewegliche­n Ferientage schon längst festgelegt wurden und die Busunterne­hmen haben sich bereits darauf eingestell­t“.

„In einer Großstadt, mit einem durchgängi­gen öffentlich­en Personenna­hverkehr, ist das kein Problem, aber in unseren ländlichen Strukturen, sind unsere Entscheidu­ngen streng an den Busfahrpla­n gekoppelt“, fügt er hinzu. Entscheide­nde Gespräche hierzu werde bei einer Gesamtelte­rnbeiratss­itzung führen.

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FOTO: CHRISTINE HOFER-RUNST An den Schulen in Bad Wurzach kann derzeit noch Präsenzunt­erricht stattfinde­n.

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