Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Ein Jahr der Herausforderungen
Für ein eventuelles Homeschooling ist Bad Wurzach gut gerüstet
BAD WURZACH - André Radke, geschäftsführender Schulleiter der gesamten Bad Wurzacher Schulen, beschreibt dieses Jahr als große Herausforderung für alle Pädagogen. Fast täglich müssen sich die Schulleiter mit neuen Verordnungen des Kultusministeriums auseinandersetzen, um diese in den Alltag zu integrieren.
Ein großes Augenmerk, so Radke, liege derzeit auf den Schulbussen. Gefühlt und von den Eltern so kommuniziert, seien diese viel zu voll, um ein Infektionsgeschehen vermeiden zu können. Gespräche mit dem Busunternehmen Ehrmann haben jedoch gezeigt, dass lediglich die Schulbuslinie Hauerz/Seibranz Anspruch auf einen Verstärkerbus hat.
Die Voraussetzungen dafür seien aufgrund der Corona-Situation zwar zahlenmäßig gesenkt worden, aber erst, wenn sich mehr als 20 Prozent der mitfahrenden Schüler im Stehbereich aufhalten, könne von einer Überbelegung gesprochen werden. Bei der Stadtverwaltung prüft Fachbereichsleiterin Sonja Wetzel, derzeit, inwiefern hier eine Lösung geschaffen werden kann.
Für André Radke bedeutet dieses Schuljahr auch eine Herausforderung in Sachen Elternarbeit. Einigen Erziehungsberechtigten gehen die Maßnahmen nicht weit genug, um ihre Kinder vor Ansteckung zu schützen, andere wiederum wünschen sich mehr Gelassenheit im Umgang mit den Hygienebestimmungen. Nichts desto Trotz gibt es in jedem Klassenzimmer der Grundschule Arnach einen Küchenwecker, der an das Stoßlüften erinnert. „Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir über große Fensterflächen und Terrassentüren verfügen“, erläutert Radke das Vorgehen. So genüge Lüften von etwa drei bis fünf Minuten, um den geforderten Luftaustausch in den Klassenräumen zu gewährleisten.
Normalerweise sei die jeweilige Schulregelung Grundlage der Vorgehensweise an den Schulen. In der momentanen Situation ergeben sich davon aber Abweichungen. Schulleiter müssen derzeit beispielsweise Maskenbefreiungsatteste prüfen, diese im Lehrerkollegium kommunizieren und dann im Klassenverbund klarlegen, warum ein Schüler keine Maske tragen muss, der Rest aber schon. Radke ist sehr froh darüber, dass es derzeit an den Grundschulen noch keine Verpflichtung für eine MundNasen-Bedeckung gibt. „In dem Alter müssen die Kinder einfach noch die Mimik und Gestik der Lehrkräfte erkennen können“, sagte er. Ausnahme sei dabei der Toilettengang, denn am Waschbecken sei der notwendige Abstand nicht immer einzuhalten.
Damit es in den Pausen zu keiner Vermischung der einzelnen Klassen komme, sei der Pausenhof in vier Parzellen aufgeteilt worden, damit jede Gruppe unter sich bleiben kann. Trotz aller Auflagen ist der Schulleiter sehr dankbar dafür, dass der Präsenzunterricht weitergeführt werden kann.
Sollte sich das ändern, könnten aber alle Bad Wurzacher Schulen auf insgesamt 173 Laptops zurückgreifen; davon wurden 150 über die Bundesund Landesförderung angeschafft und von der Firma Verallia erhielt die Schulgemeinschaft eine Spende von insgesamt 23 Endgeräten. Die darauf vorhandene Software ist schulübergreifend, sodass sie an allen Schulen eingesetzt werden könnten. „Die Geräte sind nummeriert, können aber problemlos dorthin verliehen werden, wo der Bedarf am größten ist“, erläutert Radke die Vorgehensweise im Ernstfall in Bad Wurzach.
Kurzfristig müssten sich die Schulleiter in Bad Wurzach noch wegen einer eventuellen Verlängerung der Weihnachtsferien abstimmen, denn Kultusministerin Susanne Eisenmann überließ die Entscheidung den Schulen vor Ort. „Wenn wir diese Ferien um zwei Tage verlängern, müssten wir die Faschingsferien um zwei Tage kürzen“, erklärte Radke und führte weiter aus: „Das gibt dann ein erneutes Busproblem, weil die beweglichen Ferientage schon längst festgelegt wurden und die Busunternehmen haben sich bereits darauf eingestellt“.
„In einer Großstadt, mit einem durchgängigen öffentlichen Personennahverkehr, ist das kein Problem, aber in unseren ländlichen Strukturen, sind unsere Entscheidungen streng an den Busfahrplan gekoppelt“, fügt er hinzu. Entscheidende Gespräche hierzu werde bei einer Gesamtelternbeiratssitzung führen.