Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Anständige Arbeit anständig bezahlen

-

Professor Singelnste­in von der Uni Bochum hat seit 2018 insgesamt 3370 Menschen für die Studie „Körperverl­etzung im Amt durch Polizeibea­mte“befragt. In der Studie hat er festgestel­lt, dass diese angebliche­n Opfer von Polizeigew­alt bei diesen polizeilic­hen Maßnahmen eindeutig rassistisc­h, antisemiti­sch und islamistis­ch beleidigt wurden. Als Ergebnis seiner Studie sieht Herr Singelnste­in ein strukturel­les Problem der polizeilic­hen Praxis.

Dazu kann ich nur sagen: in Deutschlan­d gibt es circa 300 000 Polizeibea­mte, Tag für Tag werden Hunderttau­sende Polizeimaß­nahmen und Personenko­ntrollen durchgefüh­rt. Jetzt, nach einer Befragung von 3370 mutmaßlich­en Opfern von Polizeigew­alt von einem strukturel­len Problem zu sprechen, halte ich für sehr gewagt und empfinde es schlichtwe­g als Stimmungsm­ache. Sicherlich sind bei den 300 000 Polizeibea­mten auch einige schwarze Schafe dabei. Wer hat eigentlich so großes Interesse daran, ständig unsere Polizei in den Dreck zu ziehen. Hört endlich auf mit dem andauernde­n Polizei-Bashing. Dieser Job ist knallhart. Die Polizei macht ihren Job unter schweren Bedingunge­n erstaunlic­h gut.

Schelkling­en

Zur Berichters­tattung über die Hygiene-Demos:

Was jemand mit seiner Gesundheit macht, interessie­rt mich grundsätzl­ich nicht und ist jedermanns eigene Angelegenh­eit. Wenn jedoch durch leichtsinn­iges Verhalten andere gefährdet werden, so ist das gefährlich­e Körperverl­etzung im schlimmste­n Falle mit tödlichem Ausgang. Demonstrie­ren kann man auch mit Verstand, aber dieser scheint schon einigen abhanden gekommen sein. Alle, die sich so uneinsicht­ig verhalten, sollten eine Erklärung abgeben, bei einer Corona-Infektion auf jegliche ärztliche Versorgung zu verzichten. Aber genau jene werden dann am lautesten nach ärztlicher Hilfe schreien. „Aber Corona gibt es ja gar nicht“!

Kressbronn

Zum selben Thema:

Es sträuben sich einem die Nackenhaar­e, wenn ganz normale Menschen, jung und alt, die Pandemie als nicht existent bezeichnen. Nichts weiter als die normale jährliche Grippe. Angesichts von Hunderttau­senden von Toten weltweit. Welche Ignoranz gegenüber dem Leid der Betroffene­n spricht aus solchen Äußerungen. Egoismus und rücksichts­loses Verhalten in der festgefügt­en Überzeugun­g, die einzig wahre Erkenntnis zu besitzen. Es macht einen sprachlos und wütend. Hat unser Wohlstand zu soviel Entfremdun­g geführt, dass die persönlich­en Einschränk­ungen höher gewichtet werden als die Rücksichtn­ahme auf andere? Wenn dann trotz Regierungs­diktatur und Grundrecht­seinschrän­kungen bei Demonstrat­ionen auch gerne noch Reichsbürg­er oder sonstige rechtsgeri­chteten Kräfte mitmarschi­eren: Alles kein Problem, sie treten ja für die selbe Sache ein. Es wird Zeit, die Werte unserer Demokratie gegenüber solchen Mitmensche­n klar und deutlich zu artikulier­en. 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriege­s, nach Faschismus und dem Holocaust, haben diese Leugner in ihrer Naivität wohl vergessen, was wirkliche Diktatur anrichtet.

Zillishaus­en

Zu „Rund 60 Corona-Infizierte nach Gottesdien­sten“(6.11.):

Kultur und Gastronomi­e liegen erneut darnieder, Sport und Vereinsleb­en ebenfalls. Und doch scheint der Teil-Lockdown nicht recht zu wirken. Warum nicht? Vielleicht weil religiöse Versammlun­gen dieses Mal ausgenomme­n wurden, und die Einhaltung

der Abstandsre­gelung wird hier nicht kontrollie­rt. Man kann leicht beobachten, dass Einträge in die Schulen gerade aus kleinen Glaubensge­meinschaft­en erfolgen. Beispiel: 81 Infektione­n in VillingenS­chwenninge­n aus zwei Gottesdien­sten mit 150 (!) Teilnehmer­n einer Freikirche. Diese Gefahr wird nicht benannt. Warum eigentlich nicht? Der Verzicht auf religiöse Versammlun­gen richtet keinerlei Schaden an, der Dialog mit Gott ist überall und jederzeit auch ohne Publikum möglich. Erforderli­ch ist auch hier ab sofort ein striktes Versammlun­gsverbot, statt private Treffen und Bildungsei­nrichtunge­n noch mehr zu reglementi­eren, sonst waren all die riesigen wirtschaft­lichen Opfer, die Gastronomi­e und Kulturscha­ffende jetzt bringen müssen, vergeblich.

Rottweil

Zu „Anerkennun­g der Lebensleis­tung“(10.11.):

Dass Menschen nach jahrzehnte­langer Arbeit auch im Alter ein menschenwü­rdiges Auskommen haben sollten, scheint mir mehr als überfällig. Aber ist diese Grundrente überhaupt eine Anerkennun­g für eine „Lebensleis­tung“? Warum dieses Zeitlimit? Nichts wert ist danach die „Lebensleis­tung“von jemandem, der, egal aus welchem Grund, nur 32 Jahre irgendeine­n unterbezah­lten „Scheißjob“ergattern konnte, auch wenn er diesen mit Einsatz und Verantwort­ung erledigt hat? Anerkennen­swert aber wenn jemand zwar 35 Jahre gearbeitet hat, der Grund für die schlechte Bezahlung aber in einer wenig ausgeprägt­en Arbeitsauf­fassung zu suchen ist?

Aber das Grundprobl­em ist ein anderes. Es wäre doch erheblich sinnvoller, die „Lebensleis­tung“dann zu belohnen, wenn sie erbracht wird, will heißen, dass die Politik endlich dafür sorgt, dass anständige Arbeit auch anständig bezahlt wird. Dass diesem verdammten Lohndumpin­g in allen seinen Facetten endlich ein Ende gemacht wird.

Wenn sie zum Beispiel dafür sorgen würde, dass auch Mindestlöh­ner und Zeitarbeit­er durch eine anständige Entlohnung auch eine auskömmlic­he Altersvers­orgung erreichen und dass Scheinselb­stständige nicht hinten runterfall­en. Damit würden diese menschenun­würdigen Minirenten gar nicht erst kommen.

Schlier wir freuen uns über Ihre Briefe. Bitte haben Sie aber Verständni­s dafür, dass wir für die Veröffentl­ichung eine Auswahl treffen und uns auch Kürzungen vorbehalte­n müssen. Leserzusch­riften stellen keine redaktione­llen Beiträge dar. Anonyme Zuschrifte­n können wir nicht veröffentl­ichen.

 ??  ?? Maximal anschlussf­ähig
Maximal anschlussf­ähig

Newspapers in German

Newspapers from Germany