Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Lebensgefühl als Rendite
Die Widerstände waren massiv und mannigfaltig, bis das Hallgebäude am Marktplatz nun seiner neuen Nutzung zugeführt werden konnte. Unter rein finanziellen Aspekten wurden kompletter Abriss und Neubau ebenso gefordert wie vehement die Frage aufgeworfen, ob eine Präsenzbibliothek in der digitalen Goldgräbervermeintlichkeit des 21. Jahrhunderts noch zeitgemäß sei.
Schon die Inaugenscheinnahme nach Abschluss der Bauarbeiten und der erste Öffnungstag geben die Antwort: Isny und seine Bürger sind zu beglückwünschen für ein Gebäude an zentralster Stelle der Stadt, das Leben atmet. Mit Repräsentationsräumen des Stadtmarketings und einer Stadtbibliothek, die Maßstäbe setzen werden für Kommunen vergleichbarer Größe.
Ein zweiter Glückwunsch ist an Gemeinderat und Stadtverwaltung zu richten, die sich nicht beirren ließen von architektonischen Wirrungen – um nicht den Begriff von „brachialen Hanebüchitäten“erfinden zu müssen, etwa für Vorschläge wie den tatsächlich erwogenen, gesichtslosen Treppenhausbunkeranbau an der Südfassade. Von den vermeintlichen Geld- oder Sachzwängen ganz abgesehen.
Durchs Hallgebäude zu wandeln, was uneingeschränkt genussvoll gelingt, darf sich eine Stadt wie Isny durchaus 4,8 Millionen Euro kosten lassen, für seine Bürger, für Gäste. Die Rendite ist unbezahlbar: Lebensgefühl.