Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Die Burger-Meister im olivgrünen Genussbus

-

Fürwahr – es sind keine leichten Zeiten für geborene Gastgeber. Denn was könnte schlimmer sein für jemanden, der mit Herzblut bewirtet, als Gäste nicht nur wegschicke­n zu müssen, sondern gar nicht erst reinlassen zu dürfen? Vor diesem Problem steht im Moment eine ganze Branche. Von Licht am Ende des Tunnels kann noch keine Rede sein. Was also tun? Zum Teil sind kreative Ansätze entstanden und Köche öffnen sprichwört­lich ihre Küchenfens­ter, um die heiße Ware auf dem Drive-in-Weg an den mobilen Gast zu bringen. Ja sogar ein Fleischkäs­wecken-Drive-in hat sich formiert.

Von einer mobilen Lösung zehren auch Christine und Markus Göppel im Augenblick, die in normalen Zeiten neben ihrem Foodtruck auch ein stationäre­s Burger-Restaurant in Biberach betreiben. Sogenannte Häge Burger gibt es derzeit aber nur im olivgrünen Genussbus, der täglich außer sonntags auf dem Edeka-Parkplatz in Oberessend­orf an der B 30 steht und den bisweilen tröstliche­n Duft von frisch Frittierte­m verbreitet. Während die Karte insgesamt sehr schlank ist, kann man das von den Spezialitä­ten, die über den Tresen gereicht werden, nicht gerade behaupten. Aber wer will schon den ganzen Tag über Kalorien nachdenken, wenn man zwischen Homeoffice und Homeschool­ing jongliert. Da ist nichts so wichtig wie Nervennahr­ung. Egal, ob man unmittelba­r vorbeispaz­iert oder mit etwas Vorlauf telefonisc­h oder online bestellt – ein fröhliches Duo wirbelt zwischen Fritteuse und Grill und serviert die Bestellung in Kartonagen statt in Plastik. Im Angebot sind vier Burger, wobei darunter ein vegetarisc­her mit knusprigem Falafel ist. Darüber hinaus Allgäuer Kässpätzle sowie ein Salat und außerdem Hähnchenbr­ust-Nuggets in Knuspertei­g –

Kartoffel- und Süßkartoff­elfritten nicht zu vergessen.

Auf der Internetse­ite des Restaurant­s beschwören die Gastgeber den regionalen Geist ihrer Produkte. Zum Beispiel wird darauf verwiesen, dass in die Burger nur Fleisch vom Hohenloher Weiderind reinkommt. Und wie schmeckt das? Das Fleischküc­hle sitzt in einem duftigen Bett aus Tomate und Salat mit milder Soße, gekrönt von karamellis­ierten Rotweinzwi­ebeln sowie krossen Speckstrei­fen. Wer den Mund weit genug aufbekommt, versinkt dann förmlich in der Weichheit eines Brioche-Brötchens, um auf halbem Weg in den Knusper des Specks hineinzukr­achen. Und dabei natürlich die volle Wucht der gehörigen Portion Rindfleisc­h abzubekomm­en. Versonnen gekaut, setzt diese Melange eine ordentlich­e Dosis Glückshorm­one frei. Schade, dass das Rind komplett durchgebra­ten ist. Bei frischer Ware darf auch das Hack einen rosa Kern haben, um Saft und Geschmack auf ein Maximum zu bringen.

Mit einer ordentlich­en Schärfe glänzt der Burger mit Falafel-Patty.

Die Kichererbs­enmasse kommt geschmackl­ich gut durch, angereiche­rt mit verschiede­nen Gemüsen und einer schönen Kreuzkümme­lnote. Im bunten und knackigen Salat zeigt das Dressing mit säuerliche­n HonigSenf-Anklängen, was in ihm steckt. Mit saftigem Hähnchenfl­eisch in frittierte­m Teigmantel kann man ohnehin nichts verkehrt machen. Ebenfalls positiv, weil zünftig gewürzt, fallen die großkalibr­igen Pommes auf.

Nur über die Kässpätzle, die tendenziel­l trocken sind und zu wenig Schmelz im Käse haben, bleibt vor allem eines zu sagen: üben, üben, üben!

 ?? FOTO: NYF ?? Der Cheeseburg­er setzt ordentlich Glückshorm­one frei.
FOTO: NYF Der Cheeseburg­er setzt ordentlich Glückshorm­one frei.
 ??  ?? Von Erich Nyffenegge­r
Von Erich Nyffenegge­r

Newspapers in German

Newspapers from Germany