Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Tausende demonstrie­ren gegen Corona-Maßnahmen

Sophie-Scholl-Vergleich sorgt für Eklat

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BERLIN/LEIPZIG (dpa) - Aus Protest gegen die Corona-Politik von Bund und Ländern sind am Wochenende Tausende Menschen in deutschen Städten auf die Straße gegangen. Allerdings traten ihnen teils auch Hunderte Gegendemon­stranten entgegen, die etwa einen groß angekündig­ten „Schweigema­rsch“durch Berlin mit Blockaden und anderen Störaktion­en begleitete­n. Leipzig wurde zwei Wochen nach der chaotische­n „Querdenken“-Demo ebenfalls erneut zum Schauplatz für Proteste von Gegnern der Corona-Politik und Gegendemos.

Die Berliner Polizei bezifferte die Zahl der Teilnehmer am sogenannte­n Schweigema­rsch vom Prenzlauer Berg zum zentral gelegenen Alexanderp­latz mit rund 1000. Angemeldet worden waren fünfmal so viele. Die meisten Demonstran­ten trugen der Polizei zufolge Mund-NasenSchut­z, vereinzelt habe es Strafanzei­gen wegen mutmaßlich gefälschte­r Atteste zur Befreiung von der Maskenpfli­cht gegeben. Der Marsch bis in die Stadtmitte war begleitet von Protesten Hunderter Gegendemon­stranten, teils aus dem linken Spektrum. Während die Teilnehmer des „Schweigema­rschs“unter anderem einen Verzicht auf Impfungen forderten, machten Anwohner in Prenzlauer Berg mit Töpfen Lärm und bezogen Stellung mit Plakataufs­chriften wie „Kein Platz für CoronaLeug­ner“und „Abstand halten gegen

Rechts“. Rund 600 Polizisten waren im Einsatz, es kam vereinzelt zu vorläufige­n Festnahmen. Vor dem Hintergrun­d der völlig aus dem Ruder gelaufenen „Querdenker“-Demo vor zwei Wochen in Leipzig war die Polizei dort am Samstag mit 1600 Beamten im Einsatz. Hunderte Menschen kamen zu einer Kundgebung von Gegnern der Corona-Politik auf dem Kurt-Masur-Platz, die aber kurzfristi­g vom Veranstalt­er abgesagt wurde. In der Innenstadt trafen gegensätzl­iche Lager immer wieder aufeinande­r und mussten von der Polizei voneinande­r ferngehalt­en werden.

Größtentei­ls friedliche Demonstrat­ionen gab es am Wochenende auch in vielen anderen Städten, etwa in Frankfurt, Stuttgart, Pforzheim, Bochum und Cottbus. Bei einer „Querdenken“-Demo in Hannover hat eine junge Rednerin, die sich mit der NS-Widerstand­skämpferin Sophie Scholl verglich, für einen Eklat gesorgt. Auf einem Video, das bei Twitter geteilt wurde, erklärte die Frau, sie fühle sich „wie Sophie Scholl, da ich seit Monaten hier aktiv im Widerstand bin“. Zahlreiche Kommentato­ren zeigten sich erschütter­t und empört und sprachen von Geschichts­vergessenh­eit. Auch Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) erklärte am Sonntag auf Twitter: Wer sich heute mit Sophie Scholl vergleiche, „verhöhnt den Mut, den es braucht, Haltung gegen Nazis zu zeigen“.

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