Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
VfB Friedrichshafen läuft zur Hochform auf
Häfler Volleyballer feiern 3:0-Sieg im Ligagipfel gegen Berlin – und damit auch eine gelungene Heimpremiere
FRIEDRICHSHAFEN - Was für ein Ausrufezeichen der Häfler Volleyballer! Mal so eben im Schnelldurchgang haben sie die Berlin Recycling Volleys mit 3:0 abgefertigt und dem Meisterschaftsfavoriten eine empfindliche Niederlage zugefügt. Der VfB Friedrichshafen feierte somit am Samstag auch eine perfekte Heimspielpremiere in der Zeppelin Cat Halle A1. „Wir sind dankbar, dass wir nun eine neue Heimat haben. Und ich denke, wir haben die neue Halle gebührend eingeweiht. Schöner könnte der Tag nicht sein“, sagte VfBTrainer Michael Warm lächelnd.
Als Schlüssel für den klaren Erfolg betrachtete er den Verlauf des ersten Satzes und die Tatsache, dass der VfB sich trotz zwischenzeitlichen Resultaten von 17:21 und 21:23 den ersten Punkt in der Partie sicherte. Den Satzball zum 26:24 verwandelte der Este Martti Juhkami. „Ich denke, dass wir den ersten Satz zu unseren Gunsten drehen, war am Schluss der entscheidende Punkt. Vorher haben wir ein paar Chancen liegenlassen. Ab dem Moment haben die Jungs angefangen zu spielen und sich doch gut befreit. Und ich glaube, dann haben wir das Spiel auch gut im Griff gehabt“, analysierte Warm, der selbst zur Wendung beitrug. Er brachte Joe Worsley im Aufschlag. Mit seiner Hereinnahme begann die Aufholjagd im ersten Satz.
Bitter für die Berliner, die dem VfB gerade mit ihrem starken Blockverhalten zunächst große Probleme bereiteten. Die Hauptstädter verteidigten unter anderem mehrere Angriffsschläge von Nicolas Maréchal. Und so war es im ersten Satz auch noch nicht abzusehen, dass der VfB das Duell der beiden Giganten in der Volleyball-Bundesliga so klar für sich entscheiden wird. Im Gegenteil: Das Team von Cédric Énard machte hier den besseren Eindruck, hatte im ersten Satz mit dem Brasilianer Renan Michelucci einen absoluten Ausnahmespieler in den eigenen Reihen und zeigte hohe Qualität.
Von dieser Qualität war in den beiden darauffolgenden Sätzen (25:20, 25:22) aber fast nichts mehr zu sehen. Die Niederlage im ersten Satz schien die Berliner runtergezogen haben, mit vielen unpräzisen Aufschlägen schenkten sie den Häflern einfache Punkte. Der VfB Friedrichshafen dagegen lief fortan zur Hochform auf. „Es hat jeder seine Aufgabe gemacht. Sowohl die, die drinnen waren als auch die, die reingekommen sind, haben das gespielt, was wir von ihnen erwarten können. Zusammen hat dann das Puzzle funktioniert“, beschrieb Warm. Er unterschlug aber nicht, dass durchaus ein paar Spieler herausgeragt haben. Zu nennen ist da Zuspieler Dejan Vincic, der „sehr gut Regie geführt hat“. Aber auch Mittelblocker Marcus Böhme fiel mit einer einer starken Defensivleistung auf. Zum wertvollsten Spieler des Spiels wurde aber keiner der beiden ausgezeichnet, sondern Juhkami – und das hatte seine Berechtigung. Denn immer dann, wenn die Berliner einen kleinen Fuß in die Tür zu bekommen schienen und sich pushten, nahm ihnen Juhkami mit seiner Treffsicherheit den Wind aus den Segeln.
Der 32-Jährige wollte es dabei insbesondere einem zeigen: Énard. Denn dieser übernahm im Jahr 2020 zusätzlich zu seiner Aufgabe bei den Berlin Recycling Volleys das Nationalteam Estlands. „Das war eine Extramotivation, um das beste Volleyball zu zeigen“, berichtete der exzellente Friedrichshafener Außenangreifer.
Ein Ziel, das ihm gelang. Als einer der Unterschiedsspieler am Samstag gab er ein starkes Empfehlungsschreiben für das Nationalteam ab. Juhkami gefiel, was er und seine Teamkollegen auf das Feld brachten. Im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“lobte er auf Englisch: „Wir waren aggressiv in jedem Bereich und haben dem Gegner mit einer guten Defensive wenig gute Möglichkeiten gegeben“, so Juhkami.
Er genoss es außerdem, erstmals in der neuen Arena zu spielen. „Darauf haben wir so lange gewartet. Hier haben wir perfekte Bedingungen und können weiter an unserem Niveau arbeiten“, sagte Juhkami. Das wird auch nötig sein, wie Warm betonte: „Ich hoffe, da geht noch mehr. Es ist noch viel Luft nach oben.“Schon in wenigen Tagen muss der VfB wieder ran. Am Mittwoch um 19 Uhr reist der VfB zur SVG Lüneburg, um im Viertelfinale des DVV-Pokals die nächste Runde zu erreichen. „Das sollte man nicht unterschätzen“, meinte Warm, der trotz der Verbesserungsmöglichkeiten nach der Heimspielpremiere am Samstag auch sehr zufrieden nach Hause ging. „Für heute müssen wir wirklich glücklich sein, die Mannschaft hat gut gespielt und emotional waren wir auch auf dem richtigen Level. Das hat alles gut gepasst.“