Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

VfB Friedrichs­hafen läuft zur Hochform auf

Häfler Volleyball­er feiern 3:0-Sieg im Ligagipfel gegen Berlin – und damit auch eine gelungene Heimpremie­re

- Von Nico Brunetti

FRIEDRICHS­HAFEN - Was für ein Ausrufezei­chen der Häfler Volleyball­er! Mal so eben im Schnelldur­chgang haben sie die Berlin Recycling Volleys mit 3:0 abgefertig­t und dem Meistersch­aftsfavori­ten eine empfindlic­he Niederlage zugefügt. Der VfB Friedrichs­hafen feierte somit am Samstag auch eine perfekte Heimspielp­remiere in der Zeppelin Cat Halle A1. „Wir sind dankbar, dass wir nun eine neue Heimat haben. Und ich denke, wir haben die neue Halle gebührend eingeweiht. Schöner könnte der Tag nicht sein“, sagte VfBTrainer Michael Warm lächelnd.

Als Schlüssel für den klaren Erfolg betrachtet­e er den Verlauf des ersten Satzes und die Tatsache, dass der VfB sich trotz zwischenze­itlichen Resultaten von 17:21 und 21:23 den ersten Punkt in der Partie sicherte. Den Satzball zum 26:24 verwandelt­e der Este Martti Juhkami. „Ich denke, dass wir den ersten Satz zu unseren Gunsten drehen, war am Schluss der entscheide­nde Punkt. Vorher haben wir ein paar Chancen liegenlass­en. Ab dem Moment haben die Jungs angefangen zu spielen und sich doch gut befreit. Und ich glaube, dann haben wir das Spiel auch gut im Griff gehabt“, analysiert­e Warm, der selbst zur Wendung beitrug. Er brachte Joe Worsley im Aufschlag. Mit seiner Hereinnahm­e begann die Aufholjagd im ersten Satz.

Bitter für die Berliner, die dem VfB gerade mit ihrem starken Blockverha­lten zunächst große Probleme bereiteten. Die Hauptstädt­er verteidigt­en unter anderem mehrere Angriffssc­hläge von Nicolas Maréchal. Und so war es im ersten Satz auch noch nicht abzusehen, dass der VfB das Duell der beiden Giganten in der Volleyball-Bundesliga so klar für sich entscheide­n wird. Im Gegenteil: Das Team von Cédric Énard machte hier den besseren Eindruck, hatte im ersten Satz mit dem Brasiliane­r Renan Michelucci einen absoluten Ausnahmesp­ieler in den eigenen Reihen und zeigte hohe Qualität.

Von dieser Qualität war in den beiden darauffolg­enden Sätzen (25:20, 25:22) aber fast nichts mehr zu sehen. Die Niederlage im ersten Satz schien die Berliner runtergezo­gen haben, mit vielen unpräzisen Aufschläge­n schenkten sie den Häflern einfache Punkte. Der VfB Friedrichs­hafen dagegen lief fortan zur Hochform auf. „Es hat jeder seine Aufgabe gemacht. Sowohl die, die drinnen waren als auch die, die reingekomm­en sind, haben das gespielt, was wir von ihnen erwarten können. Zusammen hat dann das Puzzle funktionie­rt“, beschrieb Warm. Er unterschlu­g aber nicht, dass durchaus ein paar Spieler herausgera­gt haben. Zu nennen ist da Zuspieler Dejan Vincic, der „sehr gut Regie geführt hat“. Aber auch Mittelbloc­ker Marcus Böhme fiel mit einer einer starken Defensivle­istung auf. Zum wertvollst­en Spieler des Spiels wurde aber keiner der beiden ausgezeich­net, sondern Juhkami – und das hatte seine Berechtigu­ng. Denn immer dann, wenn die Berliner einen kleinen Fuß in die Tür zu bekommen schienen und sich pushten, nahm ihnen Juhkami mit seiner Treffsiche­rheit den Wind aus den Segeln.

Der 32-Jährige wollte es dabei insbesonde­re einem zeigen: Énard. Denn dieser übernahm im Jahr 2020 zusätzlich zu seiner Aufgabe bei den Berlin Recycling Volleys das Nationalte­am Estlands. „Das war eine Extramotiv­ation, um das beste Volleyball zu zeigen“, berichtete der exzellente Friedrichs­hafener Außenangre­ifer.

Ein Ziel, das ihm gelang. Als einer der Unterschie­dsspieler am Samstag gab er ein starkes Empfehlung­sschreiben für das Nationalte­am ab. Juhkami gefiel, was er und seine Teamkolleg­en auf das Feld brachten. Im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“lobte er auf Englisch: „Wir waren aggressiv in jedem Bereich und haben dem Gegner mit einer guten Defensive wenig gute Möglichkei­ten gegeben“, so Juhkami.

Er genoss es außerdem, erstmals in der neuen Arena zu spielen. „Darauf haben wir so lange gewartet. Hier haben wir perfekte Bedingunge­n und können weiter an unserem Niveau arbeiten“, sagte Juhkami. Das wird auch nötig sein, wie Warm betonte: „Ich hoffe, da geht noch mehr. Es ist noch viel Luft nach oben.“Schon in wenigen Tagen muss der VfB wieder ran. Am Mittwoch um 19 Uhr reist der VfB zur SVG Lüneburg, um im Viertelfin­ale des DVV-Pokals die nächste Runde zu erreichen. „Das sollte man nicht unterschät­zen“, meinte Warm, der trotz der Verbesseru­ngsmöglich­keiten nach der Heimspielp­remiere am Samstag auch sehr zufrieden nach Hause ging. „Für heute müssen wir wirklich glücklich sein, die Mannschaft hat gut gespielt und emotional waren wir auch auf dem richtigen Level. Das hat alles gut gepasst.“

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FOTO: GÜNTER KRAM VfB-Zuspieler Dejan Vincic (am Ball) brillierte beim Erfolg gegen die Berlin Recycling Volleys.

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