Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Nächster Messi“und mehr ist zu viel Druck für Moukoko
Dass 16-Jährige in der Bundesliga spielen oder noch jüngere Kinder in anderen Profisportart debütieren dürfen, ist kein Auswuchs unserer
Zeit. Schon immer gab es diese Wunderkinder – allen Gleichaltrigen längst überlegen und über Altersklassen hinweg scheinbar Weltklasse. Schwimmerin Franziska van Almsick, die Tennisspielerinnen Jennifer Capriati und aktuell Coco Gauff oder oder oder ... Ihr Auftreten über die Jahrzehnte ist zahlreich, doch so richtig glücklich wurde kaum eines. Den ersten Erfolgen folgten oft herbe Rückschläge, von denen sich die nicht einmal Halbstarken mental nie erholten. Damit wir uns richtig verstehen, es geht hier nicht darum, dass diese Ausnahmetalente ihre Leistung zeigen dürfen. Es geht allein um die Ansprüche des Umfelds und den Druck, der diesen Kindern aufgeladen wird. Vor allem in unserer Hyper-AufregungsGesellschaft ist dieser immens, auch wenn Youssoufa Moukoko und andere es scheinbar noch gut wegstecken. Irgendwann kommt der Einbruch und das Talent fällt. Nur wenige kommen dauerhaft wieder hoch. Also der Appel: Ball flach halten und sachte heranführen. Die Bezeichnung „der nächste Messi“braucht kein Mensch – oder, um es mit Ex-Fußballwunderkind und dem damals nächsten Pelé, Freddy Adu, zu sagen: „Man muss vergessen können, sonst tust du dir nur selber weh.“
Wer sich die jüngsten Aufstellungen der deutschen U21-Nationalmannschaft angeschaut hat, sollte froh sein über jedes große deutsche Fußballtalent. Nichts gegen Ridle Baku, Amos Pieper oder Niklas Dorsch – aber ihre Bekanntheit hält sich in Grenzen. Da tut es gut, wenn es Toptalente wie Leverkusens Julian Wirtz oder eben Youssoufa Moukoko gibt.
Dass diese 16- und 17-Jährigen im knallharten Fußballgeschäft als neue Hoffnungsträger gesehen werden, ist doch ganz normal. Druck haben aber auch Talente mit 19 oder 20. Siehe Kai Havertz, siehe Leroy Sané. Auch Vergleiche mit den absoluten Topstars kommen bei Wirtz und dem BVB-Wunderstürmer zwangsläufig. Ganz offensichtlich haben es Borussia Dortmund und Moukokos Umfeld bislang aber geschafft, das 16-jährige Übertalent auf dem Boden zu halten. Dass Moukoko am Druck zerbrechen könnte – auch solche Beispiele gibt es leider im Profifußball – erscheint derzeit eher unwahrscheinlich.
Moukoko ist eine Ausnahmeerscheinung – wie es sie auch in anderen Sportarten schon gegeben hat. Martina Hingis im Tennis, Simone Biles im Turnen. Wer das Talent und die Qualität hat, bei den „Großen“mitspielen zu können, soll auch mitspielen dürfen. Egal ob mit 16 Jahren oder mit 36.
„Ball flach halten und sachte heranführen.“Von Felix Alex
Wer die Qualität hat, darf spielen. Von Thorsten Kern