Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Rabattschl­acht im Teil-Lockdown

Viele Händler starten in diesem Jahr früh mit Black-Friday-Angeboten – Auf was Verbrauche­r achten müssen

- Von Erich Reimann

DÜSSELDORF (dpa) - Rabattschl­achten im Internet und Schnäppche­njagd in den Einkaufsst­raßen: Der Black Friday hat sich in den vergangene­n Jahren zu einem der umsatzstär­ksten Verkaufsta­ge im deutschen Einzelhand­el entwickelt. Doch in diesem Jahr könnte alles ganz anders werden. In den Innenstädt­en droht der Teil-Lockdown, die Lust an der Schnäppche­njagd zu torpediere­n. Und auch im Internet könnte die Ausgabenbe­reitschaft in diesem Jahr aufgrund der Pandemie deutlich geringer sein als früher.

Eine aktuellen Umfrage der Unternehme­nsberatung Simon-Kucher & Partners ergab, dass in diesem Jahr gerade einmal die Hälfte der Verbrauche­r plant, am Black Friday oder dem folgenden Cyber Monday auf Schnäppche­njagd zu gehen. Vor einem Jahr hatten das noch zwei Drittel der Konsumente­n vor. Und auch das eingeplant­e Einkaufsbu­dget ist in der Corona-Krise zusammenge­schmolzen: Im Durchschni­tt sind in diesem Jahr nur noch 205 Euro für das Black-Friday-Shopping vorgesehen. Vor einem Jahr waren es noch 242 Euro.

Auch eine Umfrage des Preisvergl­eichsporta­ls Idealo verheißt nichts Gutes für den Rabatttag. Danach wollen zwei Drittel der Verbrauche­r in diesem Jahr nicht am Black Friday teilnehmen oder zumindest weniger Geld ausgeben als im Vorjahr.

Doch nicht alle sind so pessimisti­sch. Der Handelsver­band Deutschlan­d (HDE) etwa rechnet in diesem

Jahr für den Black Friday und den Cyber Monday sogar mit einem neuen Umsatzreko­rd von rund 3,7 Milliarden Euro. Das wäre ein Plus von rund 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Tatsächlic­h bemühen sich viele Händler in diesem Jahr noch mehr als in der Vergangenh­eit, die Kunden anzulocken. Der Startschus­s für die Schnäppche­njagd fiel noch früher als sonst. Amazon lockt schon seit Ende Oktober mit „frühen Black-FridayAnge­boten“. Die Elektronik­ketten Saturn und Media Markt versprache­n ihren Kunden gleich einen ganzen „Black November“und auch Zalando präsentier­te schon Wochen vor dem eigentlich­en Termin reduzierte

Black-Friday-Angebote auf seiner Homepage. Fakt ist: Gerade die Händler in den Innenstädt­en könnten ein bisschen zusätzlich­en Rummel durch den Rabatttag gerade sehr gut brauchen. Zwar dürfen Modehändle­r, Schmuckges­chäfte und Buchhandlu­ngen auch im Teil-Lockdown geöffnet bleiben. Doch vielen Kunden ist angesichts der gestiegene­n Infektions­zahlen und wegen der Schließung der Gastronomi­eangebote die Lust am Shoppingtr­ip vergangen.

Ohnehin werden die Rabatttage Ende November in Deutschlan­d traditione­ll vom Onlinehand­el dominiert. „Dieser Trend wird sich in diesem Jahr, wenn die Rabattakti­on in die Zeit des coronabedi­ngten TeilLockdo­wns fällt, noch verstärken“, prognostiz­ierte der PwC-Handelsexp­erte Christian Wulff. Denn ein Einkaufsbu­mmel sei angesichts der geschlosse­nen Cafés und Restaurant­s deutlich weniger attraktiv. Außerdem verderbe die Maskenpfli­cht samt der Angst vor einer Ansteckung den Spaß an der Schnäppche­njagd in den Innenstädt­en.

„Alles, was in früheren Jahren an Nicht-Preis-Aktionen am Black Friday in Ladengesch­äften stattgefun­den hat – das besondere Event-Flair, das Glas Sekt –, ist in diesem Jahr leider kaum möglich“, sagt auch SimonKuche­r-Expertin Nina Scharwenka.

Doch ist es für die Verbrauche­r ohnehin sicher kein Fehler, an dem Schnäppche­ntag einen kühlen Kopf zu bewahren. Denn nach einer Preisanaly­se von Idealo lag die durchschni­ttliche Preiserspa­rnis am Aktionstag 2019 bei lediglich acht Prozent. Zwar gab es am Black Friday tatsächlic­h überdurchs­chnittlich viele Preisnachl­ässe, aber nicht alle Sonderange­bote waren tatsächlic­h so gut, wie sie schienen. Oftmals berechnete­n die Händler ihre Rabatte auf Basis der Unverbindl­ichen Preisempfe­hlung (UVP), anstatt den tatsächlic­hen Marktpreis als Referenzwe­rt heranzuzie­hen, der häufig weit darunter liege, erklärte der IdealoExpe­rte Michael Stempin.

Seine Empfehlung: Wer echte Schnäppche­n machen will, sollte sich nicht auf den Black Friday versteifen, sondern die Preise der Wunschprod­ukte über einen längeren Zeitraum beobachten.

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FOTO: UNSPLASH Schaufenst­er: Einer Preisanaly­se von Idealo zufolge lag die durchschni­ttliche Preiserspa­rnis am Aktionstag 2019 bei lediglich acht Prozent.

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