Kein Wahlkampf, wie man ihn kennt

Grüne thematisieren bei Wangener Kreismitgliederversammlung auch die Landtagswahl 2021

WANGEN - Digital lief sie ab, die Kreismitgliederversammlung von Bündnis 90/Grünen Wangen. Unter anderem ging es um die Idee weiterer Ortsverbände und die Vorstellung der Wahlkampfstrategie für die Landtagswahl in rund vier Monaten. Drei Stunden lang tauschten sich die rund 20 Mitglieder aus, wählten und erhielten am Ende von Petra Krebs und Agnieszka Brugger noch Einblicke in die aktuelle Landes- und Bundespolitik.

Nicht alles lief von Beginn an rund bei der Videokonferenz zur Kreismitgliederversammlung. Hier und da hakte die Technik, dort gab es Fragen zur „richtigen Abstimmung“bei der Delegiertenwahl oder auch, wo sich auf der Plattform was finden lässt. Die Kreisvorstände Katharina Edelmann und Klaus Häring-Becker und weitere Mitglieder lösten die „Probleme“pragmatisch, in Ruhe und mit Geduld – und ernteten am Ende viel Lob.

Häring-Becker war es auch, der Inhalte der Klausurtagung des Vorstandes vorstellte, um dem Kreisverband mit seinen 140 Mitgliedern, die den Jahrgängen 1946 bis 2001 entstammen, zukunftsfähige

Strukturen zu geben. „Wie werden wir den unterschiedlichen Generationen gerecht?“fragte Häring Becker und verkündete gleichzeitig: „Wir haben den größten Zuwachs aller ländlichen Kreisverbände. Das liegt vor allem an Bad Waldsee und Isny.“

Weniger eingebunden sind laut dem Kreisvorsitzenden hingegen die grünennahen Gruppierungen in den kleineren Gemeinden: „Der Kreisvorstand hat gesagt, Ziel muss es sein, neue Ortsverbände zu gründen – angepasst in etwa an Wahlkreisstrukturen.“Häring-Becker schwebt zu den bereits bestehenden ein Ortsverband Wangen (mit Achberg und Amtzell), ein Ortsverband Bad Wurzach-Kißlegg und ein Ortsverband Leutkirch (mit Aitrach und Aichstetten) vor. Dies soll aber nicht „von oben“bestimmt werden. Vielmehr sollen Mitglieder vor Ort überzeugt werden. Häring-Becker: „Das wären jetzt die nächsten Schritte, dass man Personen in den Orten konkret anspricht.“Karl-Heinz Hekler, Isnyer Ortsverbandsvorsitzender, berichtete von seiner Analyse, dass es bei der vergangenen Landtagswahl dort, wo es

Ortsverbände gab, Ergebnisse deutlich über dem Landesschnitt gegeben habe: „Ganz schlecht war es an den Gemeinden an der Iller.“Seiner Meinung nach sei die Zeit gekommen, um den Parteinamen Bündnis 90/Grünen nun auch auf kommunaler Ebene offiziell auftauchen zu lassen.

Dass Wangen mit seiner Grün-Offenen Liste (GOL) ein „Spezialfall“sei, sprach auch Häring-Becker an. Mit dem Vorstand habe man gesprochen: „Wir hätten dort eine Struktur vor Ort und müssen überlegen, wie man vorgeht.“Noch aber sei das letzte Wort nicht gesprochen. Auf mögliche Kandidaturen, merkte Hekler an, hätte das keinen Einfluss: „Es müssen ja nicht alle Mitglieder sein.“

Hekler war es auch, der als Wahlkampfleiter das Team der „Unterstützer-Pyramide“mit Steuerungs-, Wahlkampf- und Fachteams vorstellte. Corona werde auch im Wahlkampf Probleme bereiten: „Es wird kein Wahlkampf, wie wir ihn kennen.“Entsprechend müsste man auf Webseiten, Facebook, Instagram und Co. entsprechend aktiv sein. Ideen der Basis seien willkommen und werden gesammelt. Hekler erinnerte auch daran, dass man versuchen werde, die neu entstehende Liste rund um die Fridays-for-Future-Bewegung bei den Grünen einzugliedern.

Es folgten die Berichte und Rückblicke aus den Ortsverbänden Bad Waldsee und Isny-Argenbühl, der Kreistagsfraktion und der Fraktion des Regionalverbandes. Diskutiert wurde die Aufhebung der Kostenfreiheit des Windelsacks ebenso wie beispielsweise das weitere Vorgehen in Sachen Altdorfer Wald. Corona, der Strategiedialog, die Klimaschutzziele im Klimaschutzgesetz und das Grundsteuergesetz waren danach Themen der Landtagsabgeordneten Petra Krebs, die US-Wahl und die EUKlimaschutzziele jene der Bundestagsabgeordneten Agnieszka Brugger.

Als Delegierter für die Bundesdelegiertenkonferenz wurde Ulrich Köpfler (Bad Waldsee) gewählt. Ersatzdelegierte ist Maria Heubuch (Leutkirch). Einstimmig votierten die Mitglieder für Maria Heubuch (Leutkirch) und Wolfgang Richard (Isny) als Delegierte auf Landesebene. Ersatzdelegierte sind Elke Müller (Bergatreute) und Doris Zodel (Wangen).

„Wir haben den größten Zuwachs aller ländlichen Kreisverbände.“

Klaus Häring-Becker, Wangener Kreisvorstand der Grünen