Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Zwei weitere Corona-Tote im Kreis
Die Zahl der Covid-19-Patienten in den OSK-Häusern steigt langsam, aber stetig
RAVENSBURG (vin) - Zwei weitere Menschen sind im Kreis Ravensburg an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben. Es soll sich dabei um zwei Bewohner eines Altenheims in Argenbühl handeln. Damit steigt die Zahl der Pandemie-Todesopfer im Kreis Ravensburg auf 13. Sieben Menschen starben während der ersten Welle von März bis Mai, sechs innerhalb der vergangenen drei Wochen. Die Zahl der Patienten an den Häusern der Oberschwabenklinik (OSK), die wegen Covid-19 behandelt werden müssen, ist übers Wochenende erneut leicht gestiegen. Dafür geht die Zahl der Neuinfizierten etwas zurück.
Wie OSK-Pressesprecher Winfried Leiprecht auf SZ-Anfrage mitteilt, sind in Ravensburg und Wangen nunmehr 23 Männer und Frauen wegen einer Infektion mit dem neuen Coronavirus im Krankenhaus, davon sechs auf den Intensivstationen (je drei am Elisabethen-Krankenhaus und am Westallgäuklinikum). Hinzu kommen sechs Verdachtsfälle. „Es ist der Höchststand in der zweiten Welle.
Wir sehen ganz klar, dass die Krankenhauseinweisungen dem Infektionsgeschehen hinterherhinken“, so Leiprecht. Das liege daran, dass die Krankheitsverläufe bei den meisten Betroffenen in der ersten Woche mild verlaufen würden und sich der Zustand der Erkrankten danach erst so stark verschlechtere, dass sie ins Krankenhaus müssten. In der ersten Welle der Corona-Pandemie im Frühjahr lag der Höchststand in der OSK bei 32 Patienten.
Die OSK habe in Wangen bereits damit begonnen, Personal aus anderen Bereichen für die Behandlung von Covid-19-Patienten abzuziehen. „In ganz geringem Maß“würden auch bereits an beiden Häusern planbare Operationen um einen Tag verschoben, aber nicht komplett abgesagt. Derzeit denke man darüber nach, beispielsweise Adipositas-Eingriffe und Ähnliches, was nicht unmittelbar drängt, auch länger zu verschieben. Der Standort Bad Waldsee ist weiterhin frei von Corona-Fällen.
Im Kreis Ravensburg scheint sich die Zahl der Neuinfizierten nach einem steten Anstieg in den vergangenen Wochen erstmals wieder abzuschwächen. Das Landratsamt vermeldete für die vergangenen drei Tage 72 neue Fälle, ein falsch-positives Ergebnis aus Bad Wurzach aus der vergangenen Woche wurde korrigiert und von der Gesamtzahl abgezogen. Damit sank die 7-Tage-Inzidenz vom Höchstwert vergangenen Freitag (106,5) nach Berechnungen der „Schwäbischen Zeitung“auf 94. Der Wert gibt die Zahl an Neuinfizierten innerhalb einer Woche auf 100 000 Einwohner an. Er dient unter Umständen als Grundlage für Verschärfungen oder Lockerungen im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus.
Die meisten neuen Fälle gab es in Bad Waldsee (17), gefolgt von Ravensburg (12) und Weingarten (8). Jeweils fünf neue Fälle wurden aus Aulendorf und Wangen vermeldet sowie jeweils vier aus Altshausen, Argenbühl und Kißlegg.
Viele fragen sich, ob die Zahl der entdeckten Neuinfizierten nicht nur die Spitze des Eisbergs ist und die Dunkelziffer entsprechend viel höher. Zu diesem Thema gibt es Neues: Die OSK hat sich an einer deutschlandweiten Studie zum Infektionsgeschehen bei Kindern und Jugendlichen beteiligt. Unter Leitung von Andreas Artlich, Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin am EK, seien seit Ostern 2000 Kinder und Jugendliche von 0 bis 18 Jahren, die wegen anderer Krankheiten behandelt wurden, getestet worden, um zu vermeiden, dass eventuell asymptomatische junge Patienten andere im Krankenhaus anstecken könnten. Gleichzeitig gibt der Datensatz Aufschluss über die Dunkelziffer. Bei den Screenings wurden an der OSK nur neun positive Fälle entdeckt, was einer sehr geringen Quote von 0,45 Prozent entspricht. Gesundheitsexperten wie der Epidemiologe Karl Lauterbach zweifeln die Aussagekraft dieser deutschlandweiten Studie jedoch an, weil sie auch die Sommermonate mit niedriger Inzidenz abbilde.