Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Große Enttäuschu­ng für Judoka Anna-Maria Wagner

Kämpferin vom KJC Ravensburg verliert bei der Judo-Europameis­terschaft in Prag in der ersten Runde

- Von Michael Panzram

RAVENSBURG - Erst am Montag ging es ihr wieder besser. Ein bisschen zumindest. Befriedige­nde Antworten hat Anna-Maria Wagner zwar nicht gefunden, aber zumindest hat sie ausführlic­h analysiert, was da am vergangene­n Samstag in Prag passierte. Bei der Judo-EM kassierte die 24-Jährige vom KJC Ravensburg eine extrem enttäusche­nde Erstrunden­Niederlage. Eine Gelegenhei­t zur Wiedergutm­achung hat Wagner erst wieder im kommenden Jahr.

Die Vorbereitu­ng auf ihren ersten Kampf seit Februar war für AnnaMaria Wagner richtig gut gelaufen. Körperlich fühlte sie sich gut, der Kopf schien auch bereit, auch die Anreise in die tschechisc­he

Hauptstadt verlief glatt, der obligatori­sche Corona-Test war negativ. „Sogar das Aufwärmen war richtig gut“, sagt Wagner. Doch dann betrat sie die Matte für ihren Erstrunden­kampf gegen die Italieneri­n Girogia Stangherli­n – und fühlte sich, als hätte sie eine Schlaftabl­ette genommen. „Ich war voll schwach, richtig platt“, erzählt Wagner am Montag danach. „Blau“sei sie geworden, was in der Sportwelt dafür steht, dass der Körper nach langer Kraftanstr­engung übersäuert. Der aus Ravensburg stammenden Judoka aber passierte es früh im ersten Kampf des Tages, der eigentlich ein langer werden und womöglich mit dem Europameis­tertitel enden sollte. Alles habe „zugemacht“, sie habe „keine Power“gehabt, sagt Wagner. Und tatsächlic­h: Eine richtig gute Aktion kam von ihr nicht – auch nicht, als die Italieneri­n eine erste Verwarnung kassiert hatte. „Ich konnte das Tempo nicht mitgehen“, sagt Wagner. Gegen Ende der regulären Kampfzeit kassierte auch sie die erste Gelbe Karte, bald darauf die zweite, um in der Verlängeru­ng die entscheide­nde dritte zu bekommen. Aus der Traum. „Ich war einfach fertig. Dafür habe ich keine Erklärung“, hadert Wagner mit dem frühen Ausscheide­n.

Zwar blieb sie danach noch eine Weile in der Halle, um ihren Mannschaft­skolleginn­en zuzusehen. Doch dann hatte sie genug. Anna-Maria Wagner wollte nur noch weg. Und zwar gleich ganz weg aus Prag, zurück in die Heimat. Weil der Teampsycho­loge der deutschen Mannschaft sich bereit erklärte, die sofortige Rückreise mitzumache­n, bekam Wagner die Freigabe für die vorzeitige Abreise. Eigentlich war die Rückfahrt für Sonntag geplant. Kurz nach 20 Uhr stieg Wagner ins Auto. Nebeneffek­t der vorzeitige­n Abreise: Mit ihrem Mitfahrer hatte sie ausreichen­d Gelegenhei­t, das frühe EMAus zu analysiere­n. Um 2.30 Uhr in der Nacht war sie wieder daheim in Köln. Ohne wirkliche Antwort auf die drängendst­e Fragen. Aber immerhin mit der Gewissheit, sich ausreichen­d dazu Gedanken gemacht zu haben. „Ich hatte eigentlich eine Bombenkond­ition, es sollte wohl nicht mein Tag sein“, sagt sie. Bei einem großen Turnier war es indes nach dem frühen Aus bei der WM 2019 in Tokio das zweite Mal, dass sie im ersten Kampf scheiterte.

Apropos Tokio: Im Januar soll sich der Blick für Anna-Maria Wagner auf Japan richten. Dort finden die Olympische­n Spiele statt, für die sie seit Februar nominiert ist. Den Start in die Olympiasai­son wird Mitte Januar das Masters bilden, das von der Wertigkeit nur knapp unterhalb der WM anzusiedel­n ist. Zuvor geht es für Wagner im Dezember noch einmal in ein einwöchige­s Trainingsl­ager mit der deutschen Mannschaft, danach wird sie die Weihnachts­feiertage in der oberschwäb­ischen Heimat in Ravensburg verbringen. Am Weihnachts­baum wird Anna-Maria Wagner dann womöglich viel an Tokio denken – und so wenig wie möglich an Prag.

„Ich war voll schwach, richtig platt.“

Anna-Maria Wagner

 ?? ARCHIVFOTO: IMAGO IMAGES/KENNY BEELE ?? Frühes Aus bei der EM: Anna-Maria Wagner (hier beim Grand Slam in Düsseldorf) ist in der ersten Runde gescheiter­t.
ARCHIVFOTO: IMAGO IMAGES/KENNY BEELE Frühes Aus bei der EM: Anna-Maria Wagner (hier beim Grand Slam in Düsseldorf) ist in der ersten Runde gescheiter­t.

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