Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Die Stadt Isny und der Gestalter Otl Aicher
Legendäres, schwarz-weißes „Corporate Design“ist eine zeitlose Halbes-Jahrhundert-Geschichte
ISNY - Designer Otl Aicher, der mit seinem grafischen Konzept für die Olympischen Sommerspiele in München 1972 zu Weltruhm gelangte, hat in jenen Jahren auch für die Stadt Isny gearbeitet. Der aus Ulm stammende Künstler schuf in den 1970erJahren 128 Bildzeichen, die einerseits die Stadt Isny in ihrer Gesamtheit zeigen sollten, aber ebenso das umliegende Allgäu in einer ganz eigenen, ganz typischen „Aicher-Art“. Dabei gestaltete er in einer neuen Bildsprache, was er ganz genau kannte: Immerhin hatte er sich Anfang der 1970er-Jahre in Rotis bei Leutkirch niedergelassen.
Seit einigen Jahren hat die „Isny Marketing GmbH (IMG)“das von Otl Aicher für Isny entwickelte Erscheinungsbild wieder in den Fokus der Stadtwerbung gerückt und zugleich weiterentwickelt. Aufsehen erregte dabei auch, dass in der ehemaligen Brauerei in Urlau einige Originale der Aicher-Piktogramme entdeckt wurden, bevor das Gebäude zur „Allgäuer Genussmanufaktur“umgebaut wurde. Die Rechte an den 128 Bildzeichen von Otl Aicher hält heute die IMG.
Deshalb kann sich die Stadt Isny ihren Gästen und Bürgern im Hallgebäude am Marktplatz im neuen „Isny Shop“und mit der „Isny Info“mit zahlreichen neuen – und wieder aufgelegten – „Aicher-Produkten“präsentieren.
Das Gestaltungskonzept von drei neu entwickelten Produktlinien wie auch jenes der Räumlichkeiten überhaupt folgt dem nach wie vor auf Aicher basierenden „Corporate Design“. Allerdings wurde es von der IMG in den 2000er-Jahren weiterentwickelt und steht heute mehr denn je für die Identität der Westallgäuer Kommune.
Diese Gestaltung inszeniere die Stadt Isny „zwar ganz in SchwarzWeiß, aber gleichzeitig in ihrer ganzen bunten Vielfalt“, heißt es dazu in einer Pressemitteilung der IMG zur Eröffnung des Hallgebäudes am 20. November. Die Piktogramme würden auf den Souvenirs wie in der Raumgestaltung, auch der neuen
Stadtbücherei, „kontrastreich und kantig, aber gleichzeitig vielschichtig und weich, modern und avantgardistisch, aber traditionsbezogen und authentisch“präsentiert.
Aichers Absicht sei schon vor knapp fünf Jahrzehnten gewesen, mit so aussagekräftigen wie reduzierten Motiven „von Menschen, Landschaften, Tieren, dem Handwerk, dem Gewerbe, von Kultur, Tradition, der Region und den Jahreszeiten, die zu Isny
gehören“zu erzählen. „Gleichzeitig bleiben sie offen und laden ein, zum eigenen Erleben vor Ort. Das von Aicher entwickelte Design spiegelt Isnys Identität auf eine außergewöhnliche Weise“, betont Karin Konrad, Leiterin des Kulturbüros. „Die IMG hat in ihrer Stadtwerbung in vielerlei Hinsicht an den formalen Gestaltungsrichtlinien des Corporate Designs von Otl Aicher festgehalten, es aber gleichzeitig konsequent weiterentwickelt und in ein Gesamtkonzept für die Stadt integriert“, erklärt Konrad seitens der IMG.
Katrin Mechler, die Leiterin des Isnyer Stadtmarketings, ergänzt, dass sich die IMG seit ihrer Gründung 2005 wieder auf Aichers Schaffen besonnen habe mit dem Ziel, „Isny authentisch nach außen und nach innen zu präsentieren – durch die wiederkehrende Nutzung der Aicher-Motive, beispielsweise in der
Isnyer Beschilderung und in Kampagnen, blieb das Design erhalten und wurde selbst zu einer Konstanten der Stadtidentität.“
Als Teil dieses Gesamtkonzeptes entstanden in den vergangenen Jahren diverse Werbemittel, und „im Hinblick auf die Eröffnung des geschichtsträchtigen Hallgebäudes und mit der Weiterentwicklung des Corporate Designs sind in den letzten Monaten außerdem zahlreiche weitere Produkte konzipiert und hergestellt worden“, schildert Mechler.
Das Stadtmarketing habe drei Produktlinien entwickelt: „Die Produkte im Otl-Aicher-Design, bei denen originale Aicher-Motive appliziert wurden, Produkte im Isny-Design, die zur Stadt passen und in Sachen Erscheinungsbild an Aicher angelehnt sind, und die Isny-Produkte, die in Isny und von Isnyern hergestellt sind und ebenfalls dem weiterentwickelten Corporate Design entsprechen“, erklärt Mechler.
Im Aicher-Design gibt es ein Memory-Spiel mit allen 128 Bildzeichen, das Buch „Das Allgäu (bei Isny). In Zeichnungen von Otl Aicher und Texten von Katharina Adler“sowie Stofftaschen, Postkarten, Plakate, Streichhölzer und Kühlschrankmagnete mit verschiedenen Aicher-Motiven.
„Wie die Verkaufsprodukte der beiden anderen Linien stehen sie für die Corporate Identity Isnys und sollen eine Verbindung herstellen – zwischen Bürgern und ihrer Heimat und zwischen Besuchern und einer Stadt, die ihnen durch die Souvenirs lebhaft im Gedächtnis bleibt“, betont Mechler. „Im Gegensatz zu den anderen zwei Linien steht hier Aicher im Vordergrund und Isny im Hintergrund. Durch die Präsenz Aichers wird jedoch die Idee, die der Künstler von Isny hatte, ganz deutlich kommuniziert.“
Alle Produkte sind wie berichtet im neuen „Isny Shop“im Hallgebäude erhältlich. Außerdem arbeitet die IMG am Aufbau eines Online-Shops, der laut Geschäftsführer Jürgen Meier noch vor Weihnachten auch Bestellungen übers Internet ermöglichen soll.