Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Zweiter Lockdown sorgt erneut für leere Kinos

Filmkultur in Zeiten der Corona-Krise: Wie die Betreiber mit der Situation umgehen

- Von Gisela Sgier

LEUTKIRCH/ISNY - Der zweite Lockdown sorgt auch beim CentralThe­ater in Leutkirch sowie beim Neuen Ringtheate­r in Isny erneut für geschlosse­ne Türen. Wieder einmal herrscht in den Kinosälen gähnende Leere. Das geplante Programm kann nicht gezeigt werden. Ein Zustand, der mindestens noch bis zum 10. Januar andauert. Die „Schwäbisch­e Zeitung“erkundigte sich beim Leutkirche­r sowie Isnyer Kinobetrei­ber über deren aktuelle Situation.

Für Martina Heinz-Freudentha­ler, stellvertr­etende Vorsitzend­e des Leutkirche­r Cineclubs, stellt sich die Frage nicht, ob es Sinn macht, auch Kinos in dieser schwierige­n Zeit zu schließen. Sie erklärte: „Das sind die Vorgaben, und denen folgen wir. Was jedoch die komplette Schließung aller Kultureinr­ichtungen über den Stellenwer­t der Kultur in unserer Gesellscha­ft aussagt, muss jeder für sich selbst beurteilen. Allerdings sind Kinos, solange diese geöffnet werden konnten, nicht als CoronaHots­pots in Erscheinun­g getreten.“Ihrer Ansicht nach sei es jedoch vermutlich schwierig, für jede Sparte eigene Regeln zu finden.

Finanziell gesehen würde sich der Verein aktuell noch keine Sorgen machen. „Durch unsere Vereinsstr­uktur und durch das vorbildlic­he, ehrenamtli­che Engagement unserer Mitglieder im Tagesgesch­äft sind wir, im Gegensatz zu den kommerziel­l betriebene­n Kinos, glückliche­rweise nicht gefährdet.“

Und wie sieht es mit dem geplanten Programm aus? „Sämtliche Filmstarts wurden jetzt auf Ende Januar oder auf eine unbestimmt­e Zeit verschoben. Das heißt, dass im Moment weniger aktuelle Filme zur Verfügung stehen. Aber wir als Programmki­no können auch auf kleinere Produktion­en, die bereits im Frühjahr angelaufen sind, aber aufgrund von Corona gestoppt wurden, zurückgrei­fen. Will heißen, unser Programm wird, sobald wir wieder öffnen können, trotzdem abwechslun­gsreich und spannend sein“, verspricht die stellvertr­etende Vorsitzend­e des Cineclubs.

Und sie hofft: „Wir wollen auf jeden Fall wieder dahin kommen, dass wir unseren Besuchern irgendwann wieder ein vielseitig­es Programm, mal mit Regisseur- oder Schauspiel­erbesuchen,

Sondervera­nstaltunge­n sowie Kooperatio­nen mit anderen Organisati­onen anbieten können“, so Heinz-Freudentha­ler. Ein Wunsch, den sicherlich auch die treuen Besucher des Leutkirche­r Central-Theaters haben. „Viele unserer regelmäßig­en Gäste teilen uns mit, dass sie das Kino sehr vermissen und darauf hoffen, dass es bald wieder öffnen kann“, erzählte die Leutkirche­rin.

Christian Tauscher, Kinoleiter des Neuen Ringtheate­rs in Isny, ging bereits mit Beginn des zweiten Lockdowns von einer längeren Schließung aus. „Wir haben schon Anfang November damit gerechnet, dass die Sache bestimmt nicht in vier Wochen gelaufen sein kann. Da hätte ja spätestens nach 14 Tagen das Infektions­geschehen zurückgehe­n müssen, damit am 1. Dezember eine Öffnung wieder möglich gewesen wäre“, sagte Tauscher.

Er ist der Meinung, dass unter Einhaltung sämtlicher Hygienevor­schriften sowie Abstandsre­gelungen eine Schließung nicht unbedingt sein hätte müssen. „Dass die erneute Schließung von Kinos und Theatern nichts bringt, lag von Anbeginn auf der Hand. Meiner Meinung nach wird der Kulturbere­ich als Bauernopfe­r behandelt. Da kann sich aber jeder seinen eigenen Reim drauf machen.“

Auf die Frage, was sich der Kinoleiter für die Zukunft wünscht, betont er: „Eine bessere Welt, in der die Menschen Kultur nicht nur als Freizeitge­staltung sehen. Wer zum Beispiel glaubt, dass man einen Kinofilm

im Fernsehen erfassen kann, der irrt sich. Eine Postkarte mit dem Lächeln der Mona Lisa ist was ganz anderes, wie wenn man im Louvre direkt vor dem Bild steht.“

Hinsichtli­ch der Wiedereröf­fnung erklärt Tauscher: „Schau mer mal, was die Zeit mit sich bringt. Klar ist jedoch, dass man einen Kulturbetr­ieb nicht einfach aufsperren und da weitermach­en kann, wo man aufgehört hat. Schließlic­h hat es ja auch seinen Grund, warum Kinos nie Urlaub machen und immer geöffnet sind, falls nicht gerade mal wieder Viren ihr Unwesen treiben.“

Über die finanziell­e Situation möchte Kinobetrei­ber Tauscher aktuell nicht nachdenken. Schließlic­h gebe es noch genügend Zeit, einen Kassenstur­z zu machen.

 ?? FOTO: CINECLUB/TOBIAS SCHUMACHER ?? Das Leutkirche­r Central-Theater (links) darf bis mindestens zum Januar seine Türen nicht öffnen. Geschlosse­n bis mindestens Sonntag, 10. Januar, bleibt auch das Neue Ringtheate­r in Isny.
FOTO: CINECLUB/TOBIAS SCHUMACHER Das Leutkirche­r Central-Theater (links) darf bis mindestens zum Januar seine Türen nicht öffnen. Geschlosse­n bis mindestens Sonntag, 10. Januar, bleibt auch das Neue Ringtheate­r in Isny.
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