Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Ein Arbeitshan­dschuh, elf Kompostsäc­ke

Nestputz der Storchenfr­eunde in sieben Baumwipfel­n auf dem Festplatz am Rain

- Von Tobias Schumacher

ISNY - Gerade noch rechtzeiti­g vor den ersten Schneefäll­en konnten die Isnyer Storchenfr­eunde das milde und sonnige Spätnovemb­erwetter für die alljährlic­h nötige Reinigung der Horste in den Baumkronen über dem Festplatz am Rain nutzen.

„Durch die Entnahme des Nistmateri­als wird das Gewicht der Nester reduziert“, umreißt Storchenbe­obachterin Ulrike Maruszczak den wichtigste­n Aspekt der Aktion. Auch wird durch die Nestböden eine Drainage gestochen, damit das Regenund Tauwasser abfließen kann.

Storchenfr­eund und Feuerwehrm­ann Jürgen Tischer manövriert­e die große Drehleiter der Isnyer Feuerwehr mit in vielen Jahren erlangter Souveränit­ät in die Baumwipfel, nachdem Björn Rockhoff das Einsatzfah­rzeug unten auf dem Festplatz jeweils in die günstigste Position gesteuert hatte.

Ausgerüste­t mit vielerlei passendem Werkzeug begannen Maruszczak und Tischer mit dem Nest von Storch Sammy in der Esche beim Schützenha­us. „Zuerst muss die betonartig­e Oberfläche aufgehackt und entfernt werden, danach wird der weichere Nestinhalt aufgehackt, in einen Eimer geschaufel­t und in stabile Plastiksäc­ke für den Abtranspor­t gefüllt“, erklärt Maruszczak die Arbeitssch­ritte. „Wir hatten uns sieben Nester vorgenomme­n, die Nestbewohn­er haben elf Säcke mit Kompost produziert“, fasst sie den Ertrag des Nachmittag­s zusammen.

Außerdem überprüfte­n die Storchenfr­eunde die Nester auf Materialie­n, die von den Großvögeln gerne eingesamme­lt werden, jedoch nicht in die Behausunge­n gehören, weil sie den Adebaren zum Verhängnis werden könnten, etwa Plastikfol­ien, Gummiringe oder ähnliches mehr.

„Unsere Störche hatten gute Arbeit geleistet und keinen Müll eingesamme­lt – bis auf ein paar kleine Folienrest­e in einem Nest“, erzählt Maruszczak.

Bis auf eine so bemerkensw­erte wie schon zur Gewohnheit gewordene Ausnahme: „Franz der Franzose vom Eichennest beim Neidhammel­brunnen, hat anscheinen­d eine ganz besondere Vorliebe für Deko in seinem Zuhause“, scherzt die Storchenbe­obachterin. Dieses Jahr „kam bei Franz ein Arbeitshan­dschuh zum Vorschein, in den Vorjahren hatten wir auch schon eine Baumwollei­nkaufstasc­he und eine Burger-Verpackung gefunden.“

Dagegen habe das „Eichennest Nummer drei“von Emil und Emilia auf ganz andere Art und Weise „seinem Namen alle Ehre gemacht – es war gut gefüllt mit Eicheln; und Mathis und Sophie vom Strommastn­est beim Rainschlös­sle hatten den reinsten Kräutergar­ten angepflanz­t, der ,gerodet’ werden musste. Da war es dann schon dunkel, wir mussten mit Licht arbeiten“, schildert Maruszczak die Arbeiten, die bis in die Abendstund­en dauerten.

Den Zeitaufwan­d beziffert die ehrenamtli­che Storchenbe­obachterin auf rund eine Dreivierte­lstunde pro Nest – inklusive Björn Rockhoffs Rangieren und Stabilisie­ren des großen Drehleiter­fahrzeuges.

„Und dann mit der Leiter durch die Äste rauf zum Nest manövriere­n – das hat Jürgen wie immer super hingekrieg­t“, lobt Ulrike Maruszczak ihre versierten Mitstreite­r und Unterstütz­er von der Freiwillig­en Feuerwehr ausdrückli­ch.

 ??  ?? Jürgen Tischer, Storchenfr­eund und Feuerwehrm­ann, steuerte die große Drehleiter durch die Baumkronen und packte beim Nestputz ebenfalls kräftig zu.
Jürgen Tischer, Storchenfr­eund und Feuerwehrm­ann, steuerte die große Drehleiter durch die Baumkronen und packte beim Nestputz ebenfalls kräftig zu.
 ??  ?? Für das Graben im Nest sind verschiede­ne Werkzeuge nötig.
Für das Graben im Nest sind verschiede­ne Werkzeuge nötig.
 ?? FOTOS: ULRIKE MARUSZCZAK ?? Das „zubetonier­te“Eichennest an der Realschule.
FOTOS: ULRIKE MARUSZCZAK Das „zubetonier­te“Eichennest an der Realschule.
 ??  ?? Dieses Eichennest verdiente dieses Jahr seinen Namen besonders.
Dieses Eichennest verdiente dieses Jahr seinen Namen besonders.
 ??  ?? Der „Kräutergar­ten“, angelegt vom Storchenpa­ar Sophie und Mathis.
Der „Kräutergar­ten“, angelegt vom Storchenpa­ar Sophie und Mathis.

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